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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht
Autoren: Maja Winter
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das sich zwischen seinen Zähnen verfangen hatte, und beugte sich gespannt vor. » Sag nichts. Lass mich raten. «
    Berias stieß ein hysterisches Lachen aus. » Wie Ihr wünscht. «
    Die Verlobungsgesellschaft ritt lärmend in die tote Stadt ein. Das Rumpeln der Wagen, das Klappern unzähliger Hufe brachte endlich Leben zurück an diesen Ort, der so lange still geruht hatte. Über allem hing eine Melodie wie ein zarter Schleier, die perlenden Töne einer Simbarine, der seltenen und kostbaren Sommerharfe. Nur die besten Musiker vermochten sie zu spielen.
    Ralnir würde den Auserwählten erkennen. Bei der Tänzerin, ein Blick genügte, und er würde es wissen.
    Die Diener schieden aus, die Höflinge, die kichernden Edeldamen. Der Meister richtete seine Aufmerksamkeit auf die Mädchen und die jungen Fürsten, die sich im Gefolge befanden.
    Das alte Blut von Terajalas, gemischt mit dem wilden, gottlosen Blut der Eindringlinge aus Wiram. Je nachdem, aus welcher Familie der Erwählte stammte, würde das alte Blut stark in ihm sein, viel stärker als das verderbte Erbe der Eroberer. Auch wenn es viel schwieriger sein würde, ihn auf den Thron zu heben als eine der Prinzessinnen, konnte Ralnir doch seine Erleichterung nicht verhehlen, dass der Erbprinz sich als ungeeignet erwiesen hatte. Je weniger der Richtige von diesem grausamen Tyrannen Ilan in sich trug, umso besser.
    Einer.
    Dieser dort, der musste es sein. Ralnirs Blick blieb an einem jungen Mann hängen, der stolz zu Pferde saß. Er sah gut aus, das blonde Haar floss ihm wie eine Mähne über den Rücken, sein Kinn war hochgereckt, und mit wachsamem Blick überwachte er das Treiben der angetrunkenen Adelskinder. Nur eine schmale weiße Narbe von seiner Augenbraue bis zum Wangenknochen störte den Eindruck vollkommener Schönheit. Eine der Frauen lachte auf, so schrill, dass die vornehme dunkelbraune Stute des Reiters scheute. Doch es genügte eine Handbewegung, und sie beruhigte sich wieder. Der junge Mann war vollkommen, bis auf das helle Haar, das sein wiramisches Blut verriet.
    Â» Schön und stolz wie ein König « , flüsterte Ralnir, und unermessliche Freude wallte in ihm auf.
    Berias schnaubte nur unwillig. » Das ist Prinz Meriwan Dor Hojan, der jüngste Bruder des Königs. Man nennt ihn den Helden von Jakont. «
    Davon hatte der Meister natürlich gehört, wie jeder in ganz Terajalas und darüber hinaus. Die Bestie von Jakont– so schimpften seine Feinde den Mann. In Terajalas wurde er dagegen als der Schwerttänzer gerühmt, nachdem er die Schlacht im Jakont-Tal entschieden und die überlegenen Helstener zurückgeschlagen hatte.
    Das verfluchte Blut von Wiram! Der König und seine Verwandten zählten nicht, das wusste jeder im Orden. Nicht er, sondern Königin Diyala trug das Blut der Alten in sich. Nach vielen Generationen war es endlich auf den Thron zurückgekehrt. Aus ihrem Umfeld würde der Retter kommen.
    Â» Die beiden dunkelhaarigen Mädchen dort drüben, das sind die Königstöchter Hartet und Gurija « , sagte Berias. Leise zitierte er aus den Aufzeichnungen der Bruderschaft: » Doch geblieben ist ihnen nichts. Nicht der Turm, den sie vergessen haben, nicht die Quelle, missachtet von den Törichten, auch nicht das Blut derer, in denen die Macht lebte. « Er seufzte. » Es tut mir schrecklich leid, Meister. Ich habe so große Hoffnung in sie gesetzt, als der Erbprinz versagte. Sie sind beide klug, wissbegierig, höflich, gesittet– nun ja, mehr oder weniger. Jeder von ihnen habe ich ein Instrument überreicht. Eine Flöte für Hartet, eine Laute für Gurija. «
    Seine düstere Stimmung ließ nichts Gutes ahnen. » Sie haben versagt? Beide? «
    Â» In ihren Händen blieb es totes Holz. «
    Die Sommerharfe wurde lauter. Sie stöhnte und ächzte, sie schrie vor Kummer, dann lachte sie wild auf und wechselte von Dunkelton zu Sonnenton. Herausfordernd, keck, ungestüm. Die Musik spornte die Mädchen an, die auf den Wagen tanzten. Ralnir sagte nichts. Seine Fäuste ballten sich in den Taschen seiner Kutte, seine Rechte schloss sich so fest um die Glasscherbe, die in seinem Fleisch steckte, dass er das Blut über die Finger rinnen fühlte. Der gewohnte Schmerz umhüllte seine Hand, scharf und brennend.
    Â» Es sind mindestens zweimal sechzehn junge Adlige, auf die einzelnen
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