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Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman
Autoren: Michael Cobley
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sagte er. »Das ist wundervoll und - fremdartig.«
    »Das ist der Garten der Maschinen, eine Art Sanktuarium, eine Zwischenstation für AIs und künstliche Intelligenzen, ein Ort der Erholung und Instandsetzung. Außerdem ist dies das Hauptquartier des Konstrukts und Heimat seiner Gefolgsleute und Untergebenen. Wenn du von draußen hierherschauen könntest, hättest du den Eindruck, einen schwebenden Inselberg vor dir zu sehen, mit weiteren Gebäuden und Gehwegen an der Unterseite … Übrigens werden wir nach unserer Rückkehr jede Menge Zeit für Besichtigungen haben.«
    »Nach unserer Rückkehr?«

    »Von deiner Mission, Daddy! Du sollst doch mit Gott in den Dialog treten.«
    »Aber ich habe mich noch nicht … also, ich denke noch drüber nach.«
    »Aber das Konstrukt hat mir alles erklärt, und es ist ganz einfach. Wenn du nicht gehst, muss das Konstrukt stattdessen einen Semiorganiker losschicken, den Gott vielleicht gar nicht beachten wird. Bitte sag ja, Daddy, bitte.«
    Er wusste, wann er nachgeben musste, zumal er den Verdacht hatte, dass Rosa sein Ersatz sein könnte. Das Konstrukt versteht es, subtilen Druck auszuüben .
    »Ist gut«, sagte er. »Ich gehe.«
    Sie fasste ihn beim Arm. »Das wird aufregend, Daddy, ein richtiges Abenteuer!«

Julia
    An Bord der Deucalion, der Pinasse der Herakles , die unterwegs war zum Freihafen Baramu, erhob sich Julia Bryce von der Rechenkonsole, dankte dem Systemoperator - der an Bord des kleinen Raumschiffs auch die Funktion des Funkoffiziers innehatte -, trat aus der Arbeitsnische auf den Flur und ging nach vorn. Der Gang war schmal, und zweimal musste sie sich an entgegenkommenden Besatzungsmitgliedern vorbeizwängen, eine unangenehme Erfahrung, doch allmählich gewöhnte sie sich daran. Zumindest gelang es ihr, ihren Widerwillen zu verbergen.
    In ihrer beengten Gemeinschaftskabine spielten Irenya, Thorold und Arkadi gerade Zwei-Brett-Wechselschach, während Konstantin sich auf einer der mittleren Kojen fläzte, sich Notizen machte und aus der Höhe das Spiel verfolgte. Er sah ihr entgegen, und sie ging zu ihm hinüber.

    »Schon fündig geworden?«, fragte sie.
    Arkadi reckte mit Blick auf die Spielbretter den Daumen.
    »Eine in der Lampenfassung …« Er zeigte darauf. »Eine besser versteckte in der Wanduhr. Und jetzt sind beide …« Er schnippte mit den Fingern.
    Irenja sah zur Koje auf. Sie war eine hochgewachsene, gertenschlanke blonde Frau, die stets als Erste Fragen stellte.
    »Was hast du herausgefunden?«
    »Das Gleiche wie zuvor«, sagte Julia und setzte sich an den kleinen Tisch. Die Schachspieler wandten sich ihr zu. »Die Schichtnetzverbindung der Pinasse hat bestätigt, was der getötete Imisil uns gesagt hat - außer uns weiß niemand, wie man dunkle Antimaterie herstellt.«
    »Bist du dir ganz sicher? Auch das Schichtnetz umfasst nicht das ganze Wissen.« Thorold, ein Zweifler, Skeptiker und Nörgler, war auch ein hervorragender Teilchenphysiker.
    »Es gibt keine schlüssigen Theorien oder bestätigte experimentelle Daten, auch keine Veröffentlichungen zu dem Thema«, sagte sie. »Und es wurde nirgendwo schichttriadische Strahlung festgestellt.«
    »Es ist nicht auszuschließen, dass irgendein größenwahnsinniger Wissenschaftler in einer Tiefenzone ein Labor für dunkle Materie versteckt hat«, sagte Thorold.
    »Die Frage ist, was sagen wir, wenn wir vom Erdsphäre-Geheimdienst befragt werden?«, sagte Julia. »Sundstrom wollte unbedingt verhindern, dass wir der Hegemonie in die Hände fallen, und hier sind wir nun.«
    »Wenn wir die Erdsphäre einweihen, weiß bald auch die Hegemonie Bescheid«, sagte Konstantin von seiner Koje aus. »Die AIs tauschen sich untereinander aus.«

    »Es gibt an Bord mehrere Personen mit AI-Implantaten«, meinte Irenya. »Das beunruhigt mich.«
    »Der Erdsphäre-Geheimdienst wird eine Erklärung verlangen«, sagte Arkadi. »Wir sollten uns eine andere Theorie ausdenken - schließlich haben wir seit Jahren mit verrückten Militärprojekten zu tun.«
    Allgemeines Kopfnicken.
    »Gute Idee«, meinte Julia. »Wir sollten uns etwas einfallen lassen.« Sie ließ den Blick über die Anwesenden schweifen. »Außerdem sollten wir uns Gedanken über unsere langfristigen Optionen machen und überlegen, ob wir nach Darien zurückkehren oder woanders hingehen wollen.«
    Irenya wirkte überrascht. »Ich hab gedacht, wir würden nach Hause fliegen.«
    Thorold schnaubte. »Nach Hause! Weshalb sollten wir auch nur einen Gedanken an
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