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Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)
Autoren: Philippa Ballantine
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Theatervorhang. Zofiya schaute auf und sah den Engel anmutig über den Schutt steigen. Die Flügel aus Licht flatterten hinter ihm, und sein sich veränderndes Gesicht erinnerte sie an ihre vor langer Zeit verstorbene Mutter – obwohl es schwer war, sich unter den Schleiern von Licht und Nebel sicher zu sein.
    »Du hast deiner Welt Ehre erwiesen, Zofiya, Kind von Königen.« Hier in der realen Welt klang die Stimme des Engels der Großherzogin wie glänzende Messer in den Ohren. Eine kalte Hand berührte sie an der Schulter – es brannte. »Ich werde die Geißel deiner Welt jagen. Der Rossin wird sterben.«
    Dann schlang der Engel die Flügel um sich, löste sich in Licht auf und wehte aus dem Raum. Zofiya blieb auf den Knien zurück und schluchzte heftig vor Glück.

Kapitel 2
Geflüsterte Botschaften
    »Wenn man vor drei Monaten seinen Mann beerdigt hat, rechnet man nicht damit, dass er auf dem Dachboden rumort!«
    Die alte Frau hielt eine urtümliche Donnerbüchse in den Armen und schien drauf und dran, nach oben zu gehen und ihren untoten Gemahl für seine Frechheit zu erschießen. Ihr wahrer Zorn richtete sich jedoch gegen die Diakone Sorcha Faris und Merrick Chambers – als trüge der Orden des Auges und der Faust allein die Verantwortung für diese heikle Situation.
    Sorcha hatte sich auf die niedrige Mauer vor dem Laden der Mechanika gesetzt und beobachtete amüsiert, wie ihr Partner ins Haus zu gelangen versuchte. Vielleicht genoss sie die Situation ein wenig zu sehr, aber dieser Tage nutzte sie jede Gelegenheit, die Mutterabtei zu verlassen. Ihre Zigarre war bereits halb geraucht, Beweis dafür, wie sehr es der Besitzerin widerstrebte, sie den Laden betreten zu lassen.
    Merrick, stets der Diplomatischere in ihrer Partnerschaft, wiederholte die Frage, die er schon beim Eintreffen gestellt hatte: »Wie lautet der Name des Verstorbenen?« Er musste die Stimme heben, weil die Witwe Vashill nahezu taub war – was Sorchas Vergnügen an der Situation nur erhöhte.
    Die Augen der alten Frau wurden schmal, als vermutete sie einen Trick. »Joshem Vashill – und ich war noch nie glücklicher, einen Menschen unter der Erde zu sehen.«
    »Klingt nicht, als hätte er viel Grund zur Rückkehr gehabt«, murmelte Merrick leise über die Schulter zu Sorcha. Darum arbeitete sie so gerne mit dem jüngeren Mann zusammen; Kolya, ihr früherer Partner und Ehemann, war nicht annähernd so unterhaltsam gewesen.
    »Seid Ihr sicher, dass es Joshem ist?«, rief Sorcha, blies einen Rauchring und versuchte, ihre Hoffnungen zu zügeln. Der Orden war in jüngster Zeit von Fehlalarmen geplagt, und obwohl sie froh war, aus der Mutterabtei herauszukommen, hatte sie nicht vor, auf einem staubigen Dachboden herumzukriechen und einer Ausgeburt der Fantasie dieser Meistermechanika hinterherzujagen.
    »Ich kenne doch meinen Mann!«, blaffte die Witwe Vashill. »Jetzt reißt ihn da schon raus, damit ich wieder meinen Geschäften nachgehen kann.«
    »›Rausreißen‹?« Sorcha hatte Mühe, nicht die Augen zu verdrehen. Die Leute vergaßen so schnell die Natur der Dinge. Ihr Orden war erst seit wenigen Jahren hier in Arkaym, und doch schien die Bevölkerung außerstande, sich an die Geisterplage zu erinnern, unter der sie vor der Ankunft des Ordens gelitten hatte. »Wir müssen dort hochgehen und uns um ihn kümmern«, erwiderte sie in einem Ton, den sie für völlig vernünftig hielt, »denn wir ›reißen‹ Geister nicht einfach raus. Es ist mehr wie ein Ringkampf.«
    »Was?«, brüllte die Witwe Vashill.
    Sorcha deutete auf das obere Stockwerk. »Wir werden dort hochgehen müssen!«
    Die Frau wurde schlagartig blass. »Oh nein, ich muss mich geirrt haben. Ich bin nur eine dumme alte Frau, die Dinge in den Schatten sieht. Es ist nicht nötig …«
    »Gnädige Frau« – Merrick schob seine dunklen Locken aus den Augen und wirkte sichtlich verärgert – »wenn Ihr uns einfach auf den Dachboden lasst, können wir die Situation abschätzen und uns für Euch darum kümmern.« Seine ernste Jugend brachte für gewöhnlich selbst die betagtesten Frauen dazu, sich zu fügen – doch diese zögerte.
    Die Straße der Mechaniki war unter der Förderung des fortschrittlichen Kaisers Kaleva gewachsen: Baufällige Häuser hatten beeindruckenden neuen Ziegelgebäuden Platz gemacht, die offene Kanalisation war ordentlich abgedeckt und Straßenfeger waren eingestellt worden, um die Straßen sauber zu halten. Kutschen und Fußgänger eilten geschäftig
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