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Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)
Autoren: Philippa Ballantine
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durch die Straße, die zu einer der belebtesten in Vermillion geworden war. Auf dem Schild über dieser Tür stand: VASHILL – MEISTERMECHANIKUS IM DIENSTE DES PALASTES , aber das stand auf den meisten Schildern in dieser Straße. Der Kaiser war zum Förderer fast aller Mechaniki in Vermillion geworden.
    Sorcha seufzte, schlug die Zigarrenspitze ab und zog ihre Handschuhe aus dem Gürtel. Normalerweise erregten diese Symbole ihrer Runenkräfte die Aufmerksamkeit der Leute. Sie war sich dessen deutlich bewusst, während sie die alte Frau mit einem kalten Blick aus blauen Augen fixierte. »Also, was ist wirklich dort oben, abgesehen von Eurem toten Ehemann?«
    Die Witwe Vashill kniff die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen und beugte sich vor. »Dinge. Geheime Dinge.«
    Jede Gilde hatte ihre Geheimnisse, aber die Mechaniki waren dank ihrer engen beruflichen Verwandtschaft zu den Luftschifferbauern besonders paranoid, da der Kaiser die volle Kontrolle über die neue Technologie haben wollte. Merrick richtete sich zu seiner ganzen Größe auf. »Gnädige Frau, sofern die Geräte, an denen Ihr arbeitet, den Vorschriften entsprechen, sichern wir Ihnen zu, dass wir darüber absolutes Stillschweigen bewahren.«
    Wenn Sorcha versucht hätte, so dienstbeflissen zu klingen, hätten die Menschen es mit der Angst zu tun bekommen, doch aus dem Mund dieses ernsten jungen Mannes war es um einiges beruhigender. Die alte Frau lächelte und enthüllte eine schadhafte Zahnreihe. »Das habe ich nie bezweifelt, Junge; es ist nur so, dass viele Geräte auf dem Dachboden Wehrsteine enthalten.«
    Sorcha biss die Zähne zusammen, um einen Fluch zu unterdrücken. Der Orden hatte den Besitz dieser Dinger vor langer Zeit auf Diakone und Mitglieder der Kaiserlichen Streitmacht beschränkt – aber der Kaiser hatte die Besitzerlaubnis kürzlich auf Meistermechaniki ausgeweitet. Merrick neben ihr verlagerte sein Gewicht. Er war sich ihres speziellen Problems mit den Steinen wohl bewusst und wollte ihr durch ihre gemeinsame Verbindung Wellen der Ruhe schicken, aber das war zwecklos. Sie wollte nicht ruhig sein. Sie hatte in letzter Zeit viel zu viel Ruhe gehabt. Der Moment war gekommen, einen Teil dieser Frustration herauszulassen.
    »Dann müssen wir eben sehen, wie wir klarkommen«, knurrte sie. »Jetzt lasst uns unsere Arbeit tun.« Sorcha trat an der Mechanika vorbei in den Laden und ließ deren Proteste und Entschuldigungen hinter sich.
    Drinnen war es wegen der wenigen Fenster dunkel. An der hinteren Wand brannte eine Lampe und beleuchtete die Messinggeräte, auf die sich die Mechaniki in letzter Zeit spezialisiert hatten. Das unablässige Ticken der Uhren, alle in einem etwas anderen Tempo, machte Sorcha nervös. Vielleicht war die Taubheit der Witwe Vashill ein Vorteil.
    Merrick stand in der Tür wie ein Kind auf der Schwelle eines Süßigkeitenladens. Sorcha wusste, dass ihr Partner sich als Amateurmechanikus sah, hoffte aber, er würde damit bald Schluss machen. Zweifellos erregten der Geruch von Leinöl und der Hauch von Schwefel ihren Partner etwas über das gesunde Maß hinaus.
    Während Merrick langsam hereinkam und begehrliche Blicke auf die im Laden ausgestellten Waren warf, ging Sorcha mit langen Schritten zur Hebebühne im hinteren Teil des Raums, bestieg sie und trat mit dem Fuß gegen den Kurbelgriff. Der Apparat sirrte und klapperte, und sein Stakkatogerassel beschäftigte sie vollkommen, während der Mechanismus sie drei Stockwerke hinauf in das Lager auf dem Dachboden trug. Ihr Partner würde die Treppe nehmen müssen.
    Was immer man sonst über die Witwe Vashill sagen mochte: Als Mechanika schien sie gefragt zu sein. Im Lager stapelten sich viele Kisten und geheimnisvollere, mit Laken abgedeckte Gegenstände. Die Diakonin untersuchte sie neugierig. An den Etiketten konnte sie ersehen, dass viele dieser Waren darauf warteten, ins ganze Kaiserreich verschifft zu werden.
    »Sorcha, wartet!« Der junge Merrick, der ihr die drei Treppen nachgeeilt war, klang überhaupt nicht außer Atem. Ihr Partner holte sie ein und bedachte sie durch seine Locken mit einem Blick, der einem Tadel sehr nahe kam. »Ihr solltet Euch wegen der Respektlosigkeit der Leute dem Orden gegenüber nicht so aufregen« – er zog seinen smaragdgrünen Umhang zurecht und legte den Kopf schräg – »vor allem nach dem, was im Winter im Beinhaus passiert ist.«
    Sorchas Magen zog sich zusammen, und sie errötete. »Eigentlich« – sie schürzte die
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