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Die Ruinen von Gorlan

Die Ruinen von Gorlan

Titel: Die Ruinen von Gorlan
Autoren: John Flanagan
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damit und schnell schloss sich der ganze Saal an. Es war ein ohrenbetäubender, donnernder Applaus, der anhielt, bis er vor dem Baron angelangt war.
    Wie Walt ihm beigebracht hatte, ließ Will sich auf ein Knie fallen und beugte den Kopf.
    Der Baron stand auf und hob die Hand. Der Applaus verstummte allmählich.
    »Steh auf, Will«, sagte er leise und streckte eine Hand aus, um dem Jungen aufzuhelfen.
    Wie benommen gehorchte Will. Der Baron legte eine Hand auf seine Schulter und drehte ihn um, damit die Anwesenden ihn von vorne sehen konnten. Seine tiefe Stimme erreichte mühelos die entfernteste Ecke des Saals, als er sprach.
    »Dies ist Will, Lehrjunge von Waldläufer Walt. Seht ihn jetzt und erkennet ihn. Er hat seine Treue, seinen Mut und seine Entschlusskraft seinem Herrn und dem Königreich Araluen gegenüber bewiesen.«
    Beifälliges Gemurmel war zu vernehmen. Dann begann der Applaus wieder, diesmal durch Jubelrufe begleitet. Will merkte, dass die Jubelrufe besonders aus der Ecke kamen, wo die Heeresschüler standen. Er erspähte Horaces grinsendes Gesicht.
    Der Baron hob erneut die Hand, zuckte jedoch zusammen, da ihn seine gebrochenen Rippen und die Wunden am Rücken immer noch schmerzten. Das Jubeln und der Applaus verstummten langsam.
    »Will«, sagte er mit lauter Stimme, »ich verdanke dir mein Leben. Dafür kann es keinen angemessenen Dank geben. Es steht jedoch in meiner Macht, dir einen Wunsch zu gewähren, den du mir gegenüber einmal geäußert hast …«
    Will sah ihn stirnrunzelnd an.
    »Einen Wunsch, Sir?«, sagte er verwirrt.
    Der Baron nickte. »Ich habe einen Fehler gemacht, Will. Du hattest mich darum gebeten, als Krieger ausgebildet zu werden. Es war dein Wunsch, einer von meinen Rittern zu werden, und ich habe es abgelehnt. Jetzt kann ich diesen Fehler wieder gutmachen. Es würde mir zur Ehre gereichen, jemanden, der so tapfer und einfallsreich ist wie du, unter meinen Rittern zu haben. Wenn du es immer noch wünscht, hast du meine Erlaubnis, als einer von Sir Rodneys Schülern an die Heeresschule zu wechseln.«
    Will schlug das Herz bis zum Hals. Er dachte daran, wie er sich sein ganzes Leben lang danach gesehnt hatte, ein Ritter zu werden. Er erinnerte sich an die bittere Enttäuschung am Wahltag, als Sir Rodney und der Baron seine Bitte abgelehnt hatten.
    Sir Rodney trat vor und der Baron forderte ihn auf, zu sprechen. »Mylord«, sagte der Heeresmeister, »ich war es, der den Jungen als Schüler ablehnte, wie Ihr wisst. Jetzt möchte ich, dass alle hier wissen, dass es ein Fehler von mir war. Ich selbst, meine Ritter und meine Schüler sind alle der Meinung, dass es niemanden gibt, der ein würdigeres Mitglied der Heeresschule wäre als Will!«
    Es gab einen Höllenlärm. Die versammelten Ritter und Heeresschüler zogen ihre Schwerter und schlugen sie über ihren Köpfen aneinander, wobei sie Wills Namen riefen. Wieder war Horace dabei einer der Ersten und der Letzte, der aufhörte.
    Allmählich verstummte der Tumult und die Ritter steckten ihre Schwerter wieder in die Scheiden. Auf ein Zeichen von Baron Arald traten zwei Pagen vor, die ein Schwert und einen herrlich verzierten Schild trugen, den sie zu Wills Füßen legten. Der Schild war mit dem Abbild eines Eberkopfes bemalt.
    »Dies soll dein Wappen sein, wenn du zum Ritter geschlagen wirst, Will«, sagte der Baron, »um die Welt an das erste Mal zu erinnern, als wir deinen Mut und deine Treue einem Kameraden gegenüber kennen lernten.«
    Will ging auf ein Knie und berührte die glatte, emaillierte Oberfläche des Schildes. Er zog langsam und zögernd das Schwert aus der Scheide. Es war eine herrliche Waffe, ein Meisterstück an Schmiedekunst.
    Die Klinge war rasiermesserscharf und schimmerte bläulich. Der Knauf und das Kreuzstück waren mit Gold eingelegt und das Wappensymbol, der Eberkopf, zierte den Knauf. Das Schwert selbst schien ein Eigenleben zu besitzen. Perfekt ausbalanciert war es leicht wie eine Feder in seinem Griff. Sein Blick glitt von dem kostbaren Schwert zu dem schlichten Ledergriff seines Waldläufermessers.
    »Es sind die Waffen eines Ritters, Will«, erklärte der Baron, »aber du hast wiederholt bewiesen, dass du ihrer wert bist. Sag nur ein Wort und sie gehören dir.«
    Will steckte das Schwert zurück in die Scheide und stand langsam auf. Hier war alles, was er sich je gewünscht hatte. Und doch…
    Er dachte an die langen Tage im Wald mit Walt. An die Befriedigung, die er empfunden hatte, wenn einer seiner
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