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Die Rückkehr des Poeten

Die Rückkehr des Poeten

Titel: Die Rückkehr des Poeten
Autoren: Michael Connelly
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die ersten Ermittlungen nach meiner Pensionierung ein so schlimmes und blutiges Ende genommen hatten.
    »Ich weiß, dass Sie immer noch Ermittlungen anstellen«, sagte sie. »Sie sind wie Terry. Er konnte es auch nicht lassen. Manche von Ihnen sind so. Als wir in den Nachrichten sahen, was hier passiert war, sagte Terry übrigens, er würde Sie nehmen, wenn er sich jemanden aussuchen könnte. Damit wollte er mir vermutlich sagen, dass ich mich an Sie wenden sollte, wenn ihm etwas zustoßen sollte.«
    Ich nickte und blickte zu Boden.
    »Sagen Sie mir, was sich Neues ergeben hat, und ich werde Ihnen sagen, was ich tun kann.«
    »Sie fühlen sich ihm doch verpflichtet, oder?«
    Ich nickte wieder.
    »Sagen Sie es mir.«
    Sie räusperte sich. Sie rutschte an den Rand der Couch und begann zu erzählen.
    »Ich bin Krankenschwester. Ich weiß nicht, ob Sie den Film gesehen haben, aber im Film haben sie eine Bedienung aus mir gemacht. Das stimmt nicht. Ich bin Krankenschwester. Ich habe also Ahnung von Medizin. Ich kenne mich mit Krankenhäusern aus, mit dem ganzen Drumherum.«
    Ich nickte und sagte nichts, um sie nicht aufzuhalten.
    »Sie haben Terry in der Gerichtsmedizin obduziert. Es gab zwar keinerlei Hinweise, dass etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen sein könnte, aber auf Bitte Dr. Hansens – Terrys Kardiologe – haben sie doch eine Obduktion vorgenommen, weil er wissen wollte, ob sie vielleicht feststellen könnten, woran es gelegen hatte.«
    »Und?«, sagte ich. »Was haben sie gefunden?«
    »Nichts. Ich meine, nichts Strafbares. Das Herz hörte einfach zu schlagen auf … und er starb. So was soll vorkommen. Bei der Autopsie zeigte sich, dass sich die Muskeln der Herzwände zusammenzogen, dass sie enger wurden. Myokardiopathie. Der Körper stieß das Herz ab. Sie machten die üblichen Blutuntersuchungen, und damit hatte es sich. Dann haben sie ihn mir überstellt. Seine Leiche, meine ich. Terry wollte nicht begraben werden – das hat er immer wieder gesagt. Deshalb ließ ich ihn bei Griffin und Reeves einäschern, und nach der Trauerfeier fuhr Buddy mit den Kindern und mir mit dem Boot raus, und wir taten, worum Terry uns gebeten hatte. Wir nahmen Abschied von ihm, streuten seine Asche ins Meer. Es war sehr intim. Es war schön.«
    »Wer ist Buddy?«
    »Ach so, das ist der Mann, mit dem Terry in der Charterfirma zusammenarbeitete. Sein Partner.«
    »Ach ja, richtig. Ich erinnere mich.«
    Ich nickte und ging ihre Geschichte noch einmal durch, um nach dem Ansatzpunkt zu suchen, nach dem Grund, weshalb sie mich aufgesucht hatte.
    »Die Blutuntersuchung bei der Autopsie«, sagte ich. »Was haben sie dabei festgestellt?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Es ist eher, was sie nicht festgestellt haben.«
    »Wie bitte?«
    »Sicher wissen Sie noch, dass Terry sehr viele Medikamente nehmen musste. Jeden Tag, Pillen, Tropfen, alle möglichen Mittel. Sie hielten ihn am Leben – ich meine, bis er dann starb. Das Blutbild war ungefähr eineinhalb Seiten lang.«
    »Das haben Sie bekommen?«
    »Nein, sie haben es Dr. Hansen zugeschickt. Er rief mich an und erklärte mir, dass bestimmte Medikamente, die in Terrys Blut hätten sein sollen, nicht darin enthalten waren. CellCept und Prograf. Sie waren nicht in seinem Blut, als er starb.«
    »Aber sie waren wichtig.«
    Sie nickte.
    »Richtig. Er nahm jeden Tag sieben Kapseln Prograf. CellCept zweimal täglich. Das waren seine wichtigsten Medikamente. Sie schützten sein Herz.«
    »Und ohne sie musste er sterben?«
    »Drei, vier Tage. Länger hätte er ohne sie nicht überlebt. Es hätte sehr schnell zu dekompensierter Herzinsuffizienz geführt. Und genau das ist dann auch passiert.«
    »Warum hat er aufgehört, diese Mittel zu nehmen?«
    »Das hat er nicht, und genau das ist der Grund, warum ich Sie brauche. Irgendjemand hat sich an seinen Medikamenten zu schaffen gemacht und ihn so umgebracht.«
    Ich drehte alle ihre Angaben noch einmal durch den Fleischwolf.
    »Zuallererst, woher wollen Sie wissen, dass er seine Medizin tatsächlich genommen hat?«
    »Weil ich es gesehen habe, und Buddy hat es auch gesehen, und sogar der Charterkunde, der Mann, mit dem sie ihre letzte Tour gemacht haben, sagte, er hätte ihn seine Medizin nehmen sehen. Ich habe sie nämlich gefragt. Ich sagte Ihnen doch, ich bin Krankenschwester. Ich hätte es gemerkt, wenn er seine Medizin nicht genommen hätte.«
    »Also gut, Sie sagen also, er nahm seine Medikamente, aber es waren gar nicht seine richtigen
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