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Die Rueckkehr des Henry Smart

Die Rueckkehr des Henry Smart

Titel: Die Rueckkehr des Henry Smart
Autoren: Roddy Doyle
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eng gedruckte Spalten. Und der Name der Geschichte.
The Quiet Man
.
    Ich las sie nicht.
    Ich fragte Meta Sterne, was auf dem Zettel stand, den sie Ford gegeben hatte, als er drauf und dran war, den Schreibtisch umzukippen. Das war vier Tage später, am ersten Dezember. Ich stand in Fords Vorzimmer.
    Das war neu – oder fühlte sich jedenfalls so an: dass ich ein Gespräch anfing, mich interessierte, erinnerte. Dass ein Tag auf den anderen folgte.
    – Nichts, sagte sie.
    – Ein leerer Zettel?
    – Nein, sagte sie. – Er hat was draufgeschrieben.
    – Sie haben ihm seinen eigenen Zettel gegeben.
    – Ja.
    – Zum Teufel noch mal, sagte ich.
    – Nicht aufregen, sagte sie.
    – Tu ich ja gar nicht. Ich bin okay.
    – Das stand auf dem Zettel, sagte sie. – Nicht aufregen. Schauen Sie mal.
    Sie machte ein Schreibtischfach auf. Darin waren ein dicker Hefter, ein paar Briefumschläge und ein Stapel Zettel wie der, den sie ihm in die Hand gedrückt hatte.
    – Wie viele? fragte ich.
    – Achtundneunzig, sagte sie.
    – Zwei haben Sie ihm schon gegeben.
    – Genau.
    Sie lächelte nicht, die Szene hatte nichts Verschwörerisches, sie war lustig, aber nicht lächerlich oder verrückt.
    Ich erfuhr noch mehr über Ford. Er war im Krieg gewesen, er hatte Orden gekriegt, das erzählte mir Bill, der Fahrer, aber ich wusste nichts über den Zweiten Weltkrieg, den hatte ich verpasst.
    – Schlacht von Midway, sagte Bill.
    Ich nickte und tat, als ob ich Bescheid wüsste.
    – Hat den ganzen Kladderadatsch gefilmt, sagte Bill. – Ist verwundet worden und hat einen Oscar gekriegt.
    – Den er bestimmt verdient hat, sagte ich.
    – Da haben Sie wohl recht, Mister Smart.
    – Was ist ein Oscar? fragte ich.
    – Sie wissen nicht, was ein Oscar ist?
    – Nein.
    Das mit dem Oscar war mir egal. Aber ich wollte ihn nicht nach dem Krieg fragen, er sollte nicht merken, dass ich nichts wusste.
    (– Schau hin und hör zu, Victor, dann kommen die Antworten ganz von selbst. Was sollst du machen?
    – Hinschauen und zuhören.
    – Recht so.)
    Jetzt wartete ich auf Ford. Seine anderen Namen mochte ich nicht. Poppy, Jack, der Alte. Sie verbargen eine Menge, der alte Mistkerl ging dahinter in Deckung. Ich sollte Seán zu ihm sagen, aber das wollte ich nicht.
    – Wo sind wir hier? fragte ich.
    – Das ist Pappys Studio-Büro, sagte Meta Sterne.
    – Und die anderen?
    Draußen war links und rechts je eine Reihe identischer Bungalows.
    – Andere Regisseure, sagte sie.
    – Und da drüben?
    Ich deutete auf die Türen jenseits von gepflegtem Rasen und einem schiefen Baum.
    – Die Autoren, sagte sie.
    – Ist der Typ da einer? fragte ich. – Der beim letzten Mal da war?
    – Ich glaube nicht, sagte sie.
    – Kommt er heute auch?
    – Ich glaube nicht.
    Und damit lag sie genau richtig. Ich habe ihn nie wiedergesehen.
    Ich hörte das Akkordeon. Und sah, wie es die ganze Türöffnung ausfüllte. Ich sah vier Finger, die Knöpfe drückten, und die andere Hand, die flach auf der Ziehharmonika lag. Es war, als wenn das Lied nach Luft schnappte, dann platzte das Akkordeon ins Büro, rechts und links kamen Ellbogen raus wie Ohren, und es hatte Beine und einen Kopf.
    Gleich dahinter kam Ford. Er sang.
    – OH, THE DAYS OF THE KERRY DANCING –
    OH, THE RING OF THE PIPERS TUNE –
    Der Typ mit der Quetschkommode betrat Fords Büro.
    – OH, FOR ONE OF THOSE HOURS OF GLADNESS –
    GONE, ALAS, LIKE OUR YOUTH –
    TOO SOON –
    Ich hatte es ihm gesagt, als er mich gefragt hatte, was Miss O’Shea sang.
    – Das da, hatte ich gesagt. –
The Kerry Dances.
    Ich wusste nicht warum. Wenn er mich darum gebeten hätte, es zu summen, hätte ich es nicht gekonnt. Aber sie muss es irgendwann gesungen haben. Es kam einfach so aus mir raus, ich brauchte es mir nicht auszudenken.
    – OH –
    TO THINK OF IT –
    OH –
    TO DREAM OF IT –
    FILLS MY HEART WITH TEARS –
    OH, THE DAYS OF THE KERRY DANCING –
    Er blieb vor mir stehen. Er wischte sich den Mund.
    – Ist es das? fragte er.
    – Ja, das ist es.
    – Okay, Danny, brüllte er.
    Die Musik hörte auf, und der kleine Mann kam aus Fords Büro.
    – Wir haben es, Danny, sagte Ford. – Wir haben unser Lied.
    – Gefällt mir, sagte der Kleine.
    Das war Danny Borzage. Er gehörte zur Company, war am Set von jedem Film, den Ford drehte. Jeder Schauspieler kriegte sein Lied, wenn der Dreh anfing. Gut für die Arbeitsmoral, sagte Meta Sterne. Alle fanden es toll, die Songs machten sie zu etwas Besonderem. Ich glaubte
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