Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rueckkehr des Henry Smart

Die Rueckkehr des Henry Smart

Titel: Die Rueckkehr des Henry Smart
Autoren: Roddy Doyle
Vom Netzwerk:
vergangenen Nacht geschlafen hatte.
    – Und sie? fragte Ford. – Hat die MP fest im Griff?
    – Nein. Den Lenker.
    – Auf dem Weg in die Stadt.
    Ich spürte sie, legte mein Kinn auf ihre Schulter. Wir fuhren nach Ballintubber, es war Markttag, und wir wollten das Postamt überfallen. Sie hielt den Lenker. Ich hielt die MP und trat.
    – Woran kommt ihr vorbei? fragte Ford. – Ihr seid schneller als alle anderen auf der Straße, stimmt’s?
    – An zwei Autos, die so rumbummeln.
    – Toll.
    – Und einem Fuhrwerk, sagte ich. – Mit Milchkannen. Auf dem Weg zur Molkerei. Die Molkerei ist wichtig. Die haben sie später abgebrannt – die Black and Tans.
    – Später, sagte Ford. – Nachts.
    – Ja.
    – Abgefackelt. In Schutt und Asche gelegt.
    – Wegen uns, sagte ich. – Wegen dem, was wir vorher gemacht hatten.
    – Okay, sagte er. – Was hatte sie an?
    – Wir haben einen Cop erschossen.
    – Einen Iren?
    – Ja. Die normale Polizei bestand aus Iren.
    – Wir werden ihn zum Engländer machen, sagte Ford. – Ist einfacher.
    – Wir hatten es darauf angelegt, dass sie es machen, sagte ich.
    – Was?
    – Dass sie die Molkerei abfackeln. Als Rache für das, was wir gemacht hatten. Das war der Witz bei der Sache. Wir wussten, dass sie Amok laufen würden.
    – Die Black and Tans.
    – Genau, sagte ich.
    – Die Tans waren Engländer.
    – Und Schotten und Waliser.
    – Wir werden uns auf die Engländer beschränken.
    – Wir haben sie gehauen, sagte ich. – Und später sind sie zurückgekommen und haben sich an der Stadt gerächt.
    – Du bist auf dem Fahrrad, sagte er. – Staub.
    Ich zuckte die Schultern.
    – Möchte ich annehmen. Da war nichts gepflastert oder asphaltiert oder so.
    – Sandbahn.
    – Keine Sandbahn wie hier, sagte ich. – In der Mitte wuchs Gras.
    – Hast du das? fragte Ford.
    – Ich bin in Wyoming groß geworden, sagte der Mann. Ich weiß, was Gras ist.
    Er sah auf und lächelte.
    – Habt ihr Rebellen wie Henry in Wyoming? sagte Ford. – Die Wyoming Republican Army?
    – Nein, sagte der Mann. – Aber ich war schon lange nicht mehr da. Keine Ahnung, was sich da gerade zusammenbraut.
    – Wird nicht groß was sein, sagte Ford.
    Ich hörte den Ärger in seiner Stimme. Er rutschte noch tiefer in seinen Sessel. Wahrscheinlich galt der Ärger mir, aber er guckte den Mann mit dem Stift an.
    Ich sah auf den Stift. STAUB! Das Wort ging über die halbe Seite.
    Ford stand auf. Seine Zähne knirschten. Er hielt seine Kante vom Schreibtisch fest, wollte ihn umkippen. Auf seiner Seite hatte er ihn schon zweieinhalb Zentimeter hochgehoben.
    Und da kam Meta Sterne. Sie ging an mir vorbei und gab Ford einen Zettel.
    – Was ist das?
    – Lies, sagte sie.
    Er las. Er sah sie an.
    – Okay, sagte er. – Okay.
    Er setzte sich. Er nickte. Sie drehte sich um und ging. Ford funkelte immer noch den anderen Mann an.
    – Henry, sagte er.
    – Was?
    – Heitere mich auf, sagte Ford. – Von Rebell zu Rebell.
    – Was? sagte ich.
    – Du bist auf dem Fahrrad.
    – Okay.
    – Mit dieser Miss O’Shea.
    – Ja.
    – Sie braucht einen Namen, sagte er zu dem anderen Mann.
    – Geht in Ordnung.
    – Mary, sagte Ford. – Oder Kate. Das gefällt mir. Was Irisches.
    Er sah wieder mich an.
    – Keine Bange, sagte er. Es ist deine Geschichte. Wir müssen sie nur irgendwie nennen. Fürs Drehbuch.
    Er schob sich den Hut aus der Stirn.
    – So, sagte er. – Jetzt mach einen alten Mann glücklich. Was hat sie an?
    Ich hatte meine Reithose an, darauf hatte sie bestanden. Sie trug ihre Cumann-na-mBan-Uniform.
    – Weiß ich nicht mehr, sagte ich.
    Ich erwiderte seinen Blick.
    Er wusste, was ich machte. Ich eroberte mir mein Leben zurück. Und ich wusste, was er machte. Er war dabei, mich zu erfinden. Zwei Geschichten wurden aus mir rausgezerrt.
    – Singt sie? sagte er.
    Schön, das konnte er haben.
    – Ja, sagte ich. – Sie singt.
    Ich legte mich aufs Bett und freute mich an der federnden Sicherheit der Matratze. Ich schnallte das Bein ab, es ging ganz leicht, und als es weg war, spürte ich nichts, ich hatte nie den Geist von meinem richtigen Bein gespürt, und das war gut so. In meinem Leben gab es genug Geister, ich brauchte Ruhe.
    Ich beugte mich vor und legte das Bein auf den Fußboden. Da lag die
Saturday Evening Post
mit dem Mann von der Küstenwache. Ich stieß den Umschlag mit einer großen hölzernen Zehe an, hob ihn ein Stück hoch, schwenkte den Fuß, und die Zeitschrift ging auf.
    Zwei ganze Seiten, vier
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher