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Die Rückkehr des Fremden (German Edition)

Die Rückkehr des Fremden (German Edition)

Titel: Die Rückkehr des Fremden (German Edition)
Autoren: Tamara Alexander
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und sah seine Frau an der Schlafzimmertür stehen. Das weiche Licht der Öllampe umrahmte ihre Figur, und er musste plötzlich schlucken. Der Schein des Feuers auf ihrem Gesicht ließ ihre Haut wie feines Porzellan aussehen. Ihre frisch gebürsteten Haare fielen wie goldene Vorhänge über ihre Schultern.
    „Ich komme gleich. Versprochen.“ Larsons Stimme fehlte die Überzeugung, die er sich erhofft hatte.
    Kathryn warf ihm einen wissenden Blick zu. „Versuch bloß nicht, schon dein Geschenk anzuschauen. Du musst bis morgen warten!“
    „Ich käme nie auf die Idee, neugierig zu sein.“ Er betrachtete verspielt den Baum in der Ecke der Blockhütte und freute sich über das Lächeln, das er ihr damit entlockte.
    „Bitte, Larson, warte nicht zu lange. Ich will meine Hochzeitsnacht nicht allein verbringen.“
    Die Sehnsucht in ihren Augen spiegelte seine eigene Sehnsucht wider, aber im Gegensatz zu ihm wirkte sie nicht im Mindesten nervös. Er wünschte, das könnte er von sich auch behaupten. „Ich war beim ersten Mal da, und ich werde unsere zweite Hochzeitsnacht bestimmt auch nicht verpassen!“
    Mit einem vielversprechenden Blick drehte sie sich um.
    Larson starrte auf die Bibel in seinen Händen und wusste, dass er es nie schaffen würde, sich zu konzentrieren, nachdem er seine Frau in diesem Nachthemd gesehen hatte. Natürlich wollte er bei ihr in ihrem Schlafzimmer sein, aber seit der letzten Nacht, die sie zusammen gewesen waren, hatte sich so vieles verändert.
    Er berührte den Goldring an seiner linken Hand. Im Schein des Feuers glänzte er hell. Die Hochzeit war seine Idee gewesen, aber Kathryn hatte diese Idee von Anfang an gefallen. Nachdem der kleine William geboren war, war Kathryn bei den Carlsons eingezogen. Darauf hatte Larson bestanden. Er hatte sich ein Zimmer in ihrer Nähe in der Stadt genommen, bis er in ihre alte Blockhütte gezogen war, um alles für Kathryns Rückkehr vorzubereiten. Er hatte seine Frau dieses Mal richtig umworben, wie es sich gehörte, und jeden Tag über den wunderbaren Sohn gestaunt, den Gott aus ihrer Liebe geschaffen hatte.
    Mit einem Lächeln erinnerte er sich an ihre Hochzeit an diesem Morgen. Hannah hatte Klavier gespielt und gesungen, und Annabelle und Sadie waren Kathryns Brautjungfern gewesen. Was für ein unglaubliches Bild sie abgegeben hatten! Sogar Gabe war erschienen, um die Braut dem Bräutigam zu übergeben. Es hätte nicht vollkommener sein können. Aber Larsons Lächeln verschwand, als er sich daran erinnerte, wie sie in den Wagen gestiegen waren, um den Rückweg zu ihrer Blockhütte anzutreten. Matthew Taylor hatte am Rand des Kirchhofs gleich neben dem Friedhof gestanden. Larson wollte auf ihn zugehen, aber Taylor hatte sich einfach umgedreht und war weggegangen. Larson hatte mit seinem Schweigen nach seiner Rückkehr falsch an Matthew gehandelt. Larson übernahm die volle Verantwortung dafür und betete, dass sie eines Tages ihre Freundschaft erneuern könnten.
    „Larson“, rief Kathryn leise aus dem Schlafzimmer.
    Er stand auf, legte seine Bibel auf den Kaminsims und bückte sich, um das Feuer zu löschen. Wärme umstrahlte ihn, als er in die weiß glühende, heiße Glut schaute. Er fühlte nur einen leichten Schauer. Jeden Tag wurde seine Angst weniger. Vater im Himmel, hilf mir, meine Frau mit einer selbstlosen Liebe zu lieben – so wie du mich liebst. Hilf uns, ein Leben zu führen, das wir in allen Bereichen als Partner angehen.
    Larson schob die Tür auf und sah, dass Kathryn auf ihn wartete. Sie hatte schon die Decke für ihn zurückgeschlagen. Bei ihrem Anblick verschlug es ihm die Sprache, er schaute ihr in die Augen und staunte wieder, dass sie sich tatsächlich ein zweites Mal für ihn entschieden hatte. Er hörte seinen Sohn leise glucksen und trat an die Wiege neben ihrem Bett. Er sah auf den kleinen William hinab.
    Sein Sohn. Wie hatte er je an Kathryns Treue zweifeln können? Er hatte eine Frau geheiratet, die Gott mehr liebte als ihn, und dafür würde Larson ewig dankbar sein.
    Kathryn nahm seine Hand und zog ihn zu sich heran. Sie begann, sein Hemd aufzuknöpfen. Larson berührte ihr Gesicht, ihre Haare. Er wollte weitergehen, aber etwas hielt ihn zurück.
    Wieso zögerte er, wenn doch sein Wunsch, mit ihr zusammen zu sein, so stark war? Sie hatte das volle Ausmaß seiner Narben noch nicht gesehen, aber das war nicht der Grund für die Nervosität, die ihn jetzt erfüllte. Es ging viel tiefer.
    „Liebe Kathryn mit derselben
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