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Die Rückkehr des Astronauten

Die Rückkehr des Astronauten

Titel: Die Rückkehr des Astronauten
Autoren: Isidore Haiblum
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breiten Schultern und fuhr sich mit den Fingern durch das schwarze, gelockte Haar. Braune Augen zwinkerten in dem runden Gesicht. »Er weiß wirklich, was er will.«
    »Das glauben Sie doch selbst nicht«, sagte Cramer ärgerlich.
    »Das ist kein Witz. Der Mann versucht sein Bestes.«
    »Was heißt schon versuchen?«
    »Hören Sie, er hat einen erstklassigen Stab von Mitarbeitern zusammengebracht, wenn man bedenkt, was er zu bieten hat. Der Bursche schafft gewaltig.«
    »Hier einfach durch die Menge zu laufen, genügt schon, um einen umzuwerfen.«
    »Ja, nicht schlecht, was? Aber Parker kann man das nicht in die Schuhe schieben. Er hat versucht, mehr Scheine aufzutun. Er ist eben nur Doktor und kein Politmensch. Das darf man nicht vergessen. Die sind knickerig in D.C. Die Vet Org steckt den größten Packen Scheine in die Sicherheit, und das will ja die Öffentlichkeit, oder? Der restliche Kram hier ist so gut wie vergessen, kriegt nur ein paar Groschen.«
    »Soll heißen, wird übers Ohr gehauen.«
    Ortez lächelte nicht mehr. Er nickte. »Ja, kann sein. Ist schon eine miese Bude.«
    Cramer grinste. »Sie sind aus Shanty Town, oder?«
    »Ja. Wie kommen Sie drauf?«
    »Wie Sie reden, Kumpel.«
    »Klar.« Ortez lachte.
    »Ich auch«, sagte Cramer.
    »Ja, so was.«
    »Avenue B und Vierte.«
    »Verdammt. Wir sind Nachbarn. Erste Straße, unter der Mono. Was sagen Sie jetzt?«
    Cramer streckte die Hand aus. Ortez schüttelte sie. »Wirklich ein verdammtes Vergnügen, Ortez.«
    »Mist«, sagte Ortez und grinste, »einer von den Jungs, und er schafft’s bis zum Captain.«
    »Hab’ gearbeitet wie ein Blöder, das ist alles«, lachte Cramer.
    Sie tauschten eine Weile Klatschgeschichten aus, plauderten über die alten Lieblingslokale, verbrachten eine halbe Stunde damit, ein paar Gläser und ein paar Brötchen zu verdrücken.
    Cramer sagte: »Der Fehler war nur, daß ich mich freiwillig gestellt habe.«
    »Wie die meisten von uns.«
    »Ja. Nur, daß man hier vor die Hunde geht.«
    »Vielleicht auch nicht. Warten Sie ab. Dinge ändern sich.«
    »Glauben Sie?«
    »Vielleicht.«
    »Und vielleicht auch nicht.«
    Cramer sprach leiser. »Was halten Sie davon, Ortez, sich aus dem Staub zu machen?«
    Ortez seufzte. »Lassen Sie die Finger davon, Captain.«
    »Gefällt es Ihnen hier?«
    »Scheiße.«
    »Und?«
    »Schauen Sie, Captain, was glauben Sie, wie lange draußen einer von uns klarkommt? Einen Monat, zwei? Was kommt dabei heraus? Ich setze Sie auf jeden Fall mal ins Bild. Von hier führt kein Weg nach draußen. Diese Station ist dicht.«
    »Der Hof?«
    »Eine Fliege schafft’s vielleicht. Und am Zaun würde wahrscheinlich auch die verbrutzeln.«
    »Der Bienenstock?«
    »Klar, bleibt immer noch der Bienenstock. Sind Sie schon unten gewesen?«
    »Nein.«
    »Kommt noch. Bald schnappen Sie über. Ich sag Ihnen, wie das ist. Erst kriegen Sie einen Neurostrahl ab, oder? Dann werden Sie in eine Zwangsjacke gesteckt. Man schiebt Sie in eine der sechzig Zellen, die wie Schachteln sind, eine auf der anderen. Die sind im zweiten Unterkeller. Und dort beruhigen Sie sich wieder. Dann werden Sie heraufgebracht, immer noch in der Zwangsjacke, bis Sie hier sind.«
    »Die lassen einen so lange eingewickelt?«
    »Manche Kerle schnappen zweimal über.«
    Cramer zog die Brauen hoch. »Das ist mir neu!«
    »Wirklich ein Wunder, aber ich hab’s erlebt. Kommt nicht oft vor.«
    »Was ist mit den anderen Etagen, Ortez?«
    »Die Stationen mit den Regulären? Da unten ist’s anders, dort sind die einfachen Verrückten untergebracht. Aber machen Sie sich nichts vor, Captain. Bessere Männer als Sie haben den Bau auf schwache Stellen abgeklopft. Es gibt keine. Alles wird kontrolliert. Sie wissen Bescheid.«
    Cramer hatte damals nicht Bescheid gewußt und fand dann alles heraus.
    Kenmore, nach dem alten General benannt, war luftdicht, eine Einbahnstraße für Starkys. Die Regulären kamen nur mit dem Entlassungsschein durch das Eingangstor.
    Sonst gab es keinen Weg nach draußen.
    Nur ein Narr oder ein Wahnsinniger würde es auf andere Art versuchen. Wahnsinnige gab es aber in Kenmore genug.
    Und Cramer gehörte zu den vorderen Reihen.
     

 
2.
     
    Das helle rote Licht glühte über Cramers Kopf. Unter ihm war eine schlichte Holztür, an ihr der Türgriff. Doch Cramers Hände steckten in der Zwangsjacke. Er lehnte sich mit seinem ganzen Gewicht gegen den Griff und hoffte, daß er nicht verriegelt war. Dieser Bereich war der Mannschaft zugeteilt, die
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