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Die Rueckkehr der Krieger

Die Rueckkehr der Krieger

Titel: Die Rueckkehr der Krieger
Autoren: Alyssa Day
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Reihe der Thronfolge? Genau. Ven würde die Rollen tauschen und vom Rächer des Königs zum Fürsten avancieren müssen, und zwar von einer verdammten Minute auf die andere. Dabei wusste er ganz genau, dass er nicht dazu geschaffen war, über irgendetwas zu regieren, egal was.
    Wieder sah er auf seinen Bruder hinunter, der so still dalag. Conlan war für das Königsdasein erzogen worden, mit Ehre und Pflicht und diesem ganzen Quatsch, den sie tief in seinem Gewissen verankert hatten. Aber er selbst, Ven, war als Straßenkämpfer aufgewachsen, und seine Seele hatte immer ihre dunklen Seiten gehabt – bis zu dem Tag, an dem seine Mutter gestorben war. Sie hatte ihn angefleht, sich selbst zu retten und auf seinen Bruder aufzupassen.
    Er hatte es ihr schluchzend versprochen, als sie die Augen für immer schloss.
    Tollen Job, den er da bis jetzt geleistet hatte, um sein Wort zu halten!
    Das Holz zerbarst in seinen verkrampften Fäusten.
    Â»Mit bloßen Händen Kleinholz machen, nicht schlecht!«, ließ sich eine trockene Stimme vernehmen.
    Ven sah nicht auf zu dem Priester, sondern zog stattdessen die Holzsplitter aus seinen blutigen, schrundigen Handflächen. »Die Geländer sind auch nicht mehr das, was sie mal waren«, brummelte er.
    Alaric kam näher – dieser geheimnisvolle Mann schien eher zu gleiten; er hatte etwas Gespenstisches – und stellte sich neben ihn. »Ich kann das heilen, wenn du willst«, schlug er mit gleichgültiger Stimme vor.
    Â»Ich glaube, du hast heute schon genug getan, meinst du nicht?«
    Alaric erwiderte nichts und blickte nur stumm auf den schlafenden Prinzen hinunter.
    Ven beobachtete Alaric, so wie dieser Conlan beobachtete. Als kleine Jungs hatten Alaric und Conlan die ganze Welt mit ihren wilden Spielen und Streichen unsicher gemacht und waren dabei kaum von ihren nachsichtigen Eltern zurückgepfiffen worden, geschweige denn von einer Gemeinschaft, die ihren königlichen Rang respektierte.
    Und später, als junge Männer, waren sie durch die Tavernen gezogen und hatten die Mädchen in den Bars mit ihrem jungenhaften Charme erobert.
    Nun war nichts Jungenhaftes mehr an dem Priester. Die Macht seines Amtes umgab ihn wie ein Schutzschild, unsichtbar, doch unmissverständlich. Die eisenharten Gesichtszüge und die asketische Hakennase verrieten jedem Gegenüber, dass vor ihm ein Mann des Glaubens stand, dessen Fleisch durch die Anforderungen seines Berufs aufgezehrt worden war.
    Durch die Anforderungen der Macht. Und die energiegeladenen, grünlich schimmernden Augen trugen noch zu dem respektgebietenden Eindruck bei.
    Der Hohepriester, dunkles Phantom und Instrument der Kräfte Poseidons. Vor ihm musste man sich in Acht nehmen
    Â»Es ist bei keinem von uns dreien viel von dem jungenhaften Charme übrig geblieben, nicht wahr, Alaric?«
    Alaric hob eine Augenbraue, ließ aber darüber hinaus kein Erstaunen ob dieser Bemerkung erkennen. »Du willst sicher wissen, ob er verdorben wurde«, sagte er mit grauem, verbrauchten Gesicht. Erstaunlich, dass er überhaupt noch stehen konnte, nachdem er stundenlang seine Heilenergie übertragen hatte.
    Â»Nach Alexios …«, begann Ven und brach dann ab. Er konnte einfach nicht weitersprechen. Wenn Anubisa der Seele seines Bruders geschadet hatte, dann war die königliche Familie dem Untergang geweiht. Dann hätte sie endlich ihr fünftausend Jahre altes Versprechen eingelöst.
    Ven würde sich nicht scheuen, die Tore der Hölle zu durchschreiten, um seine Klinge in ihren blutsaugerischen Leib zu stoßen, und er war ehrlich genug zu sich selbst, um zu wissen, dass er das nicht überleben würde.
    Alaric holte tief Luft. »Er ist unversehrt.« Vens ganzer Körper fiel in sich zusammen, und seine Erleichterung war so stark, dass sich seine Sicht trübte und er blinzeln musste, um die Sternchen vor seinen Augen zu vertreiben.
    Â»Poseidon sei Dank!«
    Alaric schwieg, was Vens Misstrauen erweckte. Ein Hauch von Zweifel stieg in ihm auf. »Alaric? Was ist los? Gibt es etwas, das ich wissen sollte? Ist es Zufall, dass er gerade jetzt hier eintrifft, nur wenige Stunden, nachdem Reisen sich den Weg in den Tempel freigesprengt und den Dreizack gestohlen hat?«
    Der Priester biss die Zähne zusammen und blieb noch einen Moment stumm. Dann sprach er endlich. »Was Reisen angeht, habe ich keine Ahnung. Ich kann nicht
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