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Die rote Schleife

Die rote Schleife

Titel: Die rote Schleife
Autoren: edition zweihorn GmbH & Co. KG
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keinen.“
    „Macht sie ja auch gar nicht. Jedenfalls jetzt nicht mehr. Aber wie es weitergehen soll, weiß auch keiner. Vor allem frage ich mich, ob die Beziehung das alles aushält.“
    Leon zuckte mit den Schultern. „Das kann wohl keiner vorhersehen.“ Maximilians Freund schwieg betreten. Dann hellte sich seine Miene auf. „Da fällt mir gerade ein, dass ich dich von Thomas einladen soll. Am Freitag steigt seine Geburtstagsparty auf der Teufelsberghütte. Du kommst doch mit, oder?“
    „Soll ich?“
    „Du musst!“ Leon grinste. „Ich habe für dich schon zugesagt. Du kannst dich ja nicht ewig verstecken. Und wenn du den Anschein erwecken willst, dass alles in Ordnung ist, kneifst du auch nicht.“
    „Du bist unverbesserlich. Von mir aus.“ Maximilian atmete erleichtert aus. Zum Glück war Leon zu ihm gekommen. In diesen Stunden brauchte er einen Freund. Jemanden, der ihn zurück in den Alltag zerrte. Das war wahrscheinlich die beste Möglichkeit, seine Sorgen für einige Stunden zu vergessen. Er wollte seine Lebenszeit nicht damit verbringen, an die Folgen zu denken. Nein, das Leben ging weiter. Mit Schule und mit Party. Nie zuvor hatte sich Maximilian so sehr auf beides gefreut.

10.
    „Max, wir müssen dringend reden!“
    „Worüber?“
    „Über uns!“
    Nun war Dorothee auf dem Weg zu ihm. In Gedanken hallten diese kurzen Sätze, die sie am Telefon gesagt hatte, in Maximilians Kopf immer wieder. Worüber hätte er reden wollen, wenn er an ihrer Stelle gewesen wäre? Welche Überlegungen hatte sie wohl angestellt in den letzten Tagen, welche Ängste waren in ihr gewachsen, die er nie kennen würde, weil er die Hoffnung auf einen negativen Test gar nicht mehr hatte?
    Ein flaues Gefühl hatte sich in seiner Magengrube ausgebreitet. Er hoffte inständig, dass Dorothee ihn nicht verlassen wollte. Aber was nur konnte sie sonst besprechen wollen? Nein, es konnte keinen Zweifel geben. Ihr Kommen hatte nur einen einzigen Grund.
    Also musste Max sich überlegen, wie er sie von ihrer Entscheidung abbringen konnte. Fieberhaft suchte er nach Argumenten. Neulich hatte er im Internet über eine Verschwörungstheorie gelesen, auf die er gestoßen war, als er versuchte, etwas über den Ursprung von HIV herauszufinden: HIV sei eine Erfindung der Wissenschaft und Pharmaindustrie, um Millionen zu scheffeln. Und am Ende gar keine echte Bedrohung für die Menschen. Damit konnte er Dorothee sicher nicht
    überzeugen, er selbst glaubteja nicht daran. Dafür hatte er zu viele Berichte gelesen, über HIV-positive Menschen, die später am Vollbild einer Aidserkrankung qualvoll starben. Und das hatte die Pharmaindustrie sicher nicht erfunden. Was konnte einen gesunden Menschen also dazu bringen, mit einem HIV-positiven Menschen eine Beziehung aufrechtzuerhalten? Oder überhaupt erst einzugehen? Wenn Doro ihn wirklich sitzen ließ, würde er dann jemals wieder eine Freundin haben können?
    „Hi, ich bin Max und HIV-positiv. Hast du Lust, mich zu küssen?“
    Durfte er überhaupt am Anfang die Wahrheit sagen, wenn er eine Chance haben wollte? Und wenn nicht, wann war dann der richtige Zeitpunkt für eine Offenbarung? Er selbst würde es doch schlichtweg als krassen Vertrauensbruch sehen, sollte er nach Wochen oder Monaten erst erfahren, dass seine neue Freundin eine solch schwere Krankheit hatte und bewusst das Risiko einer Ansteckung in Kauf nahm. Blieb wohl nur die Wahl einer Gleichgesinnten. Maximilian zerrte an seinen Haaren und schüttelte den Kopf.
    Es läutete an der Tür.
    „Ich mache schon auf!“, rief Max. Denn worauf er jetzt überhaupt keine Lust hatte, war seine Mutter, wie sie flötete: „Oh, hallo, Doro, schön, dass du hier bist!“ Schön würde es nämlich gleich nicht werden, dessen war er sich sicher.
    Sie gingen gleich in Maximilians Zimmer.
    „Na, haben deine Eltern den ersten Schock verdaut?“
    „Ja, geht so. Auf jeden Fall waren sie viel netter zu mir, als ich gedacht hatte.“ Eine Standpaukenie da gewesenen Ausmaßes hatte Dorothee erwartet. Ihre Eltern waren doch so konservativ. Es kam aber ganz anders. Die Standpauke blieb aus, nicht ein vorwurfsvolles Wort kam über ihre Lippen. Ganz ruhig saßen Dorothees Eltern ihr gegenüber und ließen sich alles erzählen, um sie dann in ihre Mitte zu nehmen und zärtlich zu trösten.
    „Jetzt warte erst mal das endgültige Ergebnis in drei Monaten ab“, hatte ihr Vater gesagt. „Egal, was am Ende passiert, wir stehen auf alle Fälle hinter und zu
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