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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees
Autoren: Evelyn Holmy
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und Mythologie und im Bestehen eines
Kastensystems. Beispielsweise erfolgte eine Weitergabe der heiligen Texte auf
ausnahmslos mündlichem Wege. Und zwar von Druiden bzw. Brahmanen an auserwählte
Schüler, welche ein viele Jahre währendes Studium zu absolvieren hatten.
Überdies sind uns sowohl Druiden als auch frühindische Brahmanen als die
angesehenste Klasse, als die Gelehrten in ihrem jeweiligen Volk überliefert,
der Glaube an die Wiedergeburt spielte in beiden Religionen eine wesentliche
Rolle. Druiden waren sowohl Priester als auch Philosophen, Historiker,
Rechtsgelehrte, Heiler, Seher, Astrologen und Magier. Unweigerlich fallen
Parallelen zum Wissenschaftsverständnis an sich auf, welches noch bis in die
Neuzeit hinein ohne magische Praktiken nicht auszudenken war. Medizin, Magie,
Astronomie, Astrologie und Heilkunde waren in der mittelalterlichen
Gedankenwelt eng miteinander verwoben und daher nur schwer voneinander zu
trennen. Ebenso ist dieses Buch der bescheidene Versuch, einen ganzheitlicheren
Einblick in die Welt des Mittelalters anhand des erdachten Schicksales von Joan
zu geben, mit Vorurteilen aufzuräumen.
    Es wird vermutet, dass
keltische Lebensauffassung und Religion sich trotz Romanisierung und
Christianisierung auf dem Kontinent noch bis in etwa das 11. Jh. hielten, so in
den keltischen Rückzugsgebieten Irland, Schottland, Wales und der Bretagne
wahrscheinlich noch länger, worauf sich in diesem Buch gestützt wurde. So geht
man heute davon aus, dass das aufkommende Christentum das Druidentum lediglich
veränderte, nicht jedoch abschaffte. Daher ist in der Handlung vom Heiler Rian
als einem Druiden die Rede, wenngleich dessen druidisches Äußeres sicher nicht
mehr zeitgemäß gewesen sein dürfte. Bis heute überlebten auf den Britischen
Inseln (und in der Bretagne ...) alte Keltische Sprachen (das Alt-Irische, das
schottische Gälisch oder Goidelisch, das Walisische, Kornische, das Manx der
Insel Man und das Bretonische). Die im Buch erwähnte Mundart bezieht sich auf
das „(Lowland) Scots“, einen schottischen Dialekt, der sich (ebenso wie die
heutigen nordenglischen Dialekte) aus dem northumbrischen Dialekt des
Alt-Englischen entwickelte und auch gälische, dänische sowie französische
Lehnwörter enthält.
    Mit dem
Geist über Entfernungen zu heilen, hat heute nichts mehr mit Magie gemein, auch
wenn es magisch anmutet. Heilpraktiker, Reiki-Betreibende ... , die solche
Methoden anwenden, reden scherzhaft von Mails, die sie versenden. Ihr Erfolg
gibt ihnen Recht. Auch wenn man ihn wissenschaftlich NOCH nicht ganz erklären
kann …
    „In allen Geschöpfen, den
Tieren, den Vögeln, den Fischen, den Kräutern und den Fruchtbäumen liegen
geheimnisvolle Heilkräfte verborgen, die kein Mensch wissen kann, wenn sie ihm
nicht von Gott selber geoffenbart werden.“
    Dies sind Worte der heiligen
Hildegard von Bingen, die von 1098 bis 1179 lebte und von deren Weisheiten
Etliches in diesem Buch (mitunter wortwörtlich, da so sprachgewaltig)
Verwendung fand. Sie nimmt hier in der Person von Gwen Gestalt an. Daher, und
zur Veranschaulichung des damaligen Zeitgeistes, noch einige erläuternde Worte
über die wohl bemerkenswerteste Nonne ihrer Zeit, von Zeitgenossen als „Seherin
vom Rhein“ bezeichnet.
    Ihre Biografie liest sich wie
ein Märchen. In einer rheinländischen Adelsfamilie geboren war sie in der
Kindheit häufig krank, hatte bereits zu dieser Zeit fromme Visionen. Als Nonne
begann sie, ihre spirituellen Erlebnisse aufzuschreiben, was sie schnell
bekannt machte. Papst Eugen III persönlich überzeugte sich von der Sehergabe
Hildegards, welche er durch eine Kommission hatte prüfen lassen, erkannte ihre
Gabe der Schau offiziell an, wodurch sie als deutsche Mystikerin im gesamten
Abendland berühmt wurde. Tausende holten ihren Rat ein, darunter Bischöfe,
Päpste, Kaiser und Könige. Insbesondere ihre medizinischen Schriften, auf
welchen die berühmte Hildegard-Heilkunde basiert und die sie wohl zur ersten
Ärztin im europäischen Mittelalter machte, erleben seit deren Wiederentdeckung
im 19. Jahrhundert eine weltweite Hildegard-Renaissance. Neben der Medizin
befassen sich ihre Werke mit Religion, Musik, Ethik und Kosmologie. Dabei ist
von Bedeutung, dass sie eigene Denkansätze und Ansichten entwickelte, neue
Akzente setzte und den Horizont ihrer Zeit in Hinsicht auf ein ganzheitliches
Wissen erweiterte. Sie schrieb einfach auf, was sie „schaute und hörte“. Ein
Mönch bat sie
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