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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Elizabeth Chadwick
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Lächeln spielte um Leicesters Lippen. »Ich möchte natürlich keinesfalls länger bleiben, als ich erwünscht bin, aber ich brauche Proviant.«
    Roger sah, wie die Augen seines Vaters schmal wurden.
    »Ich kann Euch nicht mehr geben. In meinen Scheunen steht kaum noch eine Garbe, und die Heumieten sind fast leer. Ich werde im Winter zu horrenden Preisen Getreide zukaufen müssen.«
    »Dann sollen uns doch unsere Feinde mit allem Notwendigen
versorgen. Das Kloster von Edmundsbury verfügt über gut gefüllte Vorratskammern, wie ich hörte, und der Abt ist nicht unser Freund.«
    Hugh rieb sich nachdenklich das Kinn. Seine Fingerspitzen schabten über seine Bartstoppeln. Dann maß er Roger mit einem höhnischen Blick.
    »Eine Sauhatz«, sagte er mit einem humorlosen Grinsen. »Glaubst du, dass du wenigstens das zuwege bringst?«
    Roger starrte seinen Vater an.
    »Du verlangst von mir, dass ich Schweine stehle und Dörfer niederbrenne?«
    »Für den Anfang. Wenn du deine Sache gut machst, überlege ich mir, ob ich dich befördere, aber im Moment taugst du nur zum Plündern. Du kannst gehen.«
    Roger sprang auf. Heiße Wut durchströmte ihn. Wie leicht wäre es, sein Schwert zu ziehen und wie ein Wilder um sich zu schlagen. Wie einfach – und wie sinnlos.
    »Edmundsbury«, bestätigte er steif.
    Sein Vater hob eine Braue. »Du bist doch bezüglich der Kirche nicht abergläubisch, oder?«
    Nachdem der Sohn und Erbe des letzten Königs nach einem Überfall auf die Ländereien des Klosters Saint Edmund gestorben war, hätte Roger vehement widersprechen können, aber da er wusste, dass sein Vater eine solche Antwort erwartete, schnappte er nicht nach dem Köder.
    »Nein, Sir, aber wir sind Vasallen des Klosters, und ich habe die Kirche stets geehrt.«
    »Und deinen Vater ehrst du nicht?« Hugh beugte sich vor und ballte eine Faust. Ein Siegelring funkelte an seinen weiß angelaufenen Knöcheln.
    »Du wirst mir gehorchen, Junge. Meine anderen Söhne kennen ihre Pflicht und stellen meine Autorität nicht in Frage.«
    Roger knirschte mit den Zähnen, verneigte sich knapp vor seinem Vater und dem Earl of Leicester und stapfte, sich mühsam beherrschend, aus dem Raum. In der Sicherheit seiner Kammer warf er sich auf die Waffentruhe und barg das Gesicht in den Händen. Es war einfach zu viel. Er stand nicht am Rand eines Abgrunds, sondern war bereits hineingestürzt und krallte sich krampfhaft mit den Fingerspitzen fest, während sein Vater über ihm aufragte, bereit, ihm auf die Hände zu treten und ihn in die Tiefe zu befördern.
    Das Licht, das durch die offenen Fensterläden fiel, wurde dämmrig, als sich Wolken vor die Sonne schoben. Eine Maus lief über den Boden und verschwand in einem Loch in der Seite einer Pritsche, die an der Wand stand. Roger erhob sich, ging zu dem Wasserkrug, spritzte sich Wasser ins Gesicht und spülte sich den schalen Geschmack aus dem Mund, den die Besprechung hinterlassen hatte. Dann zog er sein Schwert und betrachtete es. Die Klinge wies Kratzer auf, die wegpoliert werden mussten, und sie musste geschärft werden, aber die Waffe lag gut ausbalanciert in seiner Hand. Auch im Leben sollte es eine solche Balance geben, doch die suchte er vergebens. Die Messingbuchstaben auf dem Metall schimmerten golden. INNOMI-NEDEI. Im Namen des Herrn.
    Ein Schatten verdunkelte die Türschwelle, und er blickte auf. Anketil, einer der Burgritter, stand dort.
    »Sir, es gibt Neuigkeiten.« Seine nordisch-blauen Augen hefteten sich erst auf das Schwert in Rogers Hand und dann auf Roger selbst.
    »Gute oder schlechte?« Roger täuschte Gleichmut vor, als er das Schwert in die Scheide schob.
    »Das kommt darauf an, wie Ihr es seht. De Luci hat einen Waffenstillstand mit den Schotten geschlossen. Er wird sich nun gen Süden wenden, in unsere Richtung.« Er vollführte mit
dem Daumen eine dementsprechende Geste. »Ein Bote ist gerade bei Eurem Vater und dem Earl of Leicester.«
    Roger ging nicht davon aus, dass dies etwas an seinem Auftrag ändern würde, im Gegenteil, die Angelegenheit würde eher noch drängender werden. Leicester musste unverzüglich handeln, wenn er seine Burg sichern wollte.
    Anketil deutete auf die Schwertscheide.
    »Euer Bruder hat dieses Schwert heute Morgen in der Kapelle getragen«, bemerkte er. »Aber es wollte nicht recht zu ihm passen.«
    »Er wird keine zweite Gelegenheit dazu bekommen.« Plötzlich arbeitete Rogers Verstand klar und logisch, und die Entscheidung fiel ihm so leicht wie
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