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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Elizabeth Chadwick
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buchstäblich unter die Nase gehalten, und Gundreda hoffte inständig, sie würde ihn verlieren.
    Der letzte mit Fässern voller Pfeile, Häuten, Nägeln, Kettenhemden, aufgerollten Seilen und Brettern beladene Gepäckkarren rumpelte vom Burghof. Gundreda seufzte erleichtert, bedeutete dem Wächter, das Tor zu schließen, und befahl den Dienern, den Abfall wegzuräumen, den die Gäste hinterlassen hatten. Ihr jüngerer Sohn stand da, fuhr sich mit der Hand durch das Haar und starrte den Karren hinterher, bis das Tor knarrend zugeschoben und verriegelt wurde.
    »Du brauchst nicht zu schmollen«, fuhr Gundreda ihn an. »Du bist zu jung, um mitzureiten.«
    Will zuckte nur die Achseln.
    »Ich schmolle ja gar nicht, ich dachte nur, dass hier jetzt vielleicht für eine Weile Ruhe einkehrt.«
    Gundreda erwiderte nichts darauf, aber ihre Züge verhärteten sich. Zwar wollte sie nicht, dass ihre beiden Söhne in den Krieg zogen, aber Wills Hang zur Trägheit war eine Quelle ständiger Sorge und Ärgers für sie.
    »Das heißt aber nicht, dass es nichts mehr zu tun gibt«, herrschte sie ihn an. »Glaub ja nicht, du kannst jetzt auf der faulen Haut liegen und deine Pflichten vernachlässigen. Jetzt, wo dein Vater und dein Bruder fort sind, wartet eher noch mehr Arbeit auf dich.«
    »Ja, Mutter«, erwiderte Will gleichmütig.
    Gundreda konnte nicht sagen, ob er Zustimmung bekundete oder es nur ein Lippenbekenntnis war, um bei der ersten sich bietenden Gelegenheit die Flucht zu ergreifen. Will glich einem weichen, mit Daunen gefüllten Kissen. Egal wie hart man draufschlug, es blieb keine Delle zurück.

    Der Wind, der von Flandern her über die Nordsee wehte, war so eisig, dass die Haut brannte und die Augen tränten. Vor einer Stunde hatten die Kundschafter gemeldet, dass Leicesters Armee sich dem Fluss nördlich des Klosters näherte und mindestens achttausend Mann zählte. Wie Roger de Luci berichtet hatte, waren die feindlichen Truppen den ihren im Verhältnis vier zu eins überlegen, aber der größte Teil setzte sich aus Flamen zusammen, von denen nur wenige im Umgang mit Waffen geübt waren.
    Roger griff nach Sorels Zügeln und schob einen Fuß in den Steigbügel. Er hatte gebeichtet, die Absolution erhalten und war ruhig, gefasst und entschlossen. Er wusste, was er zu tun hatte, um seinetwillen und um der Männer willen, die sich auf ihn verließen.
    Sein Onkel trat in voller Rüstung zu ihm und reichte ihm das Banner des heiligen Edmund. Zuvor hatte es ihm Prior Robert
in der Kirche formell übergeben und ihn gesegnet. Jetzt trug er allein die Verantwortung, und dieses Wissen verlieh ihm Kraft, als er die Kordel löste und die rotgoldene Seide im Wind flattern ließ.
    »Die Kundschafter sagen, dein Vater reitet mit dem Earl of Leicester«, bemerkte sein Onkel trocken.
    »Er hat seinen Weg gewählt und ich meinen«, erwiderte Roger gleichmütig.
    »Und wenn sich diese Wege kreuzen?«
    »Dann mag er tun, was ihm beliebt, aber ich werde nicht klein beigeben.«
    Sein Onkel musterte ihn prüfend, und was er sah, schien ihm zu gefallen, denn er nickte knapp.
    »Heute wird sich in der Tat zeigen, wer der Stärkere von euch beiden ist, Neffe.«
    »Ich hoffe, ich, Sir.« Roger presste entschlossen die Lippen zusammen und klappte sein Visier herunter, um den unteren Teil seines Gesichts zu schützen.
    Sein Onkel wandte sich zu seinem Hengst um.
    »Das reicht nicht«, entgegnete er. »Du musst der festen Überzeugung sein, dass du dem Feind überlegen bist. Sie dürfen die Brücke nicht überqueren. Wir müssen sie hier aufhalten und in die Marschen treiben.«
    Rogers Stimme wurde von Leder und Kettengeflecht gedämpft.
    »Sie werden nicht siegen, Sir.«
    »Gott stehe uns bei, wenn sie es doch tun. De Bohun bildet mit den Rittern die Vorhut. Mylord de Luci wünscht, dass du die Standarte nimmst und die Herolde anführst.«
    Rogers Brust schwoll vor Stolz und Vorfreude. Er packte den Bannerstab und lenkte Sorel in die Richtung von de Bohuns Trupp, der aus dreihundert Rittern in voller Rüstung auf
prächtigen Schlachtrössern bestand. Dazu kamen Sergeanten in Rüstungen aus Leder und wattiertem Leinen und mit weniger kostbaren Pferden. Hier und da sah Roger auch Fußsoldaten, die mit den altmodischen englischen Rundschilden bewaffnet waren. Diese Schilde waren vermutlich über Generationen hinweg vom Vater an den Sohn weitergegeben und für Gelegenheiten wie diese sorgfältig aufbewahrt worden. Die Waffen der lokalen Miliz setzten
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