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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Elizabeth Chadwick
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in Erinnerung hatte: fein, aber dicht und von so sanftem Braun wie Meeressand. Zu ihrer Überraschung spürte sie, wie sich ein Kloß in ihrer Kehle bildete. Sie weinte nie, hatte noch nicht einmal eine Träne vergossen, als sein Vater ihr Dinge angetan hatte, die keine Frau erdulden sollte.
    »Auf diese Förmlichkeiten können wir verzichten.« Sie zog ihn behutsam auf die Füße. Für eine Frau war sie hochgewachsen, er überragte sie nur um eine Fingerlänge, seinen Vater aber
um ein gutes Stück mehr. Hugh hatte es gehasst, dass sie größer war als er, und diesen Umstand zu ihren vielen Unzulänglichkeiten gezählt. »Lass dich anschauen.«
    Er hielt ihrer Musterung ruhig stand, aber auf seinen Wangen breitete sich eine leichte Röte aus. Die Bartstoppeln betonten sein kantiges Kinn und seinen lebhaften, schön geformten Mund. Seine Augen schimmerten in einer Mischung aus Grau und Blau, die sie an die nördliche Meeresküste erinnerte. Von Hugh hatte er so gut wie nichts. Ihr fiel auf, dass er Schwert und Sporen trug und ihm der Geruch verschwitzter Pferde anhaftete, obwohl er mit einer sauberen Tunika bekleidet war.
    »Es ist zu lange her«, seufzte sie. »Viel zu lange.« Als sie sacht seine Wange berührte, dachte sie voller Bedauern an all die Jahre, die sie verloren hatten. Nach der Annullierung ihrer Ehe hatte Hugh ihr verboten, Roger zu sehen, und Walkelin hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass Hugh of Norfolks Sprössling in Greenwich nicht willkommen war. Hedingham, der Landsitz ihres Bruders Aubrey, des Earl of Oxford, war dagegen neutrales Territorium und somit ein Ort, an dem sich Mutter und Sohn bei seltenen Gelegenheiten wie dieser treffen konnten.
    »Bist du weit gereist?« Sie bedeutete einem Diener, Wein zu bringen, und zog Roger zu der Bank am Fenster, wo sie zuvor genäht hatte.
    »Ich komme aus dem Lager des Königs bei Sileham.«
    »Ah.« Sie wartete, während der Diener Becher und eine Platte mit gewürzten Kürbistörtchen holte. »Du gehörst zum Gefolge des Königs?«
    »Ja, Madam.« Er trank etwas Wein und aß ein Törtchen. Sie vermutete, dass er ausgehungert war, obwohl er sich höflich zurückhielt – im Gegensatz zu seinem Vater, der dies nie für nötig erachtet hatte. Selbstbeherrschung, dachte sie. Das hatte
er von ihr … und die Fähigkeit, inmitten eines Sturms Ruhe zu bewahren. Sie hatte von seiner Tapferkeit bei der Schlacht von Fornham im Herbst gehört. Aubrey sagte, es sei trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit ein überwältigender Sieg gewesen und Roger habe das Banner des heiligen Edmund getragen und wie ein Held gekämpft.
    »Dein Vater …« Sie brach ab und trank einen Schluck Wein. Es hatte keinen Sinn, an alten Wunden zu rühren, all das war lange her, und sie würde ihren Sohn nur damit belasten. Ihr war zu Ohren gekommen, dass Hugh nach der Niederlage von Fornham dem Justiciar tausend Mark für einen Waffenstillstand gezahlt hatte. Obwohl er ständig darüber klagte, unter König Henrys Herrschaft verfolgt worden und verarmt zu sein, blieb er einer der wohlhabendsten Männer des Königreiches. Und so, wie ihr früherer Mann nun einmal war, hatte er diesen Waffenstillstand genutzt, um einen Pakt mit den Flamen zu schließen. Weitere, diesmal besser ausgebildete Söldner waren eingetroffen, und er war mit ihnen nach Norwich gezogen und hatte die Stadt geplündert. Wie immer hatte er sich über-und den König unterschätzt. Sie konnte sich jeden Tag ihres Lebens glücklich schätzen, dass die Ehe mit ihm annulliert worden war, obwohl sie den Titel einer Gräfin verloren hatte. Sollte sich doch Gundreda damit schmücken und Hughs brutale Forderungen ertragen. Sie bedauerte nur den Verlust ihres Kindes.
    »… hat sich mit der Schaufel der Gier sein eigenes Grab geschaufelt und vielleicht meines gleich dazu«, knirschte Roger grimmig. »Ihm wurde befohlen, sich dem König zu ergeben, und er muss gehorchen, weil der Aufstand niedergeschlagen wurde und niemand mehr auf seiner Seite steht.«
    Juliana zog die Brauen zusammen.
    »Wie meinst du das – er hat auch dein Grab geschaufelt?
Du hast im vergangenen Jahr treu für den König gekämpft, das spricht doch sicherlich zu deinen Gunsten.«
    »Die Bedingungen der Unterwerfung kommen einer Strafe gleich. Der Verrat meines Vaters macht die Dienste zunichte, die ich dem König erwiesen habe. Die Zerstörung Norwichs hat das Fass zum Überlaufen gebracht. Der König wird ihm keine Mittel lassen, um eine neue Rebellion zu
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