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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Elizabeth Chadwick
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früher oft allein mit dem Boot hinausgerudert, wenn ich meinem Vater oder Huon entfliehen wollte – und das kam oft vor.« Er spreizte die Hände und packte den glatten Griff aus Eichenholz. »Es ist Zeit, ans Ufer zurückzukehren.«
    Roger legte ihm eine Hand auf die Schulter und spürte die festen Muskeln darunter. Damit gab er Will zu verstehen, dass er wusste, was er wirklich meinte.
    »Aber jetzt noch nicht. In der Strömung brauchen wir deine Kraft.«
    Will lachte.
    »Den Wunsch kann ich dir erfüllen.«
    Nachdem die Halbbrüder sich zugenickt hatten, tauchten sie die Ruderblätter ins Wasser und lenkten das Boot gemeinsam mit ihren Kameraden in die Strömung und auf den schon stark zerkratzten Schild an dem Pfahl zu. Den Jubel der Menge nahm Roger kaum bewusst wahr, er glich nur einem entfernten Dröhnen in seinen Ohren, weil er seine ganze Konzentration aufbieten musste, das Boot auf Kurs zu halten.
    Mit gezückter Lanze, sich im Wind bauschendem Seidenhemd und wehendem dunklem Haar wartete Longespee den richtigen Moment ab. Die Lanzenspitze prallte gegen die Mitte
des Schildes und zerbarst. Der Aufprall schleuderte Longespee nach hinten, doch er ging nicht über Bord, sondern landete auf dem Boden des Bootes, das einen Moment lang schwankte wie eine mit einem wütenden Tritt in Bewegung gesetzte Wiege, doch die Ruderer stabilisierten es wieder, vollendeten unter Rogers Anleitung den Durchgang und machten kehrt, um sich auf den nächsten vorzubereiten.
    Roger reichte die Lanze, die er am Kai in Empfang genommen hatte, an Hugh weiter. In den Augen des Jungen spiegelte sich Entschlossenheit wider, doch Roger spürte seine innere Anspannung, die er gut verstehen konnte. Sowohl er als auch Longespee hatten Erfolg gehabt, und nun stand Hugh unter dem Druck, sich zu bewähren.
    »Wir können gewinnen!«, rief Longespee, als sie wieder auf den Fluss hinausglitten. »Wir liegen in der Punktzahl vorne!«
    Roger warf seinem Stiefsohn einen warnenden Blick zu.
    »Daran muss mich niemand erinnern«, erwiderte Hugh unwirsch.
    »Bleib ruhig, Junge«, mahnte Roger. »Halte den Blick auf die Mitte des Schildes gerichtet und werde selbst zur Lanze.«
    Hugh nickte knapp, schluckte und machte sich im Bug bereit. Er wischte sich die Hände an seinem Hemd ab und packte die Lanze, während die anderen ihren Rhythmus beschleunigten und auf den Pfahl zuruderten. Rogers Arme brannten vor Anstrengung, Will bewegte die Ruder mit gleichmäßiger Kraft. Ein Schlag, zwei, drei, vier. Wasser spritzte von den Ruderblättern auf, als die Männer gemeinsam versuchten, Hugh so viel Geschwindigkeit zu verschaffen, wie sie aus dem Boot und sich selbst herausholen konnten. Hugh beugte sich vor, und dann ertönte ein ohrenbetäubendes Krachen, als nicht nur die Lanze, sondern auch der bereits beschädigte Schild zerbarst und vom Pfahl fiel. Hugh taumelte und drohte ins Wasser zu stürzen.
Roger ließ sein Ruder los, packte den Hemdsaum seines Sohnes und zog ihn mit einem Ruck in das Boot zurück.
    Der Junge blieb nach Atem ringend, die zersplitterte Lanze umklammernd, auf dem Rücken liegen.
    »Beim Blut Gottes, Junge, du hast den Schild zerbrochen!«, entfuhr es Roger begeistert. »Das muss uns den Sieg einbringen!«
    Ein glückseliges Lächeln huschte über Hughs Gesicht, dann lachte er laut auf und warf seinem Halbbruder einen triumphierenden Blick zu.
    »Jetzt kann uns niemand mehr schlagen«, keuchte er.
    Longespee neigte den Kopf und lächelte mit schmalen Lippen.
    »Außer er hat das Glück des Teufels«, meinte er. »Gut gemacht.« Und dann überwog die Freude über den gemeinsam errungenen Sieg, und sein Lächeln wurde breiter. »Wirklich gut gemacht, Bruder!«
    Hugh errötete ob des Lobes und nickte kurz, dann folgte ein warmes Grinsen.
    Als sie das Boot wieder in die Strömung lenkten, bemerkte Roger, dass eine Barke seitlich direkt auf sie zukam. Die Besatzung, betrunkene junge Männer, die quer über den Fluss auf Southwark zuhielten, war mehr mit Singen und den Frauen an Bord beschäftigt als mit dem Steuern der Barke. Roger brüllte eine Warnung, doch es war zu spät. Die beiden Boote stießen mit voller Wucht zusammen. Roger wurde nach hinten geschleudert und prallte mit dem Kopf gegen die Bugwand. Benommenheit umfing ihn, während das schwankende Boot sich mit Wasser füllte und kenterte. Als Roger unter Wasser geriet, war er kaum noch bei Bewusstsein.
    Wie aus weiter Ferne registrierte er, dass er wieder an die Oberfläche
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