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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Elizabeth Chadwick
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essen«, erwiderte Isabelle. »Aber da er Schiedsrichter ist, müssen wir uns deswegen keine Gedanken machen.« Sie lächelte Ida zu. »Er hat lieber festen Boden unter den Füßen.« Plötzlich wurden ihre Augen groß, und sie deutete auf den Fluss. »Eure Männer scheinen Hecht zu mögen.«
    Ida drehte sich um, starrte das flussabwärts schießende Boot an und stieß einen leisen Entsetzensschrei aus. Sie hatte gedacht, ihr Mann sei am Kai damit beschäftigt, den jungen Männern Ratschläge zu erteilen, und jetzt stand er im Bug eines Ruderbootes und zückte eine Lanze. Sie traute ihren Augen
nicht. Mein Gott, wenn William Marshal so vernünftig gewesen war und nicht an dem Turnier teilnahm, dann hätte es Roger, der nüchtern denkende Richter und Staatsmann, erst recht besser wissen müssen.
    Die Menge tobte wie ein aufgewühltes Meer. Hugh und Longespee, Anketil, Will Bigod, Goscelin und Ranulf FitzRobert ruderten, was ihre Kräfte hergaben.
    Marie hüpfte fast so begeistert von einem Fuß auf den anderen wie zuvor Mahelt Marshal.
    »Da ist Papa!«, rief sie, obwohl sie nur Augen für Ranulf hatte.
    Ida klammerte sich Halt suchend an Isabelle Marshal fest, als Roger ausholte und die Lanze gegen die Zielscheibe schmetterte. Er führte den Stoß mit sauberer Präzision aus, und der Jubel der Zuschauer war diesmal laut genug, dass man es noch in Greenwich hörte. Ida rang nach Atem und kämpfte darum, die Fassung wiederzuerlangen, als das Boot den Durchgang sicher bewältigte.
    »Heilige Jungfrau Maria!«, keuchte sie, dabei schüttelte sie heftig den Kopf. Stolz, Furcht und Erleichterung stritten in ihr. Warum hatte sie gedacht, dass Roger so etwas nicht tun würde? Sie kannte ihn doch. Hinter der Fassade des unerschütterlich gelassenen Richters, hinter der Ruhe und Bedachtsamkeit verbargen sich noch immer Spuren des Athleten und Kriegers, der mit Schwert und Speer wie ein erfahrener Soldat umzugehen verstand, und der Seemann, der mühelos eine Schiffstakelage erklimmen konnte.
    »Papa hat es geschafft, Papa hat es geschafft!«, rief Ralph. Seine Augen leuchteten vor Stolz.
    »Euer Lord ist ein wahrer preux chevalier , Mylady.« Neben Belustigung schwang auch Respekt in Isabelle Marshals Stimme mit.
    Ida hob den Kopf und schenkte ihr ein triumphierendes, wenn auch tränenfeuchtes Lächeln.
    »Ja, das ist er«, stimmte sie zu. »Und ich tue gut daran, das nicht zu vergessen.«

    Auf dem Fluss wendeten die Bigod-Ruderer ihr Boot und steuerten flussaufwärts auf den Kai zu, wo sich der Startpunkt befand. Roger hatte gar nicht die Absicht gehabt, an dem Turnier teilzunehmen, aber irgendwann hatte er den Männern nicht mehr vom Ufer, sondern vom Boot aus Ratschläge erteilt, und ehe er sich versah, war er ein Teil der Mannschaft geworden, nicht zuletzt, weil er diesen Sport schon als Jugendlicher und junger Ritter betrieben hatte und sich auf jedem Wasserfahrzeug zu Hause fühlte. Er blickte zu der Brücke, salutierte mit der zerbrochenen Lanze, stellte sich Idas Gesichtsausdruck vor und grinste.
    »Wir werden das Turnier gewinnen!«, keuchte Longespee mit einem kämpferischen Funkeln in den Augen, während er langsamer zu rudern begann.
    Roger betrachtete das Ende der Lanze.
    »Glatt abgebrochen«, stellte er fest. Er war von prickelnder Erregung erfasst worden, als er auf den Schild gezielt und gewusst hatte, dass er ihn treffen würde. Der an seinem Hemd zerrende Wind war der Atem des Lebens gewesen. Das Hämmern seines Herzens und seine wilde Freude bewirkten, dass er sich wieder jung fühlte, jung und hungrig auf Vergnügen um des Vergnügens willen. Das Alltagsleben dämpfte solche Empfindungen, das war nun einmal so, aber jetzt war der Glanz wieder da, hell und schimmernd wie eine frisch geprägte Münze.
    Die Mannschaft ruderte zum Kai, um eine neue Lanze zu holen. Die Zuschauer am Ufer und auf der Brücke grölten vor Lachen, als ein weiterer Teilnehmer im Wasser landete.
    »De Warenne nimmt ein Bad!«, schrie Hugh triumphierend. Roger warf Longespee die neue Lanze zu.
    »Hier. Sieh zu, dass du genauso gut triffst wie ich.«
    Der junge Earl warf ihm einen Blick zu, der besagte, dass er es nicht genauso gut, sondern besser zu machen gedachte. Roger nahm Longespees Platz auf der Bank neben Will ein. Die Halbbrüder wechselten einen Blick. »Ich bin froh, dass du zur Mannschaft gehörst«, sagte Roger. »Du ruderst gut und ausdauernd.«
    Will zuckte leicht verlegen die Achseln.
    »Dazu gehört nicht viel. Ich bin
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