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Die Rose des Propheten 4 - Das Buch der Akhran

Die Rose des Propheten 4 - Das Buch der Akhran

Titel: Die Rose des Propheten 4 - Das Buch der Akhran
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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ernähren! Verkauf doch lieber Kinder auf dem Markt als Fische!«
    »Der Meergott gewährt seine Gunst den Rechtschaffenen, Cradic! Hör auf, auf deines Nachbarn Frau zu schielen, vielleicht ändert sich dann dein Fischerglück!«
    Mit einem keckernden Lachen, das stets in einem Schnaufen endete, weil Meelusk an einer Lungenschwäche litt, pflegte der dürre, gebeugte Mann dann in seine armselige Hütte davonzustapfen, die etwas abseits vom Dorf lag. Meelusk lebte allein; nicht einmal ein Hund wollte etwas mit ihm zu tun haben. Während er sein spärliches Abendessen verzehrte, hielt Meelusk gelegentlich inne, um die Arme um seinen ausgemergelten Leib zu schlingen und sich verzückt vorzustellen, wie seine Nachbarn ihn beneiden mußten.
    Doch Neid war nicht das treffende Wort.
    Alle wußten von der Wilderei. Alle wußten von der raffinierten Laterne. Alle wußten von seinen ›geheimen Fanggründen‹. Und es gab auch noch mehr. Meelusk stahl nicht nur Fische. Man erzählte sich Geschichten davon, wie der habgierige alte Mann blinden Bettlern Kieselsteine in die Schale warf und ihre Münzen stahl; wie er die Waren armseliger Krüppel an sich riß und davonrannte, um ihnen höhnisch zuzurufen, sie sollten ihn doch fangen. Er war kein Anhänger des Benario. Solche Diebe setzten ihr Leben aufs Spiel, um einem Sultan die Rubine von den Fingern zu stehlen, während der Mann schlief. Dieser kleine Mann jedoch stahl trocknende Hemden von der Leine, raubte das Brot aus den Öfen armer Witwen, riß zahnlosen Hunden die Knochen aus dem Maul. Die Anhänger des Benario spuckten auf Meelusk. Er war ein irrwitziger Feigling, der an überhaupt keinen Gott glaubte.
    In dieser Nacht ließ Meelusk sein Laternenlicht kurz nach Mitternacht auf das Wasser scheinen und fluchte. Irgend etwas stimmte mit den Fischen nicht. Nur wenige kamen auf das Licht zu. Jene, die er in seinem Netz gefangen hatte, waren nur armselige kleine Kreaturen. Andere Fischer hätten sie wieder ins Wasser geworfen. Meelusk dagegen behielt die kleinen Dinger im Boden seines Boots und sah mit habgieriger, bösartiger Befriedigung zu, wie sie hilflos umherzappelten. Es war die einzige Befriedigung, die er in dieser Nacht bekommen sollte, dachte der alte Mann und warf sein triefendes Netz noch einmal aus, doch ohne große Hoffnung, noch etwas einzubringen.
    Er richtete den Schein der Laterne auf das Wasser, spähte hinunter und stieß ein entzücktes Schnaufen aus. Unmittelbar unter ihm glänzte etwas Helles! Begierig zerrte er an dem Netz und seufzte erstaunt. Das Netz wollte sich kaum bewegen! Das mußte ein wirklich großer Fisch sein! Oder ein Delphin – eine jener freundlichen und sanften Töchter des Hurn, die die Toren an Land immer mit solchem Respekt behandelten, die sie tätschelten, wenn sie sich an ihren Booten rieben, oder zu denen sie sogar ins Wasser sprangen, um sich mit ihnen im Meer zu vergnügen! Meelusk grinste mit seinen Zahnlücken und riß erneut an dem Netz. Er konnte sich schon vorstellen, was sie sagen würden, wenn er einen Delphin zum Markt schleppte – natürlich würden sie ihm Vorhaltungen machen, weil er ein Tier getötet hatte, von dem man doch wußte, daß es Seeleuten Glück brachte. Aber er wußte, daß sie sich in Wirklichkeit vor Neid verzehren würden.
    Beim Sul, es war wirklich schwer!
    Die Adern traten an seinen knochigen Armen hervor, er stemmte die Füße gegen das Schandeck, zog und keuchte und schwitzte und hievte und zog. Langsam hob sich das Netz aus dem Wasser. Seine Arme bebten von der Anstrengung, er fürchtete schon, daß seine Muskeln im letzten Augenblick versagen könnten und es wieder in den dunklen Tiefen versinken würde. Deshalb gab er sein Bestes und strengte sich schließlich noch mehr an, um das Netz ins Boot zu ziehen.
    Er schaffte es mit einer solch gewaltigen Anstrengung, daß er selbst dabei von den Beinen gerissen wurde und kopfüber auf seinen Fang stürzte. Meelusk war von seinen Anstrengungen so erschöpft, daß er selbst den unglücklichen Fischen glich, die er eingebracht hatte. Doch schließlich konnte er wieder aufrecht stehen. Er hob die raffinierte Laterne und musterte begierig seinen Fang.
    Mit zitternden Händen löste Meelusk das Netz und holte den ersten Gegenstand hervor, um ihn mit einem schmutzigen, bösen Wort zu bedenken. »Ein Korb«, murmelte er. »Nur ein wassergetränkter alter Korb – wahrscheinlich früher einmal das Eigentum eines Schlangenbeschwörers, wie er aussieht.
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