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Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

Titel: Die Rose der Highlands
Autoren: Karen Ranney
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ertrug es nicht, die Zerstörung ihres Heims mit anzusehen. In diesem Augenblick war ihr Hass auf alles Englische so stark, dass sie glaubte, daran zu ersticken. Aber ihre Wut würde Hamish nicht helfen, und sie würde Sedgewick auch nicht aufhalten.
    Der Major ging zum nächsten Haus und beobachtete mit einem Ausdruck der Befriedigung, wie auch dessen Dach lichterloh zu brennen begann. Seine Absicht war offenkundig: Er würde nicht ruhen, bis das gesamte Dorf brannte.
    Nicht genug damit, dass sie alle Menschen verloren hatte, die ihr lieb und teuer waren, jetzt wurden auch noch all ihre Andenken vernichtet – das Tongeschirr mit dem blassblauen Muster, das ihre Mutter so geliebt hatte, und das unter der Matratze versteckte Plaid. Und auch den Webstuhl, an dem sie tagein, tagaus gesessen hatte, würde es gleich nicht mehr geben.
    Die schwarzen Gewitterwolken, die auch das letzte blaue Fleckchen am Himmel verschwinden ließen und die Umgebung in ein gespenstisches Dämmerlicht tauchten, spiegelten ihre Stimmung wider.
    Major Sedgewick kam zu ihr zurück. »Sagt mir, wo er ist!«, herrschte er sie an.
    »Ihr Engländer werdet erst glücklich sein, wenn auch der letzte Schotte vom Antlitz Schottlands verschwunden ist, nicht wahr?«, erwiderte sie ebenso heftig. Es war unklug, aber sie sah nicht ein, unterwürfig zu bleiben, wenn es nichts weiter einbrachte als weitere Grausamkeiten. »Sterben wir Euch nicht schnell genug?«
    Er schlug zu, so hart, dass sie auf die Knie fiel. Als sie den Blick hob, sah sie Sedgewick an, dass er begierig darauf wartete, dass sie aufstünde, damit er sie noch einmal schlagen könnte.
    »Ich werde diesen Ort von Ungeziefer befreien«, spie er ihr ins Gesicht. »Und vielleicht seid Ihr das erste.«
    In diesem Moment zuckte ein Blitz zur Erde, so grell, dass er sie vorübergehend blendete. Der Donner, der Sekunden später folgte, grollte, als wäre er die Stimme Gottes. Und dann war alles still, so still, dass Leitis ihr Herz schlagen hörte. Es schlug rasend schnell.
    Sie presste die Hände auf die Augen und blinzelte danach ein paarmal, um wieder sehen zu können. Der beißende Rauchgeruch, der in der Luft hing, und ihre noch verminderte Sehkraft gaukelten ihr vor, dass sich die Erde geöffnet hatte und die Gestalt, die sie aus dem Gleißen kommen sah, in Satans Auftrag aus den Tiefen der Hölle heraufgestiegen war.
    Als der nächste Blitz herniederfuhr, sah sie die Gestalt deutlich. Die schwarzen Haare waren wie die der anderen Männer im Nacken zusammengebunden. Der Rock war scharlachrot, die Weste hellbraun. Einen Aufschlag zierte eine prunkvolle Medaille, den anderen das Regiments- und Rangabzeichen. Die Kniebundhose war ebenfalls hellbraun, und ein weißes Hemd mit Rüschen auf der Brust und an den Ärmeln vervollkommnete seine Uniform.
    Er war keine Illusion und auch kein Dämon, nur ein Engländer. Ein rotberockter Offizier, jedoch nicht so teuer ausgestattet wie der Major. Seine Weste hatte nicht so viele Knöpfe, und sie schienen aus Horn gemacht und nicht aus Metall.
    Leichtsinnigerweise wünschte sie sich, sein Gesicht zu sehen.
    Wieder zuckte ein Blitz, doch er ließ sich nicht davon irritieren, als wäre der gefährliche Gewitterbote nichts weiter als eine unbedeutende Störung. Seine linke Hand hob sich, und die Männer, die ihm folgten, verlangsamten ihr Tempo. Die Art, wie er mit seinem scheuenden Pferd umging, verriet, dass er gewohnt war, sich durchzusetzen. Er hielt die Zügel locker in der rechten Hand. Die Linke lag jetzt auf seinem kräftigen Schenkel.
    Sedgewick fluchte leise, kehrte Leitis den Rücken und ging auf die Neuankömmlinge zu.
    »Major Sedgewick, Sir«, stellte er sich dem Fremden vor und nahm Haltung an. »Ich hatte Euch erst nächste Woche erwartet, Colonel.«
    Der Oberst fixierte ihn schweigend, und Leitis kam der Gedanke, dass es ihr nicht gefallen würde, Anlass für seinen Zorn zu sein. Als hätte er es gehört, schaute der Fremde herüber. Ihr stockte der Atem.
    Das Gesicht war kantig mit ausgeprägten Wangenknochen, die energische Kinnlinie wurde durch den angespannten Ausdruck noch betont. Der Blick war so eindringlich, dass Leitis sich fühlte, als hätte der Mann ihr innerhalb eines Augenblicks die Kleider vom Leib gerissen, ihre Geheimnisse ergründet und ihre stille Rebellion erkannt. Zorn hatte seinen Mund zu einem Strich werden lassen.
    Ein gefährlicher Mann.
    Im nächsten Moment erfüllte er ihren unausgesprochenen Wunsch, sie von seiner
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