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Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

Titel: Die Rose der Highlands
Autoren: Karen Ranney
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Unkenntlichkeit verkohlt.
    Um es noch schlimmer zu machen, begann Hamish in diesem Moment seinen Dudelsack zu spielen. Die Melodie war kein Klagelied, was in diesem Augenblick zumindest passend gewesen wäre, sondern der MacRae-Marsch, mit dem in der Vergangenheit der Clan nach Gilmuir Castle gerufen worden war.
    Jetzt würde sie auch noch ihren letzten Verwandten verlieren. Ihren stolzen, halsstarrigen Onkel, der sich gerade sein Todesurteil erspielte.

[home]
    3
    B eim ersten durchdringenden Ton des Dudelsacks fuhr Alec herum.
    Ein Mann in einem Kilt mit MacRae-Muster, in den Farben Rot, Schwarz, Weiß, stand auf halber Höhe am Hang des Hügels, und es war sein Dudelsack, dessen Klänge sich zu einer Melodie vereinten. Alec hatte seit der Schlacht von Culloden keinen Dudelsack mehr gehört, und diese Erinnerung war ihm nicht willkommen. Hier hallte die Musik durch das Tal wider, als vervielfältigten die Hügel und Felsen sie.
    Das Gesicht war älter und der Körper gebeugter, als drücke die Last des Alters ihn nieder, doch Alec erkannte den Mann, den er als Junge gekannt hatte. Hamish MacRae.
    Mehrere englische Soldaten setzten sich in Marsch, um den Schotten aufzuhalten, aber er versuchte nicht zu entkommen, sondern setzte, trotzig weiterspielend, unbeirrt steifbeinig seinen Weg zu Tal fort.
    »Er hat Mut«, sagte Harrison leise.
    »Die Grenze zwischen Prahlerei und Tapferkeit ist haarfein«, erwiderte Alec trocken.
    »Ergreift ihn!«, rief Major Sedgewick seinen Männern zu. Als die Soldaten den Dudelsackpfeifer packten, endete die Melodie in ein paar schrillen Misstönen.
    Alec ging mit ausgreifenden Schritten zu Sedgewick, der den inzwischen bei ihm angelangten Gefangenen von oben bis unten musterte.
    »Bringt ihn ins Gefängnis«, befahl der Major und wandte sich dann Alec zu. »Es sei denn, Ihr zieht es vor, ihn hier zu verhören, Colonel.«
    Alec schüttelte den Kopf.
    Hamish richtete das Wort an Sedgewick. »Jetzt habt Ihr, wen Ihr wolltet«, sagte er. »Falls die Engländer nicht beschlossen haben, auch noch Krieg gegen Frauen und Kinder zu führen.«
    Alec trat zwischen Hamish und Sedgewick. Nachdem der Major eine Frau geschlagen hatte, würde er sicherlich nicht zögern, einen alten Mann zu misshandeln. Sedgewicks Ausdruck nach zu urteilen, stand er dem kurz davor.
    »Es ist vielleicht besser, wenn Ihr ins Fort zurückkehrt, Major«, sagte Alec knapp.
»Ich
werde mich um den Gefangenen kümmern.«
    Einen Moment lang sah es so aus, als wolle der Offizier protestieren. Er schien fast zu ersticken an seinen unausgesprochenen Worten. Aber Alec war kampferprobt, seit er im Alter von achtzehn Jahren mit dem Geld-Vermächtnis seiner Großmutter väterlicherseits sein Offizierspatent erworben hatte. Er war gut darauf vorbereitet, einen aufsässigen Offizier zur Räson zu bringen.
    Sedgewick nickte schließlich schweigend, doch als er sich entfernte, war seinem Gang sein Zorn deutlich anzumerken. Alec beobachtete, wie er auf sein Pferd stieg und auf das Fort zuritt. Dann wandte er sich den Männern zu, die ihn von Inverness nach Gilmuir begleitet hatten. »Behaltet die Soldaten hier, bis das Feuer gelöscht ist«, sagte er. »Dann bringt den Gefangenen ins Gefängnis.«
    »Ich glaube, Ihr habt euch da einen Feind gemacht, Sir«, bemerkte Harrison mit einer Kopfbewegung in Sedgewicks Richtung.
    Alec schaute seinen Adjutanten an.
    Thomas Harrison war der wortkargste seiner Offiziere, von ihm hörte man kein überflüssiges Wort, und wenn eine Geste genügte, sprach er überhaupt nicht. Alec hatte von dem Moment ihrer ersten Begegnung in Flandern an auf Harrisons Diskretion vertraut. Und so kannten nur er und sein Bursche, Sergeant Tanner, die Geheimnisse seiner, Alecs, Vergangenheit.
    Bei all seinen Vorzügen hatte Harrison ein bemerkenswert unattraktives Gesicht. Seine Nase war breit, das Kinn spitz. Tiefliegende, haselnussbraune Augen blickten stets wachsam in die Welt.
    Dass sein Adjutant und er so förmlich miteinander umgingen, lag an Alecs Zurückhaltung. Er war sich seines Kommandos bewusst und der Tatsache, dass es nicht klug war, Männer, die er in die Schlacht schickte, gefühlsmäßig an sich heranzulassen – doch es gab Momente wie diesen, da ihre Kameradschaft in Freundschaft umschlug.
    »Es stand zu erwarten, dass Sedgewick gegen meine Anwesenheit hier aufbegehren würde. Immerhin war
er
bis zu meinem Eintreffen Kommandant der Garnison«, sagte Alec.
    »Die Aufgabe, die Euch übertragen wurde,
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