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Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

Titel: Die Rose der Highlands
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heißt Rose?«
    Â»Ja, sie roch so lieblich wie eine Rose, als ich sie zum ersten Mal
im Arm hielt und da …« Lili musterte ihren Besucher verwundert, denn er schien
ihr gar nicht zuzuhören, sondern blickte in die Ferne an ihr vorbei. Offenbar
war er für einen Augenblick mit seinen Gedanken abgeschweift. Doch dann fuhr er
erschrocken zusammen und sah sie leicht verwirrt an.
    Â»Ja, Rose ist ein wirklich schöner Name. Und das Bild, das Bild
erinnert wirklich fatal an ›Hymn to the Rose‹.«
    Â»Sie schmeicheln mir. Natürlich hätte ich ihm lieber das Original
gekauft, aber das war unerschwinglich. So habe ich mich selbst daran gesetzt.
Ich habe dem Bild sogar einen Namen gegeben: ›Die Rose der Highlands‹. Es
reicht natürlich nicht im Entferntesten an die Gemälde von John Duncan heran.
Meine Bilder werden Sie in keiner Galerie Edinburghs finden«, erklärte Lili
sichtlich verlegen.
    Der Lord wandte sich um. »Wie alt ist Ihre Tochter?«
    Â»Rose wird an Hogmanay sechzehn und unsere Isobel ist …« Sie
stockte. Was ging einen Fremden das Alter ihrer Töchter an? »Nun, die Ältere
ist schon über zwanzig!«, fügte sie hastig hinzu.
    Â»Sie übertreiben! Wie wollen Sie denn das gemacht haben? Dazu sind
Sie doch viel zu jung.«
    Lili errötete. »Täuschen Sie sich nicht«, entgegnete sie leise und
blickte dem Fremden nun fest in die Augen. Auf den zweiten Blick war die
Ähnlichkeit zu Dusten gar nicht mehr so frappierend. Die Augen des Lords
besaßen zwar exakt dieselbe Farbe, ein tiefes Blau, doch der Ausdruck war ein
völlig anderer. Es fehlte das Schelmische, das für Dusten so typisch gewesen
war.
    Der Lord lächelte sie nun an. Aber nur mit dem Mund, wie Lili aufmerksam
feststellte. Spätestens in diesem Augenblick hatte er für sie jegliche
Ähnlichkeit mit ihrem Mann verloren. Wenn Dusten gelächelt hatte, dann hatte
man förmlich seine Herzenswärme gespürt. Alles an ihm hatte um die Wette
gestrahlt. Warum vergleiche ich diesen Fremden überhaupt mit ihm, rief sich
Lili zur Vernunft.
    Â»Es freut mich, dass Sie unser Haus kaufen wollen, aber möchten Sie
es nicht erst einmal besichtigen?«, fragte sie förmlich.
    Â»Mit Ihrer gütigsten Erlaubnis, das ist bereits geschehen. Es eignet
sich vorzüglich für meine Geschäfte.«
    Lili verkniff sich die neugierige Frage, welchen Geschäften der Lord
denn in diesen Zeiten nachging, in denen die Wirtschaft völlig aus den Fugen
geraten war, wenngleich es sie brennend interessierte.
    Â»Dann können wir Mister Brodie ja bitten, einen Vertrag aufzusetzen«,
sagte Lili stattdessen in geschäftsmäßigem Ton.
    Ihr Gespräch wurde unterbrochen, als Bonnie mit einem Tablett ins
Zimmer trat. Neben dem Tee servierte sie eine Schale mit selbstgebackenen
Scones.
    Lili warf ihr einen dankbaren Blick zu.
    Eine Weile saßen Lili und der Lord einander stumm gegenüber.
    Â»Bedienen Sie sich«, forderte Lili ihren Besucher schließlich
höflich auf, zuzugreifen. »Sie sind von unserer Köchin Fiona, und Sie werden in
ganz Eastern Ross keine Besseren finden«, ergänzte Lili eifrig.
    Â»Darf ich Ihnen eine indiskrete Frage stellen, Misses Munroy?«
    Â»Fragen Sie nur«, erwiderte Lili steif und dachte bei sich: Ob ich
Sie Ihnen auch beantworten werde, steht auf einem anderen Blatt.
    Sie war hin und her gerissen. Der Mann übte eine eigenartige
Faszination auf sie aus. Gleichzeitig spürte sie eine gewisse Abwehr, ihm allzu
tiefe Einblicke in ihr Privatleben zu gewähren. Wie alt mag er sein, ging ihr
durch den Kopf, während sie auf seine Frage wartete. Sie schätzte ihn auf Ende
zwanzig bis Anfang dreißig.
    Â»Warum geben Sie das schöne Haus in Inverness auf? Wie ich hörte,
ist es seit Jahrzehnten im Besitz der Familie Munroy.«
    Lili zuckte mit den Schultern. »Ich bin seit dem Tod meines Mannes
nicht mehr so gern in der Stadt. Und die Geschäfte kann ich auch von hier erledigen«,
erklärte sie ausweichend.
    Lord Fraser runzelte die Stirn. »Ja, ich hörte von dem Unglück. Ihr
Mann ist vom Pferd gestürzt, nicht wahr?«
    Lili zog es vor, die Frage des Fremden zu ignorieren. Sie war
überhaupt nicht in der Stimmung, von ihrem Besucher womöglich
Beileidsbekundungen zu empfangen.
    Â»Aber sagen Sie, warum haben Sie mich persönlich aufgesucht?
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