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Die Risikoluege

Die Risikoluege

Titel: Die Risikoluege
Autoren: Klaus Heilmann
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Großaktionäre nicht mannhaft entgegen, sondern spielt deren Spiel weitgehend mit.« Wenn man an den australisch-amerikanischen Medienmogul Rupert Murdoch und die kriminellen Machenschaften seiner News Corporation denkt, muss man Grass sicher zustimmen, auch wenn die Verhältnisse in der Bundesrepublik mit denen in Großbritannien wohl nicht zu vergleichen sind.
    Der Journalist Arno Widmann gab Grass in der Berliner Zeitung weitgehend Recht: »Das Einverständnis zwischen der Macht und denen, die über sie berichten, ist jeden Tag in Zeitungen und Zeitschriften nachzulesen. Die Pressestelle ruft und wir eilen hin. Die Pressestelle der Gegenseite ruft und wir eilen wieder hin. Jeden Tag eine andere
Wahrheit. In den elektronischen Medien gar jede Stunde. Tatsächlich droht hinter den Aufgeregtheiten der täglichen Hektik das Verständnis für die großen Prozesse, für die langfristigen Verschiebungen zu kurz zu kommen.«
    Während Widmann die Ursachen bei der Politik sieht, sehen Politiker sie bei den Medien. CSU-Ministerin Aigner beklagt die veränderte Medienwelt mit ihrem immer schnelleren Umschlag von Berichten und empfindet sie für Politiker als schwierig. »Ein Problem ist noch nicht richtig aufgetreten, da müssen wir schon auf jede hypothetische Frage die Antwort haben.« Auch SPD-Fraktionsvorsitzender Steinmeier meint, dass sich das Geschäft der Medien grundlegend geändert habe. Was die beiden aber nicht sagen: Dass sie nur dadurch, dass sie mit Fragen bedrängt, als aktive Politiker von der Bevölkerung überhaupt wahrgenommen werden.
    Aber nicht nur die Medien stellen Risiken bewusst reißerisch und damit verzerrt dar und halten unser Interesse an ihnen durch einseitige, die Opfer betonende Darstellung aufrecht. Auch Soziologen, Philosophen, und Literaten haben das Risiko als verkaufsträchtiges Thema entdeckt und stellen es aus ihrer Sicht oft einseitig dar. Der Soziologe Ulrich Beck hat dafür sogar einen eigenen Begriff etabliert und den Risikobegriff damit popularisiert: »Risikogesellschaft«. Nicht, dass es keine Risiken gäbe und großtechnische Anlagen nicht entsetzliche Unglücke verursacht hätten, aber alles in allem haben wir in den westlichen Zivilisationen einen Lebens- und Sicherheitsstandard erreicht, der den Begriff »Chancegesellschaft« eher rechtfertigen würde.
    Krämer und Mackenthum sagen in ihrem Buch Die Panikmacher: »Die Risikogesellschaft der Gegenwart ist eine
Gesellschaft abnehmender Risiken bei wachsendem Risikobewusstsein und steigenden Sicherheitsansprüchen.« Bezogen auf die Situation westlicher Industrienationen ist dies sicher richtig.
    Wie dem auch sei, die einseitige Betonung des Risikos hat jedenfalls zur Folge, dass technische Risiken hoch und die mit ihnen verbundenen Chancen gering eingeschätzt werden, aber auch, dass unter Sicherheit die völlige Abwesenheit von Risiken verstanden wird. Eigentlich kann die opferorientierte Berichterstattung nur aus der Vorstellung heraus entstanden sein, dass Technik tatsächlich etwas Vollkommenes sei, jedenfalls nicht etwas, das Zwischenfälle und Katastrophen mit sich bringt. Denn wäre sie etwas Unvollkommenes, dann wären Zwischenfälle und Katastrophen ja etwas völlig normales.
    Auch wenn es eine alte journalistische Regel gibt, der zufolge nur »schlechte« Nachrichten wirklich »gute« Nachrichten sind, so kann man sich doch des Eindrucks nicht erwehren, dass die Massenmedien des Schlechten meist zu viel tun. Doch erfunden sind all die Politikskandale, Bankbetrügereien und Schlampereien, die zu Industriekatastrophen geführt haben, von den Medien nicht – sie sind leider Realität und brauchen noch nicht einmal übertrieben dargestellt zu werden. Deshalb, ich wiederhole es, brauchen wir den investigativen Journalismus.
    Unterhalten
    Damit komme ich zur Rolle des Fernsehens und seiner Lust zu unterhalten, und zu der Frage, inwieweit dieses Medium für die Vermittlung von Information geeignet ist.
    Fernsehen ist ein Medium des Bildes. Es gibt eine Volksweisheit, der zufolge ein Bild mehr sagt als tausend Worte. Und genau das ist es, was das Bild in der Vermittlung von Information so problematisch macht: dass es – im Gegensatz zum Wort – alles sagen kann und gleichzeitig auch nichts.
    Aber ist nicht das Bild etwas Konkretes, Gegenständliches, Greifbares, und deshalb auch leicht verständlich, wohingegen das Wort, weil gedacht, abstrakt bleibt? Bilder sind zwar konkret, müssen deshalb aber noch nicht wahr sein
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