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Die Riesen von Ganymed

Die Riesen von Ganymed

Titel: Die Riesen von Ganymed
Autoren: James P. Hogan
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zusammenstellte. Mit Hilfe eines Laserstrahls wurden diese zu einem Transceiver gebeamt, der sich auf der Ganymedoberfläche in der Hauptstation befand. Von hier aus wurden sie über ein System von Verstärkerstationen gen Norden gesendet. Nur wenige millionstel Sekunden später dekodierten die siebenhundert Meilen entfernten Computer der Pithead Base das Nachrichtenziel und leiteten das Signal auf einen Empfangsschirm, der sich an der Wand eines kleinen Konferenzraumes im Bereich der biologischen Forschungslaboratorien befand. Ein ausgeklügeltes Symbolsystem konnte vom Bildschirm abgelesen werden, ein System, dessen sich die Genetiker bedienten, um die internen Strukturen von Chromosomen zu bezeichnen.
    Die fünf Leute, die um einen Tisch in der beengenden Umgebung des Raumes saßen, starrten mit gebannter Aufmerksamkeit auf den Schirm.
    »Da. Wenn Sie sich so für die Einzelheiten interessieren – so sieht die Sache aus.« Der Sprecher war ein hochgewachsener, magerer Mann mit fortgeschrittenem Haarausfall, der mit einem weißen Laborkittel bekleidet war und eine völlig unzeitgemäße goldumrandete Brille auf der Nase trug. Er stand etwas seitlich vor dem Schirm, deutete mit einer Hand darauf und hatte mit der anderen seinen Rockaufschlag leicht umspannt. Professor Christian Danchekker vom Westwood Institut für Biologie in Houston, einem Teil der uniformierten Abteilungen der UN-Weltraumorganisation, der sich mit der Erforschung organischen Lebens beschäftigte war der Leiter der Biologengruppe, die an Bord der Jupiter Fünf nach Ganymed gekommen war, um die frühzeitlichen tierischen Exemplare zu untersuchen, die an Bord des ganymedischen Raumschiffes gefunden worden waren. Die Wissenschaftler, die vor ihm saßen, waren in das Bild auf dem Schirm völlig versunken. Nach einer Weile faßte Danchekker erneut das Problem zusammen, über das sie im Verlauf der vergangenen Stunde debattiert hatten.
    »Ich nehme an, die meisten von Ihnen haben erkannt, daß das abgebildete Symbol auf dem Schirm eine Molekülanordnung darstellt, wie sie für die Struktur eines Enzyms charakteristisch ist. Genau die gleiche Enzymgattung wurde in Gewebsproben entdeckt, die vielen Spezies entnommen wurden, welche bislang in den Labors der Jupiter Vier untersucht worden sind. Ich wiederhole – vielen Spezies … vielen verschiedenen Spezies …« Danchekker umklammerte mit beiden Händen seine Aufschläge und blickte erwartungsvoll auf seinen kleinen Zuhörerkreis. Seine Stimme ging nahezu in ein Flüstern über. »Und nichts, was dieser Gattung ähnelt oder was auch nur auf entfernte Weise mit ihr verwandt ist, wurde jemals in irgendeiner heutigen irdischen Tierrasse entdeckt. Meine Herrschaften, das Problem, das sich uns stellt, besteht darin, diesen merkwürdigen Umstand zu erklären.«
    Paul Carpenter, ein rotwangiger Blondschopf, der jüngste der Anwesenden, stieß sich von seinem Tisch zurück, blickte sich forschend nach links und rechts um und hob dann beide Arme empor. »Ich sehe, ehrlich gesagt, nicht so recht das Problem«, gab er offen zu. »Dieses Enzym war in Tierarten vorhanden, die vor fünfundzwanzig Millionen Jahren lebten, nicht wahr?«
    »Sie haben es erfaßt«, bestätigte Sandy Holmes mit einem leichten Kopfnicken von der anderen Seite des Tisches.
    »Es ist im Verlauf dieser fünfundzwanzig Millionen eben so stark mutiert, daß man seinen ursprünglichen Zustand nicht mehr wiedererkennen kann. Im Laufe der Zeit verändert sich alles, und Enzyme bilden da keine Ausnahme. Abkömmlinge dieser Art gibt es vermutlich immer noch, aber sie sehen eben anders aus …« Er nahm Danchekkers Gesichtsausdruck wahr. »Nein? … Wo liegt das Problem?«
    Der Professor stieß einen Seufzer aus, der von seiner unerschöpflichen Geduld zeugte. »Das haben wir nun doch schon alles durchgehechelt, Paul«, sagte er. »Wenigstens hatte ich diesen Eindruck. Lassen Sie es mich nochmals zusammenfassen: Im Verlauf der letzten Jahrzehnte hat sich die Enzymforschung gewaltig weiterentwickelt. Jede einzelne Art ist bestimmt und katalogisiert worden, unser Vertreter hier weicht jedoch völlig von allem ab, was uns je unter die Finger gekommen ist.«
    »Ich will ja keinen Streit vom Zaun brechen, aber stimmt das denn auch wirklich?« protestierte Carpenter. »Schließlich … haben wir ja erlebt, daß in den letzten ein, zwei Jahren neue Arten katalogisiert wurden, oder etwa nicht? Ich denke da an Schnelder und Grossmann in Sao Paulo mit der
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