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Die Reise der Jona

Die Reise der Jona

Titel: Die Reise der Jona
Autoren: David Gerrold
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die Notsysteme übernommen hatten. Die Stimme des Leitenden Ingenieurs ertönte über den Bordlautsprecher: »Mister Korie, die Reservebrücke ist bereit. Wir übernehmen hier.«
    »Danke sehr«, erwiderte Korie. »Ich bin in einer Minute bei Ihnen.« Er kam schwankend auf die Beine und schnappte nach Luft. »Ich glaube, ich habe mir eine Rippe gebrochen.« Er wandte sich nach vorn und war plötzlich wieder schneidig und effizient. »In Ordnung. Hodel, lassen Sie uns diese Sauerei aufräumen. Wir befinden uns noch immer in morthanischem Gebiet. Sie werden sicher bald kommen und nach uns suchen.« Er stützte sich auf den Stuhl. »Mister Leen? Wie lange dauert es, bis wir von hier verschwinden können?«
    »Wir lassen eben die Sicherheitschecks ablaufen. Sobald wir damit durch sind, kann ich uns in den Hyperraum bringen. Schätzungsweise in dreißig Minuten.«
    »Sie haben fünf.« Er hielt noch immer seine Seite und stöhnte: »Jesses, das tut vielleicht weh!« Dann blickte er zur Decke und sagte: »Harlie? Das war gute Arbeit. Wirklich gut.«
    »Vielen Dank, Mister Korie. Ich mußte noch nie vorher einen Systemalarm unterdrücken.«
    »Ohne dich hätte es nicht funktioniert, Harlie.«
    »Ja, das weiß ich. All diese Alarme zu unterdrücken… das hat sich sehr – eigenartig angefühlt. Beinahe wie… lügen.«
    »Ja. Aber mach das nicht zur Gewohnheit.«
    »Nein, Sir. Es war eine sehr unerfreuliche Erfahrung.«
    Korie ging zu Williger hinüber. Sie war von allen am schwersten verletzt. Armstrong und eine der Quillas legten sie auf eine Trage. Sie brummte beide an.
    »Laßt mich aufstehen. Nur mein Stolz ist verletzt, sonst nichts. Ich muß den Verwundeten helfen!«
    »Es tut mir sehr leid«, sagte die Quilla mit tiefer Stimme. »Nicht, bevor wir eine vollständige Untersuchung durchgeführt haben.« Armstrong blickte verblüfft hoch.
    Korie berührte Willigers Arm. »Doktor, machen Sie mich glücklich. Arbeiten Sie mit uns zusammen.«
    Williger murmelte etwas Unübersetzbares. Ach ja, erinnerte sich Korie. Ärzte fluchen auf Latein. Er beugte sich hinunter und flüsterte in ihr Ohr: »Wenn Sie nicht bald still sind, lasse ich Hodel doch noch einen Liebestrank für Sie mischen.«
    »Ich nehme direkt einen Sixpack«, entgegnete Williger. »Es muß irgendwie funktioniert haben! Zur Hölle, wir leben noch!« Dann rasselte sie ihre Träger an: »In Ordnung, worauf warten wir?«
    Armstrong blickte noch immer über die Trage hinweg auf den Quilla. Er hatte bis heute nicht bemerkt, daß es auch männliche Quillas gab. Uupps! Sein Gesichtsausdruck füllte sich mit wachsender Bestürzung. Der Quilla blickte auf, bemerkte Armstrongs Interesse – und zwinkerte!
    Armstrong wurde blaß.
    Er wandte sich ab und packte sein Ende der Trage ein wenig zu hastig. Nervös machte er sich auf den Weg in die Krankenabteilung, gefolgt von der Trage und, an ihrem anderen Ende, dem Quilla Lambda.
    Korie drehte eine Runde und inspizierte den Rest der Schäden auf der Brücke und in der Zentrale. Es sah aus wie nach einem Krieg. Hodel kämpfte mit seiner zerstörten Konsole.
    »Ich glaube, Sie können sich jetzt entspannen, Mike. Der Fluch ist gebrochen.«
    Hodel grinste und winkte Korie mit erhobenem Daumen.
    In diesem Augenblick explodierte die Konsole erneut.
    Funken sprühten durch die Zentrale.
    Fluchend sprang Hodel zurück.
    Er glitzerte Korie an. »Sagen Sie so etwas nie wieder, hören Sie? Nie wieder!«

 
Krankenabteilung
     
     
    Kapitän Hardesty lag auf einem Untersuchungstisch. Scanner und Sonden schwebte über ihm wie elektronische Flamingos. Er war am Leben, aber nur so gerade noch. Ein Wald von Pumpen und Kompressoren und ein Netzwerk von Schläuchen und Drähten und Monitoren unterstützte seinen Körper. Eine Maschine atmete für ihn, eine weitere pumpte sein Blut, eine dritte entfernte die Gifte aus seinen Venen. Mikromaschinen krochen durch seinen Organismus und suchten nach körperfremden Proteinen. Mikrostasisstrahlen schubsten und manipulierten und halfen seinem Fleisch. Er sah aus wie ein Zombie. Seine Haut war grau wie die eines Kadavers.
    Sein organischer Augapfel schimmerte gräßlich gelb.
    Sein Fleisch war grün und blau gesprenkelt.
    Hätte er eine Woche lang tot in der Ecke gelegen und die Zersetzung begonnen – er hätte nicht schlimmer aussehen können.
    »Wie geht es Ihnen?« fragte Korie. Eine dumme Frage, aber was sonst konnte er schon sagen?
    Hardesty öffnete die Augen und blickte zum Fuß des Bettes,
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