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Die Reise der Jona

Die Reise der Jona

Titel: Die Reise der Jona
Autoren: David Gerrold
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Route erhielt den Namen Seidenstraße. Die Launen des Schicksals und die Unwägbarkeiten von Glück und Geschichte machten die Route schließlich zu einer der einträglichsten Strecken, die in der Allianz bekannt waren. Zu jeder Zeit waren mindestens dreißig verschiedene Karawanen auf der langen, gewundenen Seidenstraße unterwegs – aber nur der ursprüngliche Konvoi hatte das Recht, den Namen der Handelsstraße zu führen. Der Grund dafür lag darin, daß die Gesellschaft, die aus dem ursprünglichen Seidenstraßenkonvoi hervorgegangen war, auch den größten Teil der Vorstände und des Direktoriums der Seidenstraßenbehörde kontrollierte.
    Die Seidenstraßenbehörde war mächtiger als die meisten Regierungen. Sie hielt drei Sitze im Rat der Allianz und kontrollierte beinahe den gesamten Handel – sowohl mit legalen als auch mit illegalen Gütern – innerhalb der elliptischen Sphäre ihres Einflußbereiches.
    Die Behörde unterhielt auf jedem Planeten im Umkreis von dreißig Lichtjahren rechts und links der Route größere Büros. Jedes Handelsschiff im Arm hatte für das Privileg, die Route befahren und Passagiere und Fracht über die Büros der Behörde buchen zu dürfen, eine Lizenzgebühr zu entrichten.
    Einige Schiffe, wie beispielsweise der berüchtigte Freibeuter Auge des Aragon, zogen es vor, alleine zu fahren. Andere bezahlten dafür, sich einer Karawane anschließen zu können.
    Karawanen waren beinahe ununterbrochen unterwegs.
    Man stelle sich eine Kette von Schiffen vor, die fast drei Lichttage lang ist. Inseln aus Licht, aufgereiht in der Dunkelheit.
    Sie trugen Namen wie The Emerald Colony Handels-GmbH (lizenziert durch die Seidenstraßenbehörde), Great Rift AG (lizenziert durch die Seidenstraßenbehörde) und Interstellare Spedition Zetex (lizenziert durch die Seidenstraßenbehörde). Die Karawanen boten Bequemlichkeit und Sicherheit – und Sicherheit war gerade in der letzten Zeit zu einem wichtigen Gesichtspunkt für interstellare Reisen geworden.
    Wegen seines Namens, seines Alters und nicht zuletzt seines Prestiges galt der Seidenstraßenkonvoi als der sicherste von allen.

 
Marathon
     
     
    Die düstere Welt Marathon hatte nie eigenes Leben gekannt, und sie würde es auch in Zukunft nicht entwickeln. Sie umkreiste einen toten, kalten Stern, verloren in ewiger Finsternis. Geisterhaftes Licht illuminierte bleiche Horizonte. Leben? Hier konnte es nicht mehr sein als ein einsamer Besucher. Der Planet war rauh, unfruchtbar und häßlich.
    Er war nur durch Zufall entdeckt worden, und reine Notwendigkeit hatte zu seiner Besiedlung geführt. Das einzig Positive an Marathon war seine Lage: ein Drittel des Weges über den großen Abgrund hinweg.
    Genau dieser Lage hatte die häßliche Welt es zu verdanken, daß sie zu einer Wegstation auf der langen, einsamen Tour hinüber zur anderen Seite geworden war. Die einzige Siedlung war ein heller Fleck Leben.
    Ungeachtet seiner Isolation und abgründiger Öde war Marathon zu einem wichtigen Zwischenaufenthalt geworden, einem Knotenpunkt für kleinere Strecken, die am Rand des Abgrunds entlangführten. Marathon war im Begriff, sich zu einem selbständigen Handelszentrum aufzuschwingen.
    Marathon besaß zwei Nachbarwelten: Ghastly und George. Beide standen in dem Ruf, weit weniger attraktiv zu sein als Marathon. Kaum jemand war bisher selbst dort gewesen, um sich mit eigenen Augen davon zu überzeugen. Auf George gab es einige Eisminen, und auf Ghastly überhaupt nichts, wenn man von ein paar abgestürzten Sonden absah.
    Marathon war nicht wirklich die Grenze, aber es lag in einer Ecke, und das war schlimm genug.
    Zu viele dunkle Dinge lauerten hier draußen.
    Und zu viele Leute machten sich plötzlich deswegen Gedanken.
    Trotz der vielen Patrouillenschiffe hatten die wachsenden Ängste vor einem drohenden Krieg Marathon zu einem Ort von Dringlichkeit und Bedarf gemacht. Allerorten schwebte Panik in der Luft. Der plötzliche Zustrom von Flüchtlingen aus dem Outbeyond hatte einen florierenden Markt für Schiffspassagen entstehen lassen, ohne Rücksicht auf das Reiseziel – solange die Fahrt nur weiter von der Grenze wegführte.
    Die örtlichen Büros der Seidenstraßenbehörde gerieten unter starken Druck, die ständig wachsende Nachfrage nach Schiffspassagen zu befriedigen.
    Als würden die Flüchtlinge allein nicht schon genug Schwierigkeiten verursachen, hing auch noch eine riesige Zahl von Schiffen starrköpfig im Orbit von Marathon. Ihre Kapitäne
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