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Die Regentin (German Edition)

Die Regentin (German Edition)

Titel: Die Regentin (German Edition)
Autoren: Julia Kröhn
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kamen.
    In den ersten Jahren war dieses Draußen ihr noch keine ferne, fremde Welt gewesen. Bathildis mochte nicht mehr Regentin sein, doch wirkte sie nicht nur im Kloster, sondern weit darüber hinaus.
    Sie unterstützte die Äbtissin Bertila, indem sie die Bücher, welche diese kopieren ließ, nicht nur im Frankenland verschickte, sondern bis zu den Angelsachsen. Nicht länger nur durch ihren langjährigen Schmerz war sie nun der Heimat verbunden, sondern durch diesen Dienst. Desgleichen gebrauchte sie weiterhin ihren Besitz und ihre Macht, um Notleidenden zu helfen.
    Wer immer sie in den ersten Jahren traf, die sie in Chelles verbrachte, der sah keine verhärmte Frau, sondern eine tatkräftige, entschlossene Kämpferin, die sich entschieden gegen jeden Anflug von Schwermut wehrte – und auch gegen den Verdacht, sie wäre voreilig der Welt entflohen.
    Doch dann vor sieben Jahren, da erreichten die ersten beunruhigenden Nachrichten das Kloster – und rissen seitdem nicht wieder ab.
    O geliebte Bathildis, dies musst Du mir glauben: Ich wollte Dir Deinen Verlobten gewiss nicht nehmen, doch alle dachten, Du wärest tot. Aidan war davon überzeugt, auch wenn er mir so wenig erzählte. Selbst über seine Flucht von dem Schiff der Friesen erfuhr ich erst an seinem Totenbett: Sie gelang ihm an jenem Tag, da Du an der Seite eines Mönches den Markt von Quentovic verließest, und nur darum, weil er der einzige verbleibende Gefangene war, die Männer aus dem Norden aber zu betrunken, um ihn zu bewachen. Mit letzten Kräften schlich er sich hinaus, gelangte auf ein Schiff von Angelsachsen, das schon am nächsten Morgen Richtung Britannien segelte, und hielt sich dort bis zur Ankunft versteckt. Er wäre fast verdurstet und verhungert, aber er sagte mir, er hätte nicht zu scheitern gewagt – Deinetwegen nicht .
    Im Jahr des Herrn 673 war Bathildis’ ältester Sohn gestorben – an einer ebenso plötzlichen wie heftigen Krankheit. Nie hatte Bathildis Chlothar sonderlich nahe gestanden. Gleichmütig, wie er war, hatte er weder Wut in ihr erzeugt wie Childerich, noch Liebe wie Theuderich.
    Dennoch war’s, als würde sich in jener Stunde, da sie die Nachricht erreichte, ein Schatten über ihre Züge legen und sie für immer trüben. Rigunth sah sie nicht weinen, auch nicht, als Chlothars Leichnam nach Chelles gebracht und dort – auf Wunsch seiner Mutter – begraben wurde. Jedoch sah man Bathildis von nun an oft schweigend durch die Gänge gehen – vielleicht, weil sie wusste, welche Kämpfe ihrem Königreich bevorstanden?
    Ja, das hat Aidan sterbend bekräftigt: Er hat es Deinetwegen geschafft. Du wärst die Stärkere gewesen von Euch beiden; Du hättest Dich und ihn nicht aufgegeben. Und so dachte er, mit schwindenden Kräften, er wäre es Dir – die Du ins Ungewisse verschleppt worden wärest – schuldig gewesen durchzuhalten .
    Ich weiß nicht genau, was dann geschah, jedoch dass er nach wochenlangen Irrwegen zurück zur Familie seines Vaters fand. Jene hatte ihn tot geglaubt, denn wiewohl sein Leichnam nicht bei dem von Ricbert oder Deinem Vater Thorgil gelegen hatte, waren sich seine Verwandten einig, dass er – versklavt und sämtlicher Würde beraubt – nicht lange würde überleben können. Für ihn selbst war es das größte Wunder, dass er es zurück in die Heimat geschafft hatte. Und je größer ihm dieses Wunder erschien, desto mehr begann er zu glauben, dass Du, die Du wohl immer weiter ins fremde Land verschleppt worden warst, längst tot sein müsstest .
    Childerich wurde von den Mächtigen Austrasiens auch auf den neustrischen Thron gesetzt – gegen Ebroins Willen, den man in einKloster steckte und dort gewaltsam schor. Doch der zweite ihrer Söhne überlebte den ältesten Bruder nicht lange.
    Einst hatte Bathildis Childerich verboten, einen Mann auszupeitschen – nun, ohne ihre Aufsicht, tat er es wieder und zahlte teuer dafür. Er ließ einen Franken, der ihn erbost hatte, an den Pfahl binden und schlug ihn eigenhändig mit der Peitsche, wiewohl jener ein Freier war und solche Strafe im Gesetz nicht vorgesehen war. Jener rächte sich bitter, überfiel Childerich und erschlug den König samt Bilichild, seiner Frau, die gerade mit ihrem zweiten Kind schwanger ging. Der schon geborene Daniel war der Einzige der Familie, der überlebte.
    Nach seines Vaters Tod war er zu klein, um die Herrschaft zu übernehmen, und darum zum Klosterleben bestimmt. Fortan ließ Bathildis den kleinen, zarten Jungen, von
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