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Die Rebenprinzessin

Die Rebenprinzessin

Titel: Die Rebenprinzessin
Autoren: Corinna Neuendorf
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Hohenstein haben nur deshalb leichtes Spiel, weil sich Nachbarn wie ihr wegen Kleinigkeiten uneins sind. Ich liebe Euren Sohn, und ich erwarte sein Kind. Denkt darüber nach, ob das Gründe sind, Frieden zu schließen und zu vergessen, dass sich meine Mutter einst für meinen Vater entschieden hat.«
    Keiner der beiden Grafen sagte etwas. Ob das ein gutes Zeichen war, wusste Bella nicht. Doch sie fasste Martin einfach bei der Hand und zog ihn zu der kleinen Pforte, die zum Weinberg führte.
    Sie waren dort noch nicht angekommen, als Gernot von Bärenwinkels Stimme über den Hof donnerte. »Könnt Ihr Euch vorstellen, wie sehr ich gelitten habe, als ich von ihrem Tod erfahren habe?«
    »Euer Leid kann nicht größer gewesen sein als mein eigenes!«, entgegnete Rudolph von Katzenburg.
    Damit war Bella und Martin klar, dass es um die Frau ging, die sie beide liebten.
    »Ihr hattet sie all die Jahre«, feuerte Graf von Bärenwinkel zurück. »Ich hatte nichts.«
    »Dennoch habt Ihr einen Sohn«, entgegnete Bellas Vater. »Ihr könnt Euch also nicht beklagen«
    »Sollten wir nicht besser bleiben?«, fragte Martin, als sie sich noch einmal umschauten.
    Noch immer standen sich die beiden Männer gegenüber, doch es sah jetzt nicht mehr so aus, als wollten sie mir ihren Soldaten aufeinander losgehen.
    Bella verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf. »Die beiden sollen allein miteinander fertig werden. Wie du hörst, gibt es keinen anderen Grund für den Streit als meine Mutter.«
    »Mein Vater hat sie eben geliebt.«
    »Und nun bekommt sein Sohn ihre Tochter«, hielt Bella dagegen. »Wenn unsere Väter klug sind, wird der Streit noch heute enden. Wenn sie dagegen beide starrsinnig bleiben, werden wir noch in dieser Nacht die Burg verlassen.«
    »Aber dein Vater …«
    »Er kann uns nicht hindern, und das weiß er. Lass uns nach deinem Ableger sehen. Sollten sich dein Vater und meiner heute Nacht noch einigen, ist das wohl ein geeigneter Vorschuss auf meine Mitgift.«

E PILOG
     
    »Diese Fässer hier können vielleicht noch gerettet werden, aber jene dort hinten würde ich an Eurer Stelle ersetzen lassen.«
    Martin deutete auf die Fässer, die er vor einem Jahr noch selbst mühevoll geschrubbt hatte.
    Der Graf von Katzenburg zog ein missmutiges Gesicht. Angesichts der Weinstöcke, die er bei dem Brand verloren hatte, hieß es an allen Ecken sparen. Die neuen Stöcke gediehen prächtig, allerdings würden sie noch keinen besonders hohen Ertrag bringen. Neue Fässer waren teuer, allerdings konnten sie den Wein von den neuen Stöcken nicht in die Fässer füllen, von denen der alte Weinstein nicht zu entfernen war.
    »Also gut, neue Fässer«, seufzte Katzenburg. »Aber achte auf die Kosten, Schwiegersohn.«
    »Das tue ich, verehrter Schwiegervater«, entgegnete Martin spöttelnd.
    Er war sich darüber im Klaren, dass er den Bogen nicht überspannen durfte. Zwischen ihm und Rudolph von Katzenburg herrschte kein herzliches Verhältnis, sondern eines, das von gegenseitigem Respekt geprägt war. Aber das genügte.
    Dem Grafen war klar, dass er wesentlich mehr über Wein wusste als Martin, aber der Junge beriet ihn in juristischen Fragen bestens, und so sah der alte Herr dem Jüngling die eine oder andere Besserwisserei – und manchmal auch Späße auf seine Kosten – nach.
    Mittlerweile hatte sich auch das Verhältnis zwischen den beiden ehemaligen Widersachern etwas gebessert. Wie es Bella vorhergesagt hatte, wurden sie keine Freunde, aber sie schafften es, nicht loszukeifen wie alte Weiber, wenn sie sich trafen. Mittlerweile schien sich Gernot von Bärenwinkel auch an den Gedanken gewöhnt zu haben, Großvater zu werden.
    Überraschenderweise hatte der Tod von Roland von Hohenstein keinerlei Folgen für sie gehabt. Der alte Kaiser war mittlerweile verstorben, sein Schwiegersohn Albrecht hatte zwar nicht die Krone übernommen, wohl aber die Königswürde. Wahrscheinlich war es diesem Umstand geschuldet, dass kein Hahn mehr nach dem ehemaligen Günstling krähte. Lediglich ein Herold erschien und verlangte ein Schreiben, ward danach jedoch nicht mehr gesehen.
    Auf dem Weg aus dem Weinkeller trafen Martin und der Graf auf Thomas und seine Freunde. Zunächst hatten sie nicht fassen können, wen sie da drangsaliert hatten. Als Martin am ersten Tag nach der Vermählung auf dem Hof an ihnen vorbeigegangen war, hatten sie sich die Mützen heruntergerissen und die Köpfe so tief gesenkt, dass ein jeder die Läuse auf ihren
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