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Die Rebenprinzessin

Die Rebenprinzessin

Titel: Die Rebenprinzessin
Autoren: Corinna Neuendorf
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Katzenburg hatte einfach behauptet, einer seiner gefallenen Soldaten habe den Fürsten getötet, weil er ihn für einen Räuber gehalten habe. Die Wahrheit würde dem König wohl nie zu Ohren kommen, doch das war nebensächlich. Gewiss hatte der Fürst genügend Feinde, ebenso sicher würde sich schon bald ein anderer Adliger zum Günstling des Herrschers aufschwingen.
    »Immerhin ist das Hochzeitskleid nicht verschwendet«, bemerkte Bella, nachdem sie sich eine Weile schweigend an Martin geschmiegt hatte. Die Tränen benetzten noch immer ihre Wangen, aber der Gedanke an das Gewand ließ neue Hoffnung in ihren Augen aufleuchten.
    »Welches Kleid?«, fragte Martin, denn angesichts ihrer vorherigen Worte hätte er nicht damit gerechnet.
    »Na, jenes, was für die Vermählung mit Roland von Hohenstein gedacht war. Die Schneiderin hatte schon Maß genommen. Mein Vater hat es gewiss nicht zurückgeschickt, sondern verwahrt, falls ich mich doch einmal vermählen sollte.«
    »Daran hat er recht getan, denn ich werde von meinem Vorhaben nicht abrücken.«
    Bevor Bella noch etwas sagen konnte, ertönte Hufschlag, und ein Trupp Reiter kam den Weg zur Burg hinauf. Im erstarkenden Morgenlicht konnten sie erkennen, dass es fünf Bewaffnete waren.
    Martin stöhnte kraftlos auf, als er die Männer erkannte. »Lieber Gott, warum gönnst du mir nicht mal einen Moment Ruhe?«
    Bella wollte schon fragen, was er damit meinte, dann erkannte sie das Purpur und Gold der Gewänder. Es waren die Männer des Grafen Bärenwinkel.
    Wenig später ertönten Schritte auf der Treppe, die in das Turmzimmer führten, und schließlich erschien Heinrich Oldenlohe vor ihnen.
    »Ihr solltet besser runterkommen«, sagte er ruhig. »Der Graf von Bärenwinkel ist da. Seine Gnaden meint, dass es einiges zu bereden gibt und dass ihr zugegen sein solltet.«
    Bella blickte zu Martin, der auf einmal kalkweiß geworden war. Natürlich hatte er gewusst, dass dieser Moment einmal kommen würde. Als Sohn des Grafen Bärenwinkel hätte er unmöglich einfach auf der Burg dessen Widersachers bleiben können.
    »Ist gut, wir kommen«, sagte Bella und griff nach Martins Hand. Die beiden sahen sich kurz an, dann folgten sie Heinrich Oldenlohe die Treppe hinunter.
     
    Wie nicht anders zu erwarten, befanden sich die beiden Grafen wieder in heftigem Streit miteinander. Die Haut unter Rudolph von Katzenburgs Rußschlieren war ebenso dunkelrot wie die unter den Schweißperlen Gernot von Bärenwinkels, und sie funkelten einander an wie zwei Raubtiere.
    »Ich weiß, dass Ihr mit diesem Roland von Hohenstein gemeinsame Sache gemacht habt!«, brüllte Rudolph von Katzenburg.
    Die Männer im Hintergrund hatten die Hände auf ihre Schwerter gelegt, bereit, blankzuziehen, wenn es die Situation erforderte.
    Es verwunderte Bella allerdings, dass sie noch nicht aufeinander losgegangen waren. Angesicht der Übermacht ihres Vaters hätte es für den Graf von Bärenwinkel schlecht ausgesehen.
    »Ihr habt uns gerufen?«, sagte Bella und näherte sich den beiden Streithähnen. Aus dem Augenwinkel nahm sie Katrina wahr, die den Streit beobachtete.
    Als Gernot von Bärenwinkel Bella erblickte, sog er beinahe erschrocken die Luft ein. Mit den Lippen formte er ein Wort, doch niemand wusste, was er sagen wollte.
    Die Grafentochter konnte sich allerdings denken, woher sein Erstaunen rührte. Zum ersten Mal seit langem war sie froh darüber, dass sie das Aussehen ihrer Mutter geerbt hatte. »Euer Gnaden«, sagte sie und verneigte sich vor ihm.
    »Vater«, sagte Martin und nickte demütig.
    Einen Moment lang herrschte Sprachlosigkeit zwischen allen, weder der eine noch der andere Graf hatte genug Wind in den Segeln, um diesen Streit fortzuführen.
    Dann ergriff Martin das Wort. »Vater, ich möchte dir meine Braut vorstellen.«
    »Deine Braut?«, fuhr Gernot von Bärenwinkel ihn an. »Sie ist eine Katzenburg.«
    »Und die Tochter der Frau, die Ihr begehrt habt!«, entgegnete Bella furchtlos. »Ist Euer Herz denn so verhärtet, dass Ihr Eurem Sohn nicht das Glück gönnt, das Euch versagt geblieben ist?«
    Bella blickte zu ihrem Vater hinüber, in der Annahme, dass er sie zum Schweigen bringen würde. Aber das hatte er offenbar nicht vor. Vielmehr schlich sich ein wehmütiger Ausdruck in seine Augen. Bilder der Erinnerung, die nur er kannte, schienen zurückzukehren.
    »Ich weiß, dass ihr niemals Freunde werdet, aber haltet wenigstens Frieden«, redete Bella weiter. »Männer wie Roland von
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