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Die Rebenprinzessin

Die Rebenprinzessin

Titel: Die Rebenprinzessin
Autoren: Corinna Neuendorf
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Waffenmeister schließlich zu. »Roland von Hohenstein steckt dahinter. Und Giacomo ist bei ihm.«
    Heinrich Oldenlohe starrte den Jungen verwundert an.
    »Bitte glaubt mir, ich bin hier, um zu helfen«, fuhr Martin fort. »Bella ist in der Gewalt des Fürsten, ich muss sie suchen.«
    Einen Moment brauchte der Waffenmeister, um diese Nachrichten zu verkraften. Dann brüllte er seinen Begleitern Anweisungen zu.
    Martin rannte sogleich weiter. Die Flammen näherten sich, und der Rauch biss ihm in den Lungen. Hustend hielt er sich seinen Hemdsärmel vor die Nase und kniff die Lider zusammen, um die Tränen zu vertreiben.
    Schließlich meinte er, eine Frauenstimme zu vernehmen. Zunächst hielt er den Schrei für eine Täuschung, die das Prasseln der Flammen hervorrief, doch dann war er sich sicher, dass es Bella war.
    Obwohl er sich kaum noch auf den Beinen halten konnte, beschleunigte er seine Schritte. Unterwegs kam er an einem von Graf von Katzenburgs Männern vorbei, der tot dalag, das Schwert noch in der Hand. Ohne lange zu überlegen, nahm Martin es an sich.
    Dann sah er, dass die Schreie gar nicht von Bella stammten. Eine junge Frau, die beim Löschen geholfen hatte, war von den Flammen erfasst worden, und ihre Begleiter mühten sich nun, das Feuer zu ersticken.
    Im Vorbeilaufen machte Martin auch Thomas und seine Freunde aus, die angesichts der sich unerwartet rasch voranfressenden Flammen das Weite suchten.
    Elende Feiglinge, dachte er kurz, und während er ihnen nachsah, nahm er aus dem Augenwinkel eine Bewegung auf der gegenüberliegenden Seite wahr. Die Gestalt trug einen dunklen Mantel und war offenbar im Begriff, in Richtung Burg zu laufen.
    War das Giacomo?, fragte sich Martin. Der Italiener hatte ihm zwar einen Knüppel über den Schädel gezogen, war aber noch immer der Diener seines Vaters. Vielleicht würde er ihm verraten, wo Bella war. Notfalls muss ich eben mit dem Schwert nachhelfen, ging es ihm durch den Sinn, als er der Gestalt folgte, die mit langen Schritten den Weg hinaufeilte. Hier hatte offenbar niemand Donnerkraut verstreut.
    Ganz in der Nähe befanden sich die neuen Weinreben, so viel hatte sich Martin vom Weinberg gemerkt. Da ging ihm auf, welchen Plan Roland von Hohenstein verfolgte. Die Erkenntnis, dass er die neuen Reben verschonen wollte, traf ihn dermaßen überraschend, dass er beinahe nicht bemerkt hätte, wie nahe er der Gestalt war.
    »He, Giacomo!«, rief Martin.
    Der Mann wirbelte herum, wobei ihm die Kapuze halb vom Kopf glitt, und bevor Martin die Gesichtszüge erkennen konnte, sah er das rotblonde Haar.
    »Fürst von Hohenstein!«, rief Martin zornig und riss das Schwert hoch.
    Eine seltsame Verwandlung ging in ihm vor. Mochte er mit dem Knüppel und dem Dolch lausig kämpfen, sobald er den Griff des Schwertes umklammerte, wurde es zu einer Verlängerung seines Armes. Mit einem Mal hatte er keine Angst mehr, er wollte nur noch Rache nehmen für das, was der Fürst Bella angetan hatte.
    Roland von Hohenstein, der in ihm noch immer keine Bedrohung sah, lachte auf und ging in Kampfstellung. »Du begehrst wohl, deinem Liebchen zu folgen«, höhnte er. »Du solltest sie nicht lange warten lassen.«
    Mit einer raschen Bewegung hieb er auf Martin ein, der jedoch gekonnt parierte und zur Seite auswich.
    »Ihr solltet besser nicht so große Töne spucken«, gab der Junge zurück, als er einen Hauch von Überraschung auf dem Gesicht des Fürsten aufflammen sah. »Wenn herauskommt, dass Ihr hinter dem Feuer steckt, werdet Ihr auch vor dem Kaiser keine Gnade mehr finden.«
    »Es wird nicht herauskommen, denn wer soll mich beim Kaiser anklagen? Gewiss nicht du!« Mit einem wütenden Aufschrei holte der Fürst aus und traf Martins Klinge mit voller Wucht.
    Dem Jungen gelang es, die Schläge abzuwehren und seinerseits einen Ausfall zu wagen, wie es ihn sein Fechtmeister einmal gelehrt hatte. Die Klinge schrammte über Roland von Hohensteins linke Seite, und im nächsten Moment tränkte Blut den Stoff. Der Fürst wich erschrocken zurück und tastete nach der Wunde.
    »Ich werde dir die Haut von den Knochen schälen!«, schrie er wütend.
    Seine Schläge waren nun noch kraftvoller und unberechenbarer, und obwohl es Martin nicht wollte, wurde er weiter in Richtung Gebüsch gedrängt. Das Gelände unter seinen Füßen war zunehmend unwegig, und schließlich stolperte er, was dem Fürsten ein höhnisches Lachen entlockte.
    »Na, Milchbart?«, spottete er und stieß mit einer raschen Bewegung
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