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Die Rattenhexe

Die Rattenhexe

Titel: Die Rattenhexe
Autoren: Jason Dark
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sich.
    Schließlich stand er auf. Er kam zum Fenster und öffnete es. Aus dem Raum drang mir ein komischer Geruch entgegen. Es roch nach Öl, aber auch nach Erdnüssen und Bier, denn Josh atmete mich direkt an.
    »Guten Abend«, sagte ich.
    »Okay, was gibt’s?«
    »Man hat mir gesagt, daß ich hier tanken kann.«
    »Sicher.«
    »Auch jetzt?«
    »Ja, Sie haben Glück. Eine halbe Stunde später und ich wäre nicht mehr hier gewesen.«
    »Der Regen, nicht?«
    »Klar.«
    »Dann kann ich also los?«
    »Immer. Aber ich komme mit.« Er stieg durch das Fenster und sprang genau in die Pfütze hinein, in der ich zuvor gestanden hatte. Das gefiel ihm gar nicht. So lernte ich einige neue Flüche kennen.
    Das Grinsen konnte ich mir nicht verbeißen. Die Dose Bier hatte der Mann mitgenommen. Er blieb unter dem Vordach stehen und schaute zu, wie ich den Rüssel in die Tanköffnung steckte.
    »Haben Sie es noch weit, Mister?«
    Ich stemmte die Hände in die Hüften und sah aus wie ein Arbeiterdenkmal. »Bis London.«
    »Das geht.«
    »Klar, ist zu schaffen.«
    Mit der freien Hand wies er zum Himmel. »Ist ein beschissenes Wetter.«
    »Da haben Sie recht. Wissen Sie mehr?«
    »Was heißt wissen.« Er schleuderte sich den Rest des Biers in den Mund. »Es soll erst mal so bleiben. Ist aber typisch.« Er nickte mir zu.
    »Moment, ich schließe nur ab.«
    Was er damit ausdrücken wollte, bekam ich wenig später zu sehen. Da stapfte er auf seine Bude zu, löschte das Licht und schloß das Fenster, kam mit einer Tasche heraus und verschloß die Tür. Die Tasche warf er in einen alten Ford Mustang, der in ein paar Schritten Entfernung parkte.
    Dann kam er wieder zu mir.
    Der Tank war inzwischen voll. Ich hatte den Schlauch wieder eingehängt, und Josh schloß die Säule ab. Das Geld hielt ich schon in der Hand. Er nahm es, ohne nachzuzählen.
    »Sie wollen auch weg?« fragte ich.
    »Ja. Ich habe noch zu tun.« Er grinste so breit, daß ich mir alles unter der Antwort vorstellen konnte.
    »Dann darf ich Ihnen viel Spaß wünschen.«
    »Den werde ich haben.«
    »Und daß Sie nicht angehalten werden.«
    Josh war schon auf dem Weg zum Mustang, blieb stehen und drehte sich um. »Wieso?«
    »Wegen der Fahne.«
    »Das ist nichts. Nur zwei Dosen Bier. Es gehört zur Nahrung. Ich war mal in Germany, in Bayern, da hat man mir das gesagt. Sehr gut, die Deutschen. Daran muß man sich halten.«
    »Wie Sie meinen. Jedenfalls vielen Dank.«
    »Wofür? Sie haben doch bezahlt.« Er öffnete die Tür seines Wagens und stieg ein. Als er startete, machten der Auspuff und der Motor gleichzeitig Krach. Der gute Josh sollte lieber seinen eigenen Wagen reparieren als die seiner Kunden.
    Ich schaute den Heckleuchten nach. Es regnete noch immer. Die Tropfen ließen die roten Lichter verschwommen erscheinen, so sah es aus, als wäre der Mustang dabei, eine Blutspur hinter sich herzuziehen, die aber bald verschwand.
    Ich war wieder allein. Jetzt, wo der Tank gefüllt war, ging es mir wieder besser. Der Weiterfahrt nach London stand nichts mehr im Weg, abgesehen von einem miesen Wetter. Wer auf der Insel lebte, war daran jedoch gewöhnt.
    Ich setzte mich wieder in den Rover, wollte starten, als meine Hand bewegungslos vor dem Zündschlüssel hängenblieb. Ich machte dabei den Eindruck eines Mannes, der etwas vergessen hatte, aber das war es nicht, was mich irritierte.
    Das Licht!
    Es füllte den Innenraum des Rovers mit seiner unnatürlichen und schon blendenden Helligkeit, die durch das Rückfenster in den Wagen drang.
    Ich hörte auch ein anderes Fahrzeug – und den leichten Rums.
    Scheiße! Dachte ich. Verfluchter Mist! Da hatte mich doch jemand neben der Zapfsäule gerammt!
    Ich war sauer, stinksauer sogar. Wie konnte man nur so blöd sein, aufzufahren? Die Person, die hinter dem Lenkrad saß, schien den Führerschein bei einer Lotterie gewonnen zu haben.
    Viel konnte nicht passiert sein, denn ich war kaum nach vorn geworfen worden, aussteigen mußte ich trotzdem. Der Gurt glitt an meiner Brust hoch, als ich ihn gelöst hatte, die Tür öffnete und den Rover verließ. Er war tatsächlich von einem anderen Fahrzeug ›geküßt‹ worden. Dunkel stand es hinter mir, größer als der Rover, und der Regen hatte sich auf die Karosserie gelegt wie Lack.
    Ich warf den Wagenschlag wieder zu und ging betont langsam zum Heck. Der andere Wagen war ein großer BMW, und ich war jetzt wirklich auf den Fahrer gespannt.
    Irrtum – es war eine Fahrerin.
    Ich sah es, als sich
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