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Die Rasse der Flügelmenschen

Die Rasse der Flügelmenschen

Titel: Die Rasse der Flügelmenschen
Autoren: Poul Anderson
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schwer tut, weil ich jeden Tag Privatstunden bei Tolk nehme? Alles nur Mache! Die Hälfte der Zeit, die wir beisammen sitzen, lehrt er mich seine eigene Lannach-Sprache. Erst gestern habe ich Tolk einen schmutzigen Witz in Lannachamael erzählt. Er sah richtig angeekelt aus. Nein, nein, der arme alte van Rijn hat schon noch einiges auf dem Kasten.«
    Sandra schwieg eine Weile und versuchte zu verstehen, was es bedeutete, zwei extraterrestrische Sprachen gleichzeitig zu lernen.
    Plötzlich packte sie van Rijns Arm. »Sie haben noch nicht gesagt, was geschehen soll. Wie soll Tolk über uns nach Lannach berichten? Was sollen wir tun?«
    »Ich habe keine Ahnung«, meinte er fröhlich. »Ich improvisiere einfach.«
    Er blinzelte in der, rötlichen Himmel. Ein paar Kilometer von ihnen entfernt schaukelte das Flaggschiff von Drak’ho in den Wogen. Ein Schwarm Fledermausflügel stieg von ihm auf und richtete sich auf die Gerunis. Man hörte aus der Ferne das Kreischen eines Muschelhorns.
    »Aber ich glaube, wir werden es gleich wissen«, fuhr van Rijn fort, »denn jetzt kommt Seine rheumatische Majestät, um über unser Schicksal zu entscheiden.«
     
    *
     
    Die Leibgarde des Admirals, hundert Berufssoldaten, landeten mit bewundernswerter Präzision und präsentierten ihre Waffen. Ein mit Scharlachrot eingefaßtes Purpurbanner wurde entfaltet, und die Mannschaft der Gerunis gab einen heiseren Hochruf von sich.
    Delp hyr Orikan kam vom Hinterdeck und kauerte sich vor seinem Herrn nieder. Seine Frau, die schöne Rodonis sa Axallon, und seine beiden Kinder kamen hinter ihm, den Bauch auf dem Deck und die Schwingen über die Augen gezogen.
    Die drei Menschen standen neben Delp. Van Rijn hatte sich ganz entschieden geweigert, sich auch niederzukauern.
    Tolk von Lannach saß hochmütig neben van Rijn. Seine Schwingen waren von einem Netz festgehalten, und ein stämmiger Matrose hielt die Leine, die um seinen Hals gelegt war.
    Und die bewaffneten jungen Männer, die eine Ehrengarde für Delp, ihrem Kapitän, bildeten, nahmen eine ebenso eisige Haltung ein – nicht gegenüber Syranax, sondern gegenüber seinem Sohn, dem Thronerben, auf den sich der Admiral stützte.
    Syranax räusperte sich, blinzelte und richtete seine Schnauze auf die Menschen. »Wer von euch ist Kapitän?« fragte er.
    Wace trat vor. »Der andere Mann ist unser Führer, Sir. Aber er spricht eure Sprache noch nicht sehr gut. Auch ich selbst habe noch große Schwierigkeiten in ihrem Gebrauch, so daß wir diesen Lannach’hoGefangenen als Dolmetscher brauchen.«
    T’heonax funkelte ihn an. »Wie soll er wissen, was du sagen willst?«
    »Er hat uns eure Sprache gelehrt«, sagte Wace. »Wie Sie wissen, Sir, sind fremde Sprachen sein Beruf. Durch seine natürliche Fertigkeit und seine Erfahrung mit uns wird er manchmal in der Lage sein, zu erraten, was wir sagen wollen, wenn wir nach einem Wort suchen.«
    »Das klingt vernünftig.« Syranax stimmte zu. »Ja.«
    »Ich weiß nicht.« T’heonax warf Delp einen bösen Blick zu, den er in gleicher Münze zurückbekam.
    »Zum Teufel, jetzt rede ich.« Van Rijn wälzte sich nach vorn. »Mein Admiral, wir, äh, sprechen wie gute Brüder, man so sagen, Tolk?«
    Wace zuckte zusammen. Obgleich Sandra ihm einiges erzählt hatte, als man sie auf Deck gedrängt hatte, um die Besucher zu empfangen, war doch schwer zu glauben, daß ein so lächerlicher Akzent nicht echt war.
    Syranax wurde ungeduldig. »Es wäre wohl besser, wenn wir uns der Vermittlung Ihres Begleiters bedienen würden«, schlug er vor.
    »Pest und Schwefel!« schrie van Rijn. »Nein, nein, wir selbst sprechen. Wir reden wie Brüder, was?«
    Syranax seufzte. Auch ein fremder Aristokrat durfte das Recht beanspruchen, für sich selbst zu sprechen.
    »Ich hätte euch schon früher besucht«, sagte der Admiral, »aber ihr hättet euch nicht mit mir unterhalten können, und außerdem gab es so vieles andere zu tun. Es vergeht kein Tag, an dem wir nicht wenigstens ein kleines Gefecht zu bestehen haben.«
    »Hm?« Van Rijn zählte an den Fingern eine Konjugation ab. »Xammagapai … Augenblick mal, xammagan, xammagai … ja, so ist es. Ein kleiner Kampf! Ich keine Kampf sehen, alter Admiral – ich meine, verehrter Admiral.«
    T’heonax sträubte sein Fell. »Achte auf deine Zunge, Erd’ho!« fuhr er ihn an.
    Syranax ließ sich auf das Deck nieder, seine Haltung erinnerte an die eines ruhenden Löwen. T’heonax blieb stehen und beobachtete Delp genau. »Ich habe
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