Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rasse der Flügelmenschen

Die Rasse der Flügelmenschen

Titel: Die Rasse der Flügelmenschen
Autoren: Poul Anderson
Vom Netzwerk:
Diomedaner, der sich in der Kabine befand, hieß Delp und war ein hoher Offizier der Drak’honai.
    Wace sagte noch nicht sehr viel über sich selbst, weniger aus dem Wunsche heraus, daraus ein Geheimnis zu machen, als aus dem Wissen um die Schwierigkeit eines solchen Unterfangens. Er bat Tolk jedoch, Delp zu warnen, daß die Lebensmittel, die vom Schiff geborgen worden waren, für Erdmenschen zwar sehr wichtig waren, einen Diomedaner jedoch auf der Stelle töten würden.
    »Und warum sollte ich ihm das sagen?« fragte Tolk und grinste dabei boshaft.
    »Wenn du es nicht tust«, sagte Wace, »wirst du Schwierigkeiten bekommen, wenn er erfährt, daß du darum gewußt hast.«
    »Das ist richtig.« Tolk sprach kurz mit Delp. Der Offizier gab eine kurze Antwort.
    »Er sagt, man wird euch nichts zuleide tun, außer ihr zwingt ihn dazu«, erklärte Tolk. »Er sagt, ihr sollt seine Sprache lernen, damit er selbst mit euch sprechen kann.«
    Nach weiteren Verhandlungen und nach ziemlichen Anstrengungen seitens Wace, das Gesagte zu verstehen, meinte Tolk schließlich: »Er will euch nichts zuleide tun, aber er muß an seine eigenen Leute denken. Ihr seid etwas Neues. Vielleicht könnt ihr ihm helfen, vielleicht bringt ihr aber Unheil, so daß er nicht wagen kann, euch gehen zu lassen. Er muß Zeit haben, um das zu prüfen.«
    Als Wace das für van Rijn übersetzt hatte, sagte der Kaufmann mit erstaunlicher Gelassenheit: »Ich glaube, wir haben jetzt gar keine andere Wahl. Wir könnten eine ganze Anzahl von ihnen niederschießen, vielleicht sogar das Boot kapern. Aber wir bringen es nicht allein nach Hause.«
    Er nickte weise. »Aber wo es Feinde gibt, die man gegeneinander ausspielen kann, kann ein ehrlicher Kaufmann immer auf seine Rechnung kommen!«
     
    *
     
    »Zuerst«, sagte Wace, »müßt ihr euch darüber klar sein, daß die Welt die Gestalt einer Kugel hat.«
    »Das wissen unsere Philosophen schon lange«, sagte Delp herablassend. »Wir mußten uns erst eine astronomische Wissenschaft aneignen, bevor wir anfangen konnten zu navigieren.«
    Wace zweifelte sehr stark daran, daß die Drak’honai ihren Standpunkt auch nur mit einiger Genauigkeit bestimmen konnten. Es war aber erstaunlich, was ihre neolithische Technik alles erreicht hatte. Sie hatten Teleskope, eine Art Himmelsglobus und Navigationstabellen, die auf den Bahnen der Sonne, der Sterne und der zwei kleinen Monde beruhten. Aber um einen Kompaß oder einen Chronometer herzustellen, braucht man Eisen, und das gab es auf Diomedes in keiner meßbaren Menge.
    Und ganz automatisch überlegte er, was dieser Planet für ein aussichtsreicher potentieller Markt sein würde.
    Dann dachte er daran, wo er sich nun befand: Auf dem Floß Gerunis, Hauptquartier des stellvertretenden Befehlshabers, und er dachte auch daran, daß die liebenswürdige Kreatur, die auf dem Oberdeck saß und sich mit ihm unterhielt, in Wirklichkeit sein Gefängniswärter war.
    Welche Zeit war seit dem Absturz vergangen – fünfzehn diomedanische Tage? Das war etwas mehr als eine Woche nach der Zeitrechnung der Erde. Einige Prozent der Lebensmittel von der Erde waren schon aufgebraucht.
    Er hatte sich gezwungen, die Drak’hoSprache von seinem Mitgefangenen Tolk zu lernen. Es war ein glücklicher Umstand, daß die Polesotechnische Liga schon lange Methoden entwickelt hatte, mit deren Hilfe man in kürzester Zeit fremde Sprachen erlernen konnte.
    »Nun«, sagte Wace, immer noch stockend und mit langen Pausen, in denen er in seinem Gedächtnis nach Vokabeln suchte, »wißt ihr denn, daß sich diese Weltkugel um die Sonne dreht?«
    »Eine ganze Anzahl der Philosophen glauben das«, sagte Delp.
    »Die Bewegung deiner Welt ist ungewöhnlich. Ja, in vieler Beziehung könnte man sie einen Außenseiter nennen. Eure Sonne ist kälter und röter als die unsere, also ist eure Heimat kälter. Diese Sonne hat eine Masse, nicht viel kleiner als unsere, und etwa den gleichen Abstand. Deshalb hat Diomedes, wie wir eure Welt nennen, ein Jahr, das nur wenig kürzer als das unsere ist. Siebenhundertzweiundachtzig Tage, nicht wahr? Diomedes hat etwa den doppelten Durchmesser wie die Erde, aber besitzt die schweren Stoffe nicht, die die meisten anderen Welten haben. Daher die für seine Masse recht geringe Schwerkraft.«
    »Das verstehe ich nicht«, sagte Delp.
    »Ach, das macht nichts aus«, meinte Wace nachdenklich.
    »Was ist denn an der Bewegung von Ikt’hanis so ungewöhnlich?« fragte Delp.
    Wace brauchte einige
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher