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Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück: Roman (German Edition)

Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück: Roman (German Edition)

Titel: Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück: Roman (German Edition)
Autoren: Lauren Weisberger
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Reißverschluss hoch. Andys Großmutter schnalzte begeistert mit der Zunge. Lily weinte. Emily, die dachte, es würde niemand merken, genehmigte sich heimlich im Bad eine Zigarette. Andy sog alles in sich auf. Und dann war sie mit einem Mal allein. Kurz bevor ihre Fotosession in einem der Ballsäle beginnen sollte, waren alle auf ihre Zimmer verschwunden, um sich fertig zu machen. Um nur ja das Kleid nicht zu zerknittern, hockte Andy sich mit äußerster Vorsicht auf die Kante eines antiken Polsterstuhls. In nicht einmal zwei Stunden würde sie eine verheiratete Frau sein, bis an ihr Lebensende mit Max vereint und er mit ihr. Es war fast zu schön, um wahr zu sein.
    Das Zimmertelefon klingelte. Ein Anruf von Max’ Mutter.
    »Guten Morgen, Barbara.« Andy rang sich einen möglichst liebenswürdigen Ton ab. Barbara Anne Williams Harrison stammte aus einer der ältesten amerikanischen Familien, war Nachfahrin von gleich zwei Unterzeichnern der Verfassung, saß im Vorstand jedes gemeinnützigen Vereins, der in Manhattan Rang und Namen hatte, und sah von der Oscar-Blandi-Frisur bis hin zu den Chanel-Ballerinas stets wie aus dem Ei gepellt aus. Bei aller Höflichkeit, die sie der ganzen Welt gegenüber an den Tag legte, zählte Herzlichkeit nicht gerade zu ihren hervorstechendsten Tugenden. Andy gab sich die größte Mühe, ihre frostige Art nicht persönlich zu nehmen, und auch Max versicherte ihr immer wieder, es sei alles nur Einbildung. Anfangs mochte Barbara wohl geglaubt haben, Andy sei nur eines seiner zahllosen flüchtigen Abenteuer. Später vermutete Andy dann, dass die Freundschaft zwischen Barbara und Miranda der Grund dafür war, warum sie mit ihrer zukünftigen Schwiegermutter nicht warm werden konnte. Zuletzt aber verstand sie, dass es einfach Barbaras Art war, denn sogar das Verhältnis zu ihrer eigenen Tochter war ausgesprochen unterkühlt. Andy konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, ihre Schwiegermutter mit »Mom« anzureden. Was Barbara ihr aber natürlich auch niemals anbieten würde.
    »Hallo, Andrea. Mir ist gerade eingefallen, dass ich dir das Collier ja noch gar nicht gegeben habe. Heute Morgen war noch so viel zu organisieren, dass ich vor lauter Hektik sogar zu spät zum Friseur und zur Kosmetikerin gekommen bin! Ich wollte dich nur wissen lassen, dass die Samtschatulle mit dem Collier in Max’ Zimmer ist, in einer Seitentasche seines unsäglichen Matchbeutels. Ich konnte sie ja vor dem Personal nicht offen herumliegen lassen. Wie oft habe ich ihm nicht schon gesagt, dass dieser Beutel unter seiner Würde ist. Nun, vielleicht gelingt es ja dir, ihn zu überreden, sich etwas Angemesseneres zuzulegen. Auf mich hört er einfach nicht.«
    »Danke, Barbara. Dann gehe ich das Collier gleich holen.«
    »Das wirst du schön bleiben lassen!«, schrillte es aus dem Hörer. Etwas sanfter fuhr Andys Schwiegermutter in spe fort: »Weil ihr euch doch vor der Trauung nicht sehen dürft – das bringt Unglück. Am besten schickst du deine Mutter oder Nina, ja?«
    »Selbstverständlich«, antwortete Andy und legte auf. Keine Minute später schlich sie durch den Korridor. Sie wusste schon lange, dass es besser war, Barbara in allem recht zu geben und dann trotzdem das zu machen, was sie selbst wollte. Mit ihr zu streiten war sinnlos. Das war auch der Grund, warum sie bei der Trauung als »etwas Altes« das Familiencollier der Harrisons tragen würde und kein Erbstück aus dem Besitz ihrer eigenen Familie: Barbara hatte darauf bestanden. Seit sechs Generationen wurde der Halsschmuck schon bei den Hochzeiten der Harrisons getragen. Da ging es natürlich nicht an, dass für Andy und Max eine Ausnahme gemacht wurde.
    Die Tür von Max’ Suite war nur angelehnt. Als sie eintrat, hörte sie im Bad das Wasser rauschen. Typisch , dachte sie. Ich werde seit fünf Stunden aufgetakelt, und er springt jetzt mal eben kurz unter die Dusche.
    »Max? Ich bin’s. Komm ja nicht raus!«
    »Andy? Was willst du denn hier?«, rief Max durch die geschlossene Tür.
    »Ich hol nur schnell die Kette von deiner Mutter. Sie hat angerufen und gesagt, dass sie sie bei dir gebunkert hat. Bleib schön drin, ja? Du darfst mein Kleid noch nicht sehen.«
    Andy kramte in dem Matchbeutel. Die Schatulle fand sie nicht, nur ein zusammengefaltetes Blatt Papier.
    Es war ein cremefarbener Briefbogen, mit Barbaras Monogramm BWH bedruckt. Seit vier Jahrzehnten benutzte sie dasselbe Papier, ganz gleich ob für Geburtstagsgrüße, Dankschreiben,
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