Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rache ist Dein

Die Rache ist Dein

Titel: Die Rache ist Dein
Autoren: Faye Kellerman
Vom Netzwerk:
ihren Blick auf. Unwillkürlich nickte sie, was dumm war. Weil Andy Tim anstieß. Beide standen auf.
    »O je.« Zur Stärkung nahm Cindy einen großen Schluck Bier. »Da kommen sie.«
    Rhonda leckte sich die Finger, die voller Bratensoße waren. »Benimm dich. Du bist viel zu jung, um schon so abgebrüht zu sein. Wie alt bist du? Einundzwanzig?«
    »Fünfundzwanzig.«
    Rhonda war erstaunt.
    »Ich weiß, ich sehe jünger aus.«
    »Wenn du keinen Alkohol trinken würdest, hätte ich dich für achtzehn gehalten.«
    »Hey, Decker.« Tim Waters knallte seinen Scotch auf den Tisch. Er war mittelgroß, hatte hellbraunes Haar, trübe grüne Augen und ein nichtssagendes Gesicht. Cindy kam er wie der typische Durchschnittsamerikaner vor. »Hab gehört, du bist bei Tropper groß rausgekommen.«
    »Gute Neuigkeiten verbreiten sich schnell.« Cindy deutete auf die Stühle. »Setzt euch. Aber bringt noch was zu trinken für Hayley mit.«
    »Wir dachten, nachdem sie Oliver gesehen hat, war sie abgehauen«, meinte Waters.
    Sein Grinsen war häßlich. Cindy starrte ihn durchdringend an. Das schien zu wirken, denn er wurde rot. »Nein, Hayley ist noch da ... sie ist nur kurz aufs Klo gegangen.«
    Waters nahm sich einen Stuhl und setzte sich. Andy Lopez rutschte neben Rhonda. Er war klein, schlank, aber Cindy erinnerte sich an die Gewichte, die er im Trainingsraum der Akademie gestemmt hatte.
    »Brown hat gesagt, du hättest deine Sache gut gemacht«, sagte Lopez.
    Sie sah ihn an. »Gut zu hören.« Mit gerunzelten Brauen fügte sie hinzu: »Warum hab ich das Gefühl, daß noch ein Nachsatz dazu gehört?«
    Lopez schien sie nicht zu verstehen.
    Sie seufzte. »Was hat Brown noch gesagt?«
    »Brown sitzt da drüben.« Waters deutete mit einem Kopfnicken in Richtung Bar. »Warum fragst du ihn nicht?«
    »Weil ich gerade esse.« Cindy trank mehr Bier. »Was hat er gesagt, Andy?«
    »Nur daß ... « Lopez klaute eine von Cindys Fritten. »Du weißt schon ... « Seine Stimme verklang. »Vielleicht, daß ich mich produziert habe?« Cindy fing Jasmines Blick auf, zeigte auf ihr leeres Bierglas. »Ich hab keine Schau abgezogen.«
    »Ich glaub dir ja, Cin ... «
    »Die Situation war sehr angespannt. Ich hab getan, was ich konnte, ehrlich.«
    »Brown sagt, du hast das gut gemacht«, wiederholte Waters. »Warum zickst du so rum?«
    »Weil Tropper sauer ist.«
    »Ja, Tropper ist echt sauer«, bestätigte Lopez.
    Cindy starrte ihn an. »Und?«
    Lopez stibitzte sich noch eine Fritte. »Himmel, Decker, ich sag's ja bloß. Laß deine Wut nicht an mir aus.«
    »Vergiß es, Decker. Tropper wird dir nichts tun«, fügte Waters hinzu.
    Beinahe Wort für Wort, was Beaudry gesagt hatte. »Woher weißt du das?« fragte Cindy. »Wieso? Weil er Angst vor meinem Vater hat oder was?«
    Waters nahm einen Schluck Scotch. »Sagen wir mal so, er hat einen gesunden Respekt vor Autorität.«
    Jasmine kam mit einem frisch gezapften Bier, betrachtete Cindy besorgt. »Du weißt, daß das kein Litebier ist, Hon, oder? Vielleicht solltest du was essen. Besser, du hast was im Magen, sonst steigt dir das Zeug zu Kopf.«
    Cindy biß von ihrem Sandwich ab. Es schmeckte wie Stroh. Sie spülte es mit Bier runter. »Mir geht's gut. Ehrlich.«
    Waters lächelte. »Und wenn nicht, kann ich dich heimfahren.«
    »Das wird nicht nötig sein.«
    Hayley kam zurück, frisch geschminkt. Cindy fand, sie sah super aus. Offensichtlich fand Waters das auch. Seine Augen blieben ein bißchen zu lange an ihrem Busen hängen. Marx funkelte ihn an. »Wer hat denn dieses Gesindel reingelassen?«
    »Ich bekenne mich schuldig.« Cindy hob die Hand. Mutter Jasmine hatte recht gehabt. Nach mehr als vier Bier brummte ihr der Schädel, und sie brauchte unbedingt was im Magen. Sie wollte noch mal abbeißen, knabberte aber nur am Rand herum. Andy beäugte das Sandwich sehnsuchtsvoll.
    »Willst du was davon, Lopez?« fragte Cindy. »Ich bin wirklich nicht hungrig.«
    »Tja, wenn du es nicht willst.« Lopez brach die Hälfte ab. »Bevor es verkommt ... «
    Plötzlich wurde die rauchige Luft drückend, schnürte ihr die Kehle zu. Sie war außer Atem, wollte aber nicht nach Luft schnappen. Die Anspannung war durch den dramatischen Nachmittag noch größer geworden. Dazu der Alkohol. Cindy hatte das Gefühl, gleich aus der Haut zu fahren.
    Sie mußte raus, und zwar sofort. Rasch stand sie auf. Ebenso rasch begann der Raum sich zu drehen. Sie stützte sich auf dem Tisch ab, um das Gleichgewicht nicht zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher