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Die Rache des Bombenlegers

Die Rache des Bombenlegers

Titel: Die Rache des Bombenlegers
Autoren: Stefan Wolf
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buchstäblich von der Welt, der Stadt — meine ich —,
abgeschnitten. In der nächsten Fahrradhandlung, an der wir vorbeikommen,
erstehe ich ein neues.“
    „Hast du soviel Geld?“
    „Ich nicht, aber mein lieber Vater. An
den soll die Rechnung gehen. Schließlich gilt sein Name was in dieser Stadt.
Ich wette, ich habe Kredit (sinngemäß: Vertrauenswürdigkeit).“
    „Nur wenn man dich kennt.“
    „Da genügt ein Anruf bei uns.“
    Dazu war nicht mal ein Ferngespräch
erforderlich, denn Klößchens Eltern lebten hier in der Stadt: in einer großen
Villa mit Park, wie es sich für einen bedeutenden Schokoladenfabrikanten
gehört. Daß Klößchen nicht bei seinen Eltern, sondern im Internat wohnte, lag
daran: Zuhause langweilte er sich, bei seinem Freund Tarzan aber war immer was
los.
    „Auf jeden Fall läßt du dir zwei
Rechnungen ausstellen“, sagte Tarzan. „Und die zweite präsentieren (vorlegen) wir Adolf.“
    „Klar!“ Klößchen Augen glänzten. „Vielleicht
sollte ich mir gleich ein Rennrad kaufen. Das teuerste! Und Adolf kann blechen.
Er muß blechen! Sonst zeige ich ihn an wegen Sachstörung.“
    „Sachbeschädigung“, verbesserte Tarzan.
„Ruhestörung war’s zwar auch — aber nicht in dem Umfang, daß es eine Anzeige
rechtfertigt.“ Er sah nach der Zeit. „Wir könnten erst Gaby und Karl abholen.
Sie warten bereits.“
    Verabredet hatten sie sich vor dem
PAVILLON, einem neueröffneten Café am Markt. Und richtig — ihre Freunde waren
schon da. Tarzan sah sie von weitem — besonders Gaby, die er wohl auch aus
einer 1000köpfigen Mädchenmenge rausgefunden hätte — mit höchstens drei
Blicken. Sie hatte Oskar mit, ihren schwarzweißen Cocker-Spaniel. Er schmiegte
sich an ihre Wade, hatte die schlaue Hundenase erhoben und beobachtete das
Treiben auf dem Markt — vor allem, was artverwandte Vierbeiner trieben: zum
Beispiel die rauhhaarige Dackelhündin, die schweifwedelnd an der Leine zerrte,
um sich ihm zu nähern, aber vom Frauchen weggezogen wurde.
    „Da sind wir!“ rief Klößchen, als
erwarte er einen Tusch für sein Auftreten.
    Oskars Kopf fuhr herum. Tarzan
entdecken und mit einem Freudensprung lossausen — das war eins. Gaby, die ihn
an der Leine hatte und mit der anderen Hand ihr Rad hielt, wäre fast auf dem
Bauch gelandet. Nur weil Karl rasch Zu griff, fand sie ihr Gleichgewicht
wieder.
    Um Tarzans Rennrad mußte Klößchen sich
kümmern, damit Tarzan seinen vierbeinigen Freund ausgiebig begrüßen konnte.
Passanten ( Vorübergehende ) sahen zu. Die meisten lächelten. Nur ein
griesgrämiger Kerl brummelte was von „Umweltverschmutzung durch Köter“, worauf
Tarzan erwiderte: „Blasen Sie Ihren fauligen Atem nicht in unsere Richtung,
Herr! Sonst gibt’s gleich dicke Luft.“
    Der „Tierfreund“ zog den Kopf ein und
trollte sich. Klößchen lachte. Gaby meinte kopfschüttelnd, Oskar hätte nicht
mal das Bein gehoben, und Karl rückte seine neue Nickelbrille auf der Nase
zurecht. Das Gestell kniff noch etwas. Aber seine Nase würde sicherlich — als
die klügere — nachgeben.
    „Wo“ hast du dein Rad, Willi?“ Gaby
blies gegen ihren goldblonden Pony, der mal wieder ein bißchen zu lang war.
Ihre schwarzen Wimpern berührten die Spitzen.
    „Im Müll!“ Klößchen faltete die Hände,
als müsse er einen Nachruf auf sagen.
    „So schmutzig war’s aber auch wieder
nicht“, meinte Karl.
    „Doch nicht weil es schmutzig war“,
empörte sich Klößchen, „sondern weil der unschuldige Zuchthäusler seine Wut mit
dem Rolls Royce an Tarzan nicht auslassen konnte. Deshalb hat er sich an meiner
armen Tretmühle vergriffen.“
    „Ich verstehe nur Bahnhof“, sagte Gaby
mit ungnädigem Blick.
    „Ein Rolls Royce im Gefängnis?“ Karl
bewegte seine dünnen Schulterknochen. „Das mußt du erklären.“
    Tarzan übernahm das mit einem knappen
Bericht, der aber alles enthielt. Gaby weitete staunend ihre Kornblumenaugen.
    Karl sagte: „Donnerwetter! Da muß ja
der Mensch einen seelischen Knacks kriegen, besonders wenn es sich um einen
labilen ( unsicheren ) Charakter handelt, was wir diesem Adolf wohl
unterstellen dürfen. Sein Vertrauen in die Gerechtigkeit der Gerichtsbarkeit
ist sicherlich für alle Zeiten erschüttert.“
    „Aber deshalb braucht er Elly nicht an
den Haaren zu reißen“, fand Klößchen.
    „Hätte er bei mir mal probieren sollen!“
Gabys Augen blitzten kämpferisch. „Ich hätte Oskar auf ihn gehetzt.“
    „Eine schreckliche Drohung“,
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