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Die Rache des Bombenlegers

Die Rache des Bombenlegers

Titel: Die Rache des Bombenlegers
Autoren: Stefan Wolf
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Gegenüberstellung erkannte er ihn
sogar wieder. Das führte zu Adolfs Verhaftung. Er wurde angeklagt und zu zwei
Jahren verurteilt. Wegen schweren Raubes.“
    „Ohne Geständnis?“ forschte Tarzan.
    „Er hat alles geleugnet“, nickte Elly. „Aber
niemand glaubte ihm — nicht mal ich. Anderthalb Jahre später platzte dann die
Bombe. Besagter Zeuge — ein gewisser Edwin Kramer — wurde bei einem
Verkehrsunfall lebensgefährlich verletzt. Als es im Krankenhaus mit ihm zu Ende
ging, legte er — in Gegenwart von Ärzten und Polizei — ein Geständnis ab. Er
hatte falsch ausgesagt, damals, vor Gericht sogar einen Meineid geschworen.
Nicht Adolf war der Täter, sondern ein Ganove aus der Pokerrunde. Aber der
hatte Kramer wegen einer anderen Straftat, die erst bei dieser Gelegenheit
bekannt wurde, fest in der Hand. Hat Kramer regelrecht erpreßt. Adolf wurde
rehabilitiert (den guten Ruf wiederherstellen) und entlassen. Aber
anderthalb Jahre seines Lebens sind verloren.“
    „Schlimm!“ sagte Tarzan. „Aber er
scheint auch mit der übrigen Lebenszeit wenig sinnvoll umzugehen. Wie wollen
Sie ihn auf Abstand halten?
    „Ich weiß es nicht.“
    „Wahrscheinlich brauchen Sie Hilfe,
Frau Burkert. Wir sind jederzeit für Sie da.“
    Sie lächelte. „Das ist lieb. Vielleicht
brauche ich euch tatsächlich.“
    Mehr war im Augenblick nicht zu sagen.
Klößchen spürte, daß es Zeit war zum Aufbruch, und packte den Rest seiner
Schokolade ein.
    Frau Burkert war wirklich eine nette
Person. Tarzan bemühte sich um eine lockere Miene. Die Begeisterung für Elly
mußte ja nicht wie Sonnenschein über sein Gesicht strahlen. Jedenfalls — sein
Hilfsangebot waren keine leeren Worte. Mit ihm und den TKKG-Freunden konnte
Elly rechnen, sollte sie in Bedrängnis kommen.
    Sie brachte die beiden zur Tür.
    In der Diele lagen die Reste der roten
Keramikvase, die vorher das Telefontischchen geziert hatte.
    Die beiden Jungs sagten nichts. Was
hätten sie auch sagen sollen? Tarzan öffnete die Haustür. Milder Sonnenschein
lag über Vorgarten und Straße. Ein Kleintransporter fuhr vorbei — mit einer
Frau am Lenkrad, die offenbar kurzsichtig war. Jedenfalls berührte ihr Gesicht
fast die Windschutzscheibe.
    Tarzan blickte zum Gartentor. Das hing —
so schief wie ehedem, aber ohne zusätzliche Schäden — an seinem Platz.
    Wie von einem Stromschlag wurde er
durchzuckt. Also nicht das Tor! Aber Adolf hat was zerstört, was
kaputtgefahren. Mein Rad! Himmel! Wo...
    Jetzt sah er, daß es — sein ganzer
Stolz — unversehrt am Zaun lehnte. Dort, wo es von Klößchen — nach Tarzans
Hechtsprung — abgestellt worden war.
    Und Klößchens Tretmühle?
    Ein formloses Gebilde ringelte sich auf
der Fahrbahn: schmutziges Altmetall mit zerfetzten Schläuchen, Speichensalat,
zusammengeklumpten Blechen, einem Gepäckträger, der jetzt wie das Gerippe von
Omas Nähkörbchen aussah, und einem Sattel — so breit, daß er auf einen
Pferderücken gepaßt hätte.
    „Neiiin!“
    Klößchen quietschte, als hätte er ein
Mäusenest hinter den Stimmbändern. Entsetzen breitete sich über sein
freundliches Mondgesicht.

    „O Gott!“
    Mehr sagte Elly nicht. Aber sie war
wieder so blaß wie vorhin.
    „Das hat er mit Absicht gemacht!“
knirschte Klößchen. „Dieser Mistkerl! Dieser Sohn eines Immobilienhändlers!
Pfui! Dem werde ich auf seine mittemachtsblaue Kühlerhaube springen, daß er
denkt, es hat junge Felsen gehagelt.“
    Sie gingen zur Straße und betrachteten
den Schrott.
    „Er hat Wut auf euch“, sagte Elly
bedrückt. „Und wenn er Wut hat, kommt immer sowas dabei raus.“
    „Das sollte er sich aber abgewöhnen“,
Tarzan trat gegen den verbogenen Lenker, „sonst sehe ich schwarz für seine
Zukunft.“
    Klößchen schob seine Fahrradleiche zum
Straßenrand und fragte Elly, ob er das Altmetall neben ihre Mülltonne legen
dürfe. Die Müllabfuhr würde es mitnehmen. Da die Klingel noch heil war — als
einziges Teil —, schraubte er sie ab. Er klingelte zweimal.
    „Klingt richtig traurig, nicht? Wie ein
Arme-Sünder-Glöckchen. Zwar habe ich meinen Drahtesel nicht geputzt, aber er
war mir lieb und teuer. Das wird dieser Halunke büßen!“
    Sie verabschiedeten sich. Elly fielen
keine tröstenden Worte ein. Tarzans superleichtes Rennrad war nicht geeignet,
um zusätzlich Klößchens Übergewicht zu tragen. Also marschierten sie, und
Tarzan schob seinen Renner.
    „Ohne Rad“, sagte Klößchen, „bin ich
nur ein halber Mensch und
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