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Die Rache des Bombenlegers

Die Rache des Bombenlegers

Titel: Die Rache des Bombenlegers
Autoren: Stefan Wolf
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bin euch eine Erklärung schuldig und...“
    „Keineswegs“, fiel Tarzan ihr ins Wort.
„Wir haben Ihnen in einer bedrohlichen Situation geholfen. Alles andere geht
uns nichts an — es sei denn, Sie wollen darüber sprechen.“
    Elly nickte. Ihr bleiches Gesicht nahm
auch jetzt keine Farbe an. Vorsichtig massierte sie sich den Hals, während sie
das Fenster schloß. Sie setzte sich zu den Jungs an den Tisch. Fahrig strichen
ihre Hände über die bestickte Zierdecke.
    „Ich muß offen sagen: Ich habe Angst.
Wie ich ihn kenne, war das nicht sein letzter Versuch, mich zur Rückkehr zu
bewegen. Er bildet sich ein: Nur weil er im Gefängnis war, hätte ich mich
scheiden lassen. Aber das ist Unsinn! In jedem Fall hätte ich mich von ihm
getrennt. Die Ehe war ein Irrtum! Es ist schlimm, wenn man das zu spät erkennt.
Aber...“ Mit hilflosem Lächeln hob sie die Hände, „...es kommt immer wieder
vor.“
    „Sogar in der Mehrzahl“, wußte
Klößchen. „Drum kontrolliere, wer sich ewig bindet!“
    „Zitate (wörtliche Wiedergabe einer
Äußerung) sind Glücksache“, sagte Tarzan. „Richtig heißt es: Drum prüfe,
wer sich ewig bindet. Wie lange, Frau Burkert, waren Sie denn gebunden?“
    „Nur ein Jahr. Adolf ist ein
Müßiggänger. Ist ohne Beruf. Arbeitet nichts. Hat aber von seinem Vater, der
Immobilienmakler war, soviel geerbt, daß er... Ja, er ist reich. Aber er weiß
nichts mit sich anzufangen. Er lungert rum, ist leicht gekränkt und explodiert
mit Wutanfällen, wenn man ihm — auch versehentlich — auf die Zehen tritt. Er
war damals schon auf der schiefen Bahn. Ich meine, er trieb sich in Spieler-
und Unterweltskreisen rum. Er fand das abenteuerlich. Bemerkt habe ich das erst
später. Da war zwischen uns schon alles zerbrochen, und ich wollte weg von ihm.
Dann kam es zu dieser Katastrophe.“
    Die Jungs hatten aufmerksam zugehört.
Klößchen war gespannt wie ein Flitzbogen. Und merkte gar nicht, daß er seine
Schokoladentafel aus der Mappe geholt hatte und schon den zweiten Riegel
knabberte.
    Als Tarzan ihn mittelhart vors
Schienbein trat, stotterte er: „O Verzeihung! Ich esse und esse und vergesse
ganz das Anbieten. Bitte, Frau Burkert, Sauerlichs beste Vollmilchschokolade.
Aus unserer Fabrik. Gibt Kraft — nach dem Schreck!“
    Freundlich grinsend hielt er ihr die
Tafel hin. Elly nahm ein Stück und dankte mit einem Lächeln, das jetzt schon
deutlicher ausfiel.
    „Es kam zur Katastrophe!“ drängte
Tarzan.
    Elly nickte. „Adolf wurde zu zwei
Jahren Gefängnis verurteilt. Er hat fast die ganze Zeit abgesessen. Aber es war
ein Justizirrtum. Er war unschuldig. Tatsächlich unschuldig! Viel zu spät hat
sich das rausgestellt. Seit er entlassen ist, läuft er rum wie Falschgeld. Er
ist noch schlimmer als früher. Mich verfolgt er regelrecht. Daß unsere
Scheidung mit seiner Verurteilung nichts zu tun hat, will er nicht einsehen. Er
behandelt mich immer noch, als wäre ich sein Privatbesitz. Ich ließ mich
scheiden, als er im Gefängnis war. Es hat ihn schlimm getroffen. Aber ich
wollte und konnte nicht bis zu seiner Entlassung warten.“
    Vorsichtig sagte Tarzan: „Wahrscheinlich
verwindet er es nicht, wenn er unfreiwillig auf etwas oder jemanden verzichten
muß. Dann wütet er und benimmt sich wie eben. Aber so geht’s nun mal nicht. Ist
denn erwiesen, daß seine Verurteilung ein Irrtum war?“

2. Der überfahrene Drahtesel
     
    „Hundertprozentig!“ bestätigte Elly. „Deshalb
tut er mir einerseits leid. Die Sache damals war so: Adolf ging in einer
Spielhölle ein und aus. Die war untergebracht im Hinterzimmer einer Kneipe nahe
beim Bahnhof. Falschspieler und Ganoven verkehrten dort. Und Adolf war
Stammgast. Er fühlte sich wohl unter diesem Gesindel.“ Sie hob die Achseln. „Sowas
muß wohl ein Geburtsfehler sein.“
    „Und?“ Tarzan hatte Mühe mit seiner
Ungeduld.
    „Eines Nachts war wieder eine tolle
Pokerrunde im Gange. Ein Gast, ein reicher Hotelier aus einer Kreisstadt, war
das Opfer. Die Ganoven — und Adolf mit ihnen — wollten dem Mann das Fell über
die Ohren ziehen. Aber er rettete seine dicke Brieftasche, indem er rechtzeitig
aufhörte. Auf dem Heimweg zum Hotel wurde er dann überfallen,
zusammengeschlagen und ausgeraubt. Ein Zeuge beobachtete das Verbrechen. Er
beschrieb der Polizei den Täter, und das traf nur auf Adolf zu. Der hatte für
die Tatzeit kein Alibi, bestritt zwar alles und flippte fast aus. Aber der
Zeuge blieb bei seiner Aussage. Bei einer
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