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Die Rache Der Wanderhure

Die Rache Der Wanderhure

Titel: Die Rache Der Wanderhure
Autoren: Iny Lorentz
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lebte, ging von ihm eine Bedrohung für sie und ihre Familie aus, aber auch für ihre Freunde und viele andere Menschen. Doch es sah nicht so aus, als gäbe es einen Weg, diesen Mann aufzuhalten.
    Da tauchte ein Schatten neben ihr auf, der sich als Isabelle de Melancourt entpuppte. Die Äbtissin war bleich, und in ihren Augen flackerte Angst. Gleichzeitig wirkte sie grimmig und entschlossen. Ihr war klar, dass Ruppertus eine tödliche Gefahr für sie beide darstellte. Mit einer heftigen Bewegung packte sie Marie bei der Schulter und wies zur Tür. »Wir sind beide unseres Lebens nicht mehr sicher, solange dieser Bastard lebt. Also bringen wir die Sache auf unsere Art zu Ende – und zwar ohne Männer!«
    Das Letzte betonte sie, als sie sah, dass Marie sich zu Michel umdrehen wollte.
    »Aber wie?«, fragte diese.
    Mehr denn je bedauerte Marie es, Ruppertus nicht gleich auf Hohenstein getötet zu haben. Ihre Furcht vor dem, was dieser Mann ihr noch antun würde, war nicht geringer als die, die Isabelle de Melancourt gepackt hatte. Ruppertus’ letzter triumphierender Blick war ihr nicht entgangen, und sie wusste, dass er niemals aufgeben würde, bis er sie und auch die Äbtissin vernichtet hätte.
    Die beiden Frauen folgten unauffällig dem Freigesprochenen, der bereits seine Mönchskutte übergestreift hatte, und sahen, dass er im Hof der Burg ein Pferd bestieg und losritt, ohne sich noch einmal umzuschauen.
    »Er hat uns nicht bemerkt«, sagte Isabelle mit einer gewissen Erleichterung. »Dennoch müssen wir schnell sein!«
    Sie führte Marie in ein Nebengebäude, in dem mehrere Nonnen auf sie warteten. Unter ihnen erkannte Marie die drei, die sie vor einiger Zeit abgefangen und zu dem kleinen Kloster in den Waldbergen gebracht hatten. Bevor sie fragen konnte, was Isabelle vorhatte, drückte diese ihr ein Schwert in die Hand.
    »Ihr habt einmal erzählt, Ihr könntet damit umgehen.«
    »Das kann ich!«, versicherte Marie und umklammerte den Griff der Waffe. Sie musste sie aber gleich wieder loslassen, denn zwei weitere Nonnen brachten die Tracht ihres Ordens herbei und sahen sie auffordernd an.
    »Soll ich das schon wieder anziehen?« Noch während sie fragte, lehnte Marie das Schwert gegen einen Stuhl und streifte die schwarze Kutte über ihre eigene Kleidung.
    Isabelle half ihr bei der Kopfbedeckung und zeigte auf eine Hintertür. »Wenn wir diesen Weg nehmen, sind wir schneller als unser Feind!«
    »Wisst Ihr, wo Ruppertus hinwill?«
    »Nein! Aber ich bin sicher, dass er einen bestimmten Ort aufsuchen wird. Wenn ich mich irre, müssen wir eben auf andere Weise versuchen, uns von ihm zu befreien. Seid versichert, dass dies auch in Sigismunds Sinn ist! Er misstraut dem Inquisitor – oder besser gesagt, er fürchtet ihn nicht weniger als wir beide. Ruppertus geht über Leichen – auch über die eines Königs! –, um sein Ziel zu erreichen.«
    »Das hat er schon vor elf Jahren getan!« Maries Stimme zitterte, als sie an ihren Vater und ihre Tante Wina dachte, die beide durch Ruppertus’ Schliche den Tod gefunden hatten.
    Wild entschlossen, auch diese Morde zu rächen, nahm sie das Schwert an sich, versteckte es unter dem Umhang ihrer Nonnentracht und verließ zusammen mit Isabelle das Haus durch die Hintertür. Sie traten auf eine Gasse hinaus, die direkt zu einer Pforte in der Stadtmauer führte. Da Isabelle den Schlüssel besaß, stellte die Tür kein Hindernis für sie dar.
    Draußen standen zu Maries Verblüffung zwei Pferde bereit. »Habt Ihr schon im Voraus gewusst, dass Ruppertus freigesprochen wird?«
    »Ich hatte nur den Verdacht, worauf das Ganze hinauslaufen könnte, und mich vorbereitet«, antwortete die Äbtissin mit einem freudlosen Lächeln.
    Hastig stiegen sie in die Sättel und ritten los. Aus den Augenwinkeln sah Marie, dass die übrigen Nonnen ihnen zu Fuß folgten. In ihren dunklen Kleidern und den schwarzen, im Wind flatternden Umhängen glichen sie Krähen, die auf der Suche nach Beute waren. Doch würden sie finden, was sie suchten?
    Marie blieb keine Zeit für Zweifel. Nach kurzer Zeit hatten sie die kleine Kapelle erreicht, in der Ruppertus öfter gebetet hatte. Der Platz, an dem die kleine Madonnenfigur gestanden hatte, war leer und in der Kapelle hielt sich niemand auf.
    Marie fragte sich, wie weit Ruppertus gekommen sein mochte, und fühlte eine Beklemmung, die ihr fast den Atem raubte.
    »Wenn er auf dem Weg hierher ist, müsste er bald erscheinen«, wisperte sie, so als hätte sie
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