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Die Rache Der Rose

Die Rache Der Rose

Titel: Die Rache Der Rose
Autoren: Michael Moorcock
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Sache oder einem Grundsatz dient.«
    Entschieden schüttelt er den Kopf, seine Haltung im Sattel zeugt von wachsender Ungeduld. »Ich hänge keinem Herrn und keiner moralischen Überzeugung an. Ich stehe allein auf meiner Seite. Was Eure sehnende Seele, werte Dame, fälschlich für Treue zu Person oder Zweck halten mag, ist lediglich eine feste und, ja, grundsätzliche Entschlossenheit, nur für mich und meine eigenen Handlungen Verantwortung zu übernehmen.«
    Sie wirft ihm einen raschen, mädchenhaften Blick verwirrten Unglaubens zu, dann wendet sie sich mit dem Anflug eines fraulichen Grinsens ab. »Heute nacht wird es nicht regnen«, stellt sie fest, als sie sich die dunkle goldene Hand vor dem Abendlicht vor die Augen hebt. »In wenigen Stunden wird dieses Durcheinander stinken und Fieber verbreiten. Wir sollten vor dem Ansturm der Fliegen weiterreiten.« Im gleichen Augenblick hören beide das Flügelschlagen, und sie sehen hinter sich die ersten Raben sich fröhlich auf Fleisch niederlassen, das zu einer sich über Meilen erstreckenden blutigen Masse geworden ist, in der Glieder und Organe wie zufällig verstreut liegen; sie hüpfen auf und picken an halbzerstörten Gesichtern, die immer noch nach jener Gnade schreien, die ihnen lachend verweigert wurde, als Elrics Schutzpatron Lord Arioch, Herzog der Hölle, seinem Lieblingssohn beistand.
     
    Dies geschah zu der Zeit, da Elric seinen Freund Mondmatt in Tanelorn zurückließ und die ganze Welt durchstreifte, um ein Land zu finden, dem eigenen genügend ähnlich, als daß er sich dort niederlassen mochte, doch kein Land wie Melnibone konnte an einem Ort, an dem Sterbliche wohnten, auch nur annähernd seinesgleichen finden. Und alle Länder waren jetzt sterblich geworden.
    Allmählich begriff er, daß er einen Verlust erlitten hatte, der nie wieder, ausgeglichen werden konnte, und weil er die Frau, die er liebte, die Nation, an der er Verrat begangen, und die einzige Art von Ehre, die er gekannt hatte, verloren hatte, hatte er damit auch zugleich einen Teil seiner eigenen Identität verloren, war das Begreifen seines eigenen Daseinszwecks und -ziels auf Erden erschüttert.
    Ironischerweise war es eben jener Verlust, eben jenes Dilemma, das ihn seinen Mitmelniboneern so unähnlich machte, denn sein Volk war grausam und genoß die Macht um ihrer selbst willen, und dadurch hatte es in seinem Bestreben, nicht nur die körperliche Welt, sondern auch die Welt des Übernatürlichen zu beherrschen, jede gütigere Eigenschaft abgelegt, die es einmal besessen haben mochte. Es hätte das Multiversum beherrscht, hätte es eine klare Vorstellung davon gehabt, wie dies zu bewerkstelligen gewesen wäre; doch selbst ein Melniboneer ist kein Gott. Man kann sogar behaupten, daß nicht einmal ein Halbgott hervorgebracht würde. Das Schwelgen in irdischer Macht hatte zu dekadentem Zerfall geführt, wie es alle Reiche zu Fall bringt, die in Gold oder Eroberungen oder jenen anderen Begierden schwelgen, die niemals zufriedengestellt werden können, aber auf ewig genährt werden müssen.
    Doch hätte selbst Melnibone in seinem maroden Zustand auch jetzt noch bestehen können, wenn es nicht von seinem eigenen verbannten Herrscher verraten worden wäre.
    Und ganz gleich, wie häufig sich Elric ins Gedächtnis ruft, daß dem Strahlenden Reich sein unglückseliges Ende vorherbestimmt war, weiß er doch in seinem Innersten, daß seine heftige Rachsucht, seine tiefe Liebe zu Cymoril (seiner gefangengesetzten Kusine) - mit anderen Worten, seine eigenen Bedürfnisse - es waren, die die Türme von Imrryr zum Einsturz brachte und sein Volk als verhaßte Wanderer auf der Oberfläche jener Welt verstreuten, die es einst beherrscht hatte.
    Ein Teil seiner Bürde besteht darin, daß Melnibone keinem Prinzip zum Opfer fiel, sondern blinder Leidenschaft …
     
    Als sich Elric anschickte, seiner zeitweiligen Verbündeten ein Lebewohl zu entbieten, zog ihn etwas im boshaften Blick der Gräfin an, und zustimmend neigte er das Haupt, als sie ihn einlud, noch eine Weile an ihrer Seite zu reiten; und dann schlug sie ihm vor, gemeinsam noch Wein in ihrem Zelt zu trinken.
    »Ich möchte weiter über Philosophie reden«, sagte sie. »Ich habe mich sosehr nach Gesellschaft gesehnt, die mir an Intellekt ebenbürtig ist.«
    Und tatsächlich verbrachte er mit ihr diese Nacht und noch viele weitere Nächte. Diese Tage hafteten in seinem Gedächtnis als eine Zeit des Lachens und der grünen Hügel, die von
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