Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rache-Agentur

Die Rache-Agentur

Titel: Die Rache-Agentur
Autoren: Annie Sanders
Vom Netzwerk:
den restlichen Sirup in den abgekühlten Haferbrei. «Schwupp, jetzt ist es verschwunden. Hey, ich wusste ja gar nicht, dass ichmagische Kräfte habe! Zeig mir mal, dass du genauso schlau bist wie ich und dein Porridge verschwinden lassen kannst. Wir müssen nämlich langsam los, sonst komme ich zu spät ins Büro!»
    Libby holte sich ihren Löffel zurück. «Dreh dich um, Mummy, und wenn du wieder hersiehst, habe ich alles weggezaubert.»
    Gehorsam drehte Georgie sich um und wischte sorgfältig die Arbeitsplatte aus gebürstetem Stahl sauber. Sie betrachtete Libbys Spiegelbild in der glänzenden Glasscheibe des Einbauofens und sah ihr zu, wie sie ihr restliches Frühstück hastig aufaß und dabei ihre Milch verschüttete. «Schau doch! Alles weg. Ich kann auch zaubern. Komm, wir gehen. Oh, wir dürfen auf keinen Fall die Kamera vergessen, Mummy. Armer Daddy, er ist bestimmt traurig, wenn er mein Gebet nicht ansehen kann.»
     
    Noch bevor sie die Augen geöffnet hatte, spürte Flick, dass John nicht mehr neben ihr lag. Sie wusste zwar, dass er früh zur Arbeit musste, doch es enttäuschte sie, dass er sie nach dem Aufwachen nicht einmal berührte und es stattdessen vorzog, lautlos aus dem Bett zu schlüpfen und sich ohne ein Wort anzuziehen. Sie hörte Regen gegen das Fenster peitschen, drehte sich noch einmal um und kuschelte sich in die Decke. Sie wusste, dass ihr nur noch wenige kostbare Augenblicke blieben, bevor der Tag begann.
    «Bye», hörte sie John kurz darauf halblaut von der Türschwelle flüstern. «Ich rufe dich an.»
    «Ja», krächzte sie. Ob er sich wirklich meldete?
    Flick wartete ab, bis die Wohnungstür ins Schloss gefallen war, und schwang sich dann aus dem Bett. Ganz sicher war seine Frau in Sunderland gerade dabei, dem gemeinsamen Nachwuchs etwas Köstliches und Nahrhaftes vorzusetzen. Ob sie sich jemals fragte, was John auf seinenGeschäftsreisen nach London trieb? Ob sie sich wirklich vorstellte, dass er allein zu Abend aß, ein Buch las und sich dann frühzeitig in seinem billigen Hotelzimmer schlafen legte, nachdem er sich die Nachrichten auf CNN angesehen hatte? Oder war sie ihm auf die Schliche gekommen, dass er heimlich seine Affäre – seine Geliebte – angerufen hatte, in der Hoffnung, dass sie Zeit für ein paar Drinks in einer Bar hatte und danach mit ihm ins Bett stieg? Seine Geliebte? Flick hätte fast aufgelacht. Sie war sich nicht sicher, was sie für ihn war. Er sprach nie darüber, und sie wagte es nie, ihn zu fragen.
    Flick stellte sich unter die Dusche und schrubbte sich gründlich, um alles von sich abzuwaschen. Das war eine Seite an ihr, die Georgie niemals sehen würde. Die wunderbare, naive Georgie, die nie aufgab, nach einem Mann für sie zu suchen. Die sich immer darüber beklagte, dass die guten Kerle bereits vergeben und die anderen bloß Trauerklöße mit emotionalen Altlasten waren. Stimmte ja auch.
    Auf dem Weg ins Büro holte sich Flick einen Kaffee zum Mitnehmen bei Nino, der bereits mit frischen Toasts und den neuesten Storys über den Bandscheibenvorfall seiner Frau auf sie wartete. Flick war immer als Erste im Büro und notierte die Anrufe, die noch am Vorabend oder bereits am Morgen auf dem Anrufbeantworter hinterlassen worden waren. Die Anrufe aus der Nacht waren in der Regel reine Nachfragen. Ob sie wohl einen Schreiner vorbeischicken könnten? Man hätte sich beim Abendessen über den Ausbau des Dachbodens unterhalten und würde jetzt gern ein Angebot haben. Die Anrufe vom frühen Morgen hingegen waren oft dringend. Der Wasserhahn war verstopft, Regen drang vom Dach in die Wohnung oder, diese Nachricht war legendär gewesen, ob sie wüssten, wo es original Bircher-Müsli zu kaufen gab, weil es dringend zum Frühstück benötigt würde.
    Flick steckte gerade den Schlüssel ins Schloss, als ihr der Hamster wieder einfiel. Noch so eine Angelegenheit, um die sie sich kümmern mussten.
    «Gestern Abend hast du einen kleinen Augenschmaus verpasst», rief Flick später Joanna zu, nachdem die drei in den Arbeitstag gestartet waren. «Da rauscht hier so ein Typ herein, der köstlich nach etwas Würzigem duftet, und bittet uns, ihm beim Anziehen zu helfen.»
    «Verdammt aber auch. Warum bin ich nur so pünktlich los?», stöhnte Joanna.
    «Das hast du nun von deiner Teilzeitanstellung.»
    «Zitrone und Basilikum.»
    «Bitte?»
    «Zitrone und Basilikum», wiederholte Georgie ein wenig lauter, ohne den Blick vom Bildschirm zu nehmen. «Danach hat er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher