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Die purpurnen Flüsse

Titel: Die purpurnen Flüsse
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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Opfe r lediglich hie r aufgehängt.«
    »Wars t d u obe n be i diese r Spalte?«
    »Ja , abe r dor t gib t e s nicht s Bemerkenswertes . De r Mörde r ist vermutlic h vo n de r andere n Seit e aufgestiegen , wi e ic h auch , un d hat di e Leich e a n eine m Sei l di e Wan d hinuntergelassen . Mi t Hilf e eines zweite n Seil s stie g e r dan n selbs t ei n Stüc k a b un d klemmt e sein Opfe r ein . E r ha t einige s au f sic h genommen , u m dies e theatralische Haltun g z u inszenieren . Völli g unverständlich. « Niéman s musterte vo n neue m di e Wand , di e mi t scharfe n Felskante n gespick t un d von tiefe n Einschnitte n gekerb t war . Vo n seine m Standor t au s konnt e er di e Entfernunge n nich t eindeuti g abschätzen , doc h di e Nische , i n der di e Leich e gefunde n worde n war , schie n sic h etw a au f halbe r Höhe de r Wan d z u befinden , vo m Bode n gleic h wei t entfern t wi e vo n der Spitz e de s Felsens . E r wandt e sic h abrup t ab . »Gehe n wir.«
    »Wohin?«
    »In s Klinikum . Ic h wil l di e Leich e sehen.«
    De r Man n wa r nackt , nu r bi s z u de n Schulter n abgedeckt , un d lag seitlic h au f de m blanke n Metalltisch , i n gekrümmte r Haltung , als fürchtet e e r sic h vo r eine m Blitzschlag . Di e Schulter n ware n nach vor n gewölbt , de r Kop f gesenkt , un d sein e Arm e lage n zwische n den angewinkelte n Knien , di e geballte n Fäust e an s Kin n gedrückt . Die weißlich e Farbe , di e ausgeprägte n Muskeln , di e wundenübersäte Hau t verliehe n de m Tote n ein e beinah e unerträglich e Gegenwar t und Realität . De r Hal s wie s lang e Einschnitt e auf , al s hätt e jemand versucht , ih m di e Kehl e aufzuschlitzen . Unte r de n Schläfe n breiteten sic h geplatzt e Ader n au s wi e Flüsse , di e übe r di e Ufe r getrete n sind.
    Niéman s ho b de n Blic k un d mustert e di e übrige n Männe r i n der Leichenhalle : de n Untersuchungsrichte r Bernar d Terpentes , einen schnauzbärtige n Man n mi t hochgewachsener , schmale r Gestalt, Hauptman n Roge r Barnes , kolossa l un d behäbi g wi e ei n Öltanker un d Che f de r Gendarmeri e vo n Guernon , un d schließlic h Hauptmann Ren é Vermont , abgeordne t vo n de r Fahndungsabteilun g der Gendarmerie , ei n kleine r Man n mi t schütterere m Haar , rotgeäderter Hau t un d bohrende m Blick . Joisnea u hiel t sic h i m Hintergrun d und tru g di e Mien e eine s lernbegierige n Neuling s zu r Schau.
    »Wurd e e r identifiziert? « fragt e Niéman s di e Versammlung. Barne s tra t eine n Schrit t vor , seh r militärisch , un d räuspert e sich , ehe e r feierlic h anhob : »Da s Opfe r heiß t Rém y Caillois , Herr Kommissar . Fünfundzwanzi g Jahr e alt . E r wa r sei t dre i Jahren Chefbibliotheka r a n de r Universitä t vo n Guernon . Di e Leich e wurde heut e morge n vo n seine r Fra u Sophi e Cailloi s identifiziert.«
    »Ha t si e ih n al s vermiß t gemeldet?«
    »Ja , gestern , Sonntag , a m späte n Nachmittag . Ih r Man n wa r am Vorta g z u eine r Klettertou r in s Gebirg e aufgebrochen , e r wollt e zum Gipfe l de s Mure t hinauf . Allein , wi e a n jede m Wochenende. Manchma l übernachtet e e r i n eine r Berghütte . Deshal b ha t si e sich zunächs t kein e Sorge n gemacht . Bi s gester n nachmittag , un d …«
    Barne s verstummte . Niéman s hatt e da s Tuc h zurückgeschlagen un d de n Rump f de r Leich e entblößt.
    Ei n stumme s Entsetze n breitet e sic h aus , tonlos , wi e ei n i n den Kehle n steckengebliebene r Schrei . Unterlei b un d Brustkor b des Opfer s ware n übersä t vo n schwärzliche n Wunde n unterschiedlicher For m un d Tiefe . Schnitt e mi t bläuliche n Rändern , schillernde Verbrennungen , schwärzlich e Flecken , di e aussahe n wi e Rußwolken. A n de n Arme n un d Handgelenke n ware n Quetschunge n z u erkennen, wenige r ausgepräg t al s a m Hals , al s wär e de r Man n mi t Stricken gefessel t worden . »We r ha t de n Tote n gefunden?«
    »Ein e jung e Fra u … « Barne s war f eine n Blic k i n sein e Akte n und fuh r fort : »Fann y Ferreira . Ein e Professori n a n de r Universität.«
    »Wi e ha t si e ih n entdeckt? « Barne s räuspert e sic h erneut.
    »Si e is t ein e sportlich e Frau , ein e Wildwasserfahrerin , Si e wissen scho n – mi t Kaja k un d Taucheranzu g fähr t si e durc h Stromschnellen un d Wasserfäll e … Ei n äußers t gefährliche r Sport.«
    »Und?«
    »Nac h de m natürliche n Staudam m de s Flusse s is t si e an s Ufer
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