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Die purpurnen Flüsse

Titel: Die purpurnen Flüsse
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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»Ic h höre.«
    »Si e habe n di e Leich e gester n a m späte n Nachmitta g gefunden. Eingeklemm t zwische n Felse n übe r eine m Fluß , de r a m Campus entlangführt . Alle s deute t daraufhin , da ß e s sic h u m di e Ta t eines Wahnsinnige n handelt.«
    »Wa s weiß t d u übe r di e Leiche ? Is t e s ein e Frau?«
    »Nein . Ei n Mann . Ei n junge r Bursche . Offenba r de r Bibliothekar de r Uni . Di e Leich e wa r nack t un d zeig t Folterspuren : Schnitte, Risse , Verbrennunge n … Si e se i außerde m strangulier t worden , heißt es.«
    Niéman s stützt e di e Ellenboge n au f de n Schreibtisch . Scho b einen Aschenbeche r hi n un d her . »Un d waru m erzähls t d u mi r das?«
    »Wei l ic h vorhabe , dic h hinzuschicken.«
    »Was ? Wege n diese m Mord ? Di e Krip o vo n Grenobl e wir d den Mörde r innerhal b eine r Woch e verhaften , un d …«
    »Pierre , red ’ keine n Unsinn . D u weiß t seh r gut , da ß e s ni e so einfac h ist . Nie . Ic h hab e mi t de m Untersuchungsrichte r gesprochen. E r wil l eine n Spezialisten.«
    »Eine n Spezialiste n wofür?«
    »Fü r Mord . Un d Sitten . E r vermute t ei n sexuelle s Moti v oder irgendwa s vo n de r Art.«
    Niéman s reckt e de n Hal s zu m Lich t un d spürt e di e sengend e Hitze de r Halogenlampe . »Antoine , d u verschweigs t mi r doc h was.«
    »De r Richte r is t Bernar d Terpentes . Ei n alte r Kumpel . Wi r sind beid e au s de n Pyrenäen , e r un d ich . E r reg t sic h ziemlic h auf, kapiers t du ? E r wil l natürlic h nicht , da ß di e Sach e Welle n schlägt, wil l de n Medienrumme l un d de n ganze n Mis t möglichs t vermeiden. I n ei n paa r Woche n fäng t da s Semeste r wiede r an , un d bi s dahi n muß di e Sach e abgeschlosse n sein . Da s brauch e ic h di r j a nich t eigen s zu erklären.«
    De r Hauptkommissa r stan d au f un d kehrt e zu m Fenste r zurück . Er mustert e di e leuchtende n Stecknadelköpf e de r Straßenlaterne n i n der Ferne , di e dunkle n Kuppel n de r Bäum e i m Park . I n seine n Schläfen hämmert e noc h di e Gewal t de r vergangene n Stunden : die Messerstiche , de r Mor d au f de m Umgehungsring , die Verfolgungsjag d durc h Roland-Garros . Zu m tausendste n Ma l dachte er , da ß ih n de r Anru f vo n Rheim s vermutlic h dara n gehinder t hatte, eine n Mensche n umzubringen . E r grübelt e übe r dies e Anfälle unkontrollierbare r Gewalttätigkei t nach , di e sei n Gewissen ausschaltete n un d jede n Begrif f vo n Zei t un d Rau m tilgten , s o da ß er zu m Schlimmste n fähi g war . »Und? « fragt e Rheims.
    Niéman s dreht e sic h u m un d lehnt e sic h a n de n Fensterrahmen.
    »Sei t vie r Jahre n hab e ic h kein e Ermittlunge n diese r Ar t mehr durchgeführt . Wies o wills t d u mi r diese n Fal l anvertrauen?«
    »Wei l ic h eine n tüchtige n Man n brauche , einen , de r durchgreifen kann . Un d d u weißt , da ß da s Zentralbür o jede n seine r Mitarbeiter abordne n un d a n jede n beliebige n Or t i n Frankreic h schicke n kann.« Sein e breite n Händ e gestikulierte n i m Zwielicht . »Dies e kleine Mach t nütz e ic h aus. « Niéman s lächelte.
    »D u locks t de n Wol f au s seine r Höhle.«
    »Genau , ic h lock e de n Wol f au s seine r Höhle . Fü r dic h is t da s ein frische r Wind , un d ic h erweis e dami t eine m alte n Freun d einen Gefallen . Zumindes t wirs t d u inzwische n niemande n verprügel n …«
    Rheim s grif f nac h de n Faxblättern , di e eingeroll t au f seinem Schreibtisc h lagen.
    »Di e erste n Ergebniss e de r Gendarmen . Nimms t d u a n oder nicht? « fragt e er.
    Niéman s tra t a n de n Schreibtisc h un d stric h übe r das Thermopapier.
    »Ic h ru f dic h an« , sagt e er . »U m z u hören , wa s da s Krankenhaus sagt.«
    Vo n de r Ru e de s Trois-Fontano t kehrt e Niéman s sofor t nac h Hause zurück . E r bewohnt e ei n weitläufiges , nahez u leere s Appartement mi t gebohnerte m Parket t i n de r Ru e L a Bruyèr e i m neunten Arrondissement . E r stellt e sic h unte r di e Dusche , versorgt e seine Wunde n – di e nu r oberflächlic h ware n – un d mustert e sic h im Spiegel . Kantige , gefurcht e Züge . Kurzgeschoren e Haare , gra u und glänzend . Ein e Brill e mi t Metallrahmen . Niéman s lächelt e seinem Spiegelbil d zu . Eine r Visag e wi e diese r würd e e r i n einer menschenleere n Straß e nich t ger n begegnen . E r stopft e ei n paar Kleidungsstück e i n ein e Sporttasche , zwische n Hemde n un d Socken scho b e
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