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Die Prüfung: Kriminalroman (German Edition)

Die Prüfung: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Prüfung: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Kristian Schlüter
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hervor, den er gesucht hatte, und wollte gerade antworten, da öffnete sich hinter ihnen die Tür, und eine junge Frau, ganz in Blau gekleidet, trat durch die Glastür. Sie war zierlich und hatte so weiße Haut, dass sie sich beinahe nahtlos in die Umgebung einfügte. Ihre blonden Haare hatte sie zu einem kurzen Zopf nach hinten gebunden. Schönlieb fielen ihre großen, blauen Augen auf, die beinahe etwas zu groß im Verhältnis zum übrigen Kopf waren. Die Frau zog sich gerade OP-Handschuhe an, kam auf sie zu, lächelte kurz Kalle an und streckte Schönlieb die Hand entgegen.
    »Hallo, ich bin Lieke Versenius«, sagte sie mit einem leichten holländischen Akzent, »Assistenzärztin hier am Institut.«
    »Christoph Schönlieb.« Schönlieb wollte ihr gerade die Hand reichen, als er merkte, dass dort noch immer das benutzte, zusammengeknüllte Taschentuch war. Schnell zog er seine Hand zurück. Lieke Versenius schaute etwas irritiert, blickte dann auf ihre ausgestreckte Hand und verzog kurz das Gesicht.
    »Oh, Entschuldigung, ich hätte meine Handschuhe ausziehen sollen«, sagte sie und fummelte an dem rechten Einweg-Plastikhandschuh herum.
    »Ach, das ist …«, … gar nicht der Grund, wollte Schönlieb gerade sagen, wurde aber von Kalle unterbrochen.
    »Lieke arbeitet erst seit zwei Wochen hier«, sagte er und unterdrückte ein Schmunzeln, »wird uns aber hoffentlich lange erhalten bleiben.«
    »Ja«, sagte Schönlieb, verschränkte die rechte Hand mit dem Taschentuch hinter dem Rücken und reichte ihr stattdessen die linke Hand, die Lieke etwas ungelenk mit ihrer gerade aus dem Handschuh befreiten rechten Hand schüttelte. »Freut mich.«
    »Mich auch«, sagte Lieke, und Schönlieb sah, wie sich ihr rechter Mundwinkel nach oben schob.
    »Wie dem auch sei«, fuhr Kalle fort. »Der Tote wurde erst nachträglich ins Wasser geworfen. So viel kann ich sagen. In seinen Lungen haben wir kein Wasser gefunden.«
    »Wie viel wiegt er denn?«, fragte Schönlieb, den Blick noch immer auf Lieke gerichtet.
    »Knapp 79 Kilogramm«, antwortete Kalle.
    »Dürfte nicht so einfach gewesen sein, ihn ins Wasser zu bekommen, wozu das Ganze?«, fragte Schönlieb weiter.
    »In der Hoffnung, dass die Enten die Leiche auffressen?«
    »Was?«, fragte Schönlieb irritiert und wandte sich erst jetzt wieder Kalle zu, der ihn breit angrinste und mit den Schultern zuckte.
    »Keine Ahnung. Das herauszufinden ist deine Aufgabe, aber ich vermute mal, der Täter wollte Spuren verwischen. Spuren von Wasserleichen zu sichern ist wesentlich schwieriger. Ob es wirklich geholfen hat, muss sich noch zeigen. Die Kriminaltechnik nimmt sich gerade die Kleidung des Jungen vor.«
    »Da ist noch etwas«, sagte Lieke und wandte sich direkt an Schönlieb.
    »Ja?«, fragte er und versuchte sich auf die zu erwartenden Worte zu konzentrieren und weniger auf Lieke selbst.
    »Der Tote hat leichte Prellungen an der linken Schulter und an der rechten Hand. Die Verletzungen sind vor ungefähr eineinhalb bis zweieinhalb Wochen entstanden. Es kann gut sein, dass er sich mit jemandem geprügelt hat.« Lieke Versenius sah auf den Toten hinab. »Die Prellung an der Hand ist typisch für jemanden, der mit der Faust hart zuschlägt. Boxer haben das oft«, sagte sie. Wie sie das so sagte, hörte sich das alles viel netter an, als wenn Kalle ihm solche Dinge erklärte.
    »Ist sie nicht großartig?«, fragte Kalle und grinste.
    »Äh, ja«, antwortete Schönlieb und schaute kurz leicht beschämt auf den Boden.
    »Jetzt mach dich vom Acker. Wir haben hier noch genug zu tun«, sagte Kalle und zog das große Laken zurück über die Leiche. »Wie gesagt: Ich habe heute noch zwei wichtige Termine und will den HSV sehen. Den Rest kannst du im Bericht nachlesen. Ich schicke ihn euch nachher rüber.« Der Rausschmiss kam abrupt. »Und vergiss nicht den Artikel.« Kalle drückte ihm den Zettel in die Hand, den er die ganze Zeit bereitgehalten hatte.
    »Ja … äh. Natürlich … und danke«, stotterte Schönlieb und steuerte Richtung Ausgang. Kurz bevor er durch die Tür nach draußen auf den Gang trat, schaute er noch einmal zurück.
    »Viel Spaß beim Fußball. Und. Äh, noch mal herzlich willkommen, Frau Versenius«, sagte er und winkte etwas unbeholfen.
    »Tschüss, Herr Schönlieb«, sagte Lieke und lächelte amüsiert.
    Hatte er gerade Kalle, dem HSV-Fan, viel Spaß beim Fußball gewünscht? Was war mit ihm los? Schönlieb schüttelte den Kopf.
    Aber eins wusste er: In der
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