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Die Prüfung: Kriminalroman (German Edition)

Die Prüfung: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Prüfung: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Kristian Schlüter
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Hosentasche nach einem Taschentuch. Seine Nase lief.
    »Nein. Von vorne.«
    »Was?« Schönlieb putzte sich die Nase. »Wie soll das gehen?«
    »An der Stirn habe ich leicht zerdrückte Haut und einen rauen Bereich festgestellt. Wenn du mich fragst, hat er ungefähr so eins auf den Schädel bekommen«, Kalle stellte sich direkt vor Schönlieb, sodass sich ihre beiden Bäuche leicht berührten, holte demonstrativ mit dem Arm aus und führte seine Faust zu Schönliebs Stirn.
    »Also von vorne oder von hinten, was denn nun?«, sagte Schönlieb und machte einen schnellen Schritt zurück.
    »Der Täter, der ihm eines von vorne auf den Schädel verpasst hat, muss dies direkt vor seinem Tod getan haben, das erkennt man anhand des kleinen, scharfkantigen Blutergusses, das Blut hatte keine Zeit mehr in umliegende Gewebe zu versickern. Die Stelle des Blutergusses und der Schürfwunde lassen darauf schließen, dass der Täter vermutlich etwas kleiner als das Opfer war, sonst hätte es die Abschürfung wohl eher etwas weiter oben gegeben.«
    »Ihm wurde also von vorne mit der Faust auf den Kopf geschlagen?«
    »Mit der Faust? Nein. Hatte ich das gesagt?«
    »Vorgespielt hast du es.«
    Kalle schüttelte den Kopf »Nein, mit der Faust war es sicher nicht. Leider kann ich nicht sagen, was es für ein Gegenstand war. Auf jeden Fall stumpf und schwer. Wäre es mit der Hand oder der Faust gewesen, hätten wir das anhand der Form des Blutergusses sicherlich gesehen.« Kalle wandte sich wieder der Leiche zu. »Der Schlag auf den Kopf war jedoch nicht tödlich.«
    »Nicht?« Schönlieb sah ihn überrascht an.
    »Nein. Nur die, na ja, Einleitung.« Kalle nahm den Kopf des Jungen in beide Hände und drehte ihn leicht zur Seite. »Siehst du hier die Stelle?«
    Jetzt musste Schönlieb doch gucken, er nickte.
    »Tödlich war der Aufprall des Hinterkopfs auf den Boden.« Kalle zeigte auf eine Stelle am Hinterkopf. »Hier ist er auf den Boden geprallt, er muss ziemlich unglücklich aufgekommen sein. Auf der Rückseite des Schädels hat er eine lineare Fraktur, außerdem führte der Aufprall zu einer subduralen Blutung aufgrund deren sich der Druck in seinem Schädel stark erhöhte und das Gehirn zusammendrückte. Seine Gehirnfunktionen setzten aus, und die Gehirnsubstanz gelangte zum Ausgang des Rückenmarks, er verlor das Bewusstsein, und seine Atmung setzte aus.« Kalle dreht den Kopf vorsichtig zurück. »Hast du schon den Bericht vom Kollegen aus der Toxikologie gelesen?«
    Schönlieb verneinte.
    »Kam auch erst eben rein, der Kollege hat etwas Interessantes herausgefunden«, sagte Kalle und zog eine Augenbraue hoch. »Dieser junge Mann hier …« Er tippte mit dem Zeigefinger unsanft auf die Brust des Toten, für Schönlieb sah es aus, als wenn der Brustkorb leicht nachgab und sich die Nähte spannten. Schnell schaute er auf Kalles Schuhe. »… hatte Methylphenidat im Blut.«
    »Methylpheni…was?«
    »Methylphenidat. Vielleicht sagt dir der Name ›Ritalin‹ mehr.«
    »Ritalin? Ist das nicht das Zeug, das sie den hibbeligen Kindern geben?«, fragte Schönlieb, während er weiterhin auf Kalles Schuhe starrte. Er zog die Augenbrauen zusammen. »Und das sich die Studenten in den USA scharenweise reinpfeifen?«
    »So kann man es sagen, ein sogenannter Neuro-Enhancer, also ein Medikament, das angeblich deine kognitive Leistungsfähigkeit steigert.«
    »Doping für das Hirn«, sagte Schönlieb.
    »Sage ich doch …«
    »Ist das wirklich effektiv?«, fragte Schönlieb
    Kalle zuckte mit den Schultern. »Ich habe es noch nie probiert.« Er grinste Schönlieb an. »Habe ich auch nicht nötig. Ich habe mich aber ein wenig schlaugemacht und dir einen Artikel ausgedruckt.«
    Kalle kramte umständlich mit der Hand unter seinem langen blauen Schutzkittel.
    Schönlieb schaute nachdenklich auf den Toten und hielt noch immer das inzwischen zu einer kleinen Kugel zusammengeknüllte Taschentuch in der Hand. Aus den Augenwinkeln sah er sich nach einem Mülleimer um, konnte jedoch keinen entdecken. Er fand es abstoßend, gebrauchte Taschentücher zurück in die eigene Tasche zu stecken.
    »Hatten die Medikamente denn irgendeinen Einfluss auf seinen Tod?«
    »Nein, ich sage doch, tödlich war der Aufprall mit dem Hinterkopf. Warum man ihn danach ins Wasser geschmissen hat, weiß nur der Täter«, sagte Kalle.
    »Danach erst?« Schönlieb horchte auf. »Er ist nicht im Wasserbecken gestorben?«
    Kalle Petersen zog endlich den Zettel unter seinem Kittel
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