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Die Prophezeiung

Die Prophezeiung

Titel: Die Prophezeiung
Autoren: Mona Nebl
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Burg. Die Wachen ließen sie wie gewöhnlich eintreten und Zaramé spielte kurz mit dem Gedanken gleich zu Niall in den Kerker zu schleichen. Aber sie glaubte nicht, dass Karim so unvorsichtig wäre. Als sie am Wandteppich vorbeikam, zischte es kurz und Zaramé blieb stehen. Sirimi sah hinter einem Eck hervor und flüsterte leise: „Es geht Niall nicht schlecht, aber er spürt langsam Hunger und Durst. Er ist im Kerker angekettet.“
    Zaramé flüsterte einen leisen Dank und eilte weiter, um nicht wieder die Aufmerksamkeit auf den Teppich zu lenken. Innerlich bebend vor Wut blieb sie vor dem Thronsaal stehen, bis ein prächtig gekleideter Wächter sie angekündigte. Als Zaramé den Saal betrat, stockte sie kurz.
    Nozak selbst saß auf dem Thron, Karim stand an seiner rechten und Solana an seiner linken Seite. Königin Alea war nicht zu sehen. Also würde es nicht zwischen Karim und ihr allein geregelt werden. Ob Nozak der Erpressungsversuch seines Sohnes bewusst war oder glaubte er an das, was Niall vorgeworfen wurde? Zaramé wusste, sie würde jedes Wort mit Bedacht aussprechen müssen. Auch Solanas Anwesenheit war nicht gerade beruhigend. Sie würde einen Triumph über die verhasste ehemalige Mitschülerin genießen. Ob ihr klar war, dass ihr Bruder diese in die Burg holen wollte? Zaramé bezweifelte es, denn sonst hätte Solana nicht so spöttisch gelächelt.
    „Nun, Dienerin meiner Kinder, Du bist also hier, um das Schicksal deines Bruders zu erfragen! Wie sollte wohl ein Mann bestraft werden, der meinem Sohn gegenüber Böses im Sinn hatte? Was anderes als der Strick könnte ihn erwarten?“, ertönte die raue, herrische Stimme des Königs. Nozak war alt geworden in den letzten Wochen, schoss es Zaramé durch den Kopf. Spürte er, dass sein Sohn sich dazu anschickte, dem alten Mann die Herrschaft zu entreißen? Doch das bedeutet nicht, dass man ihn unterschätzen durfte: Den Mann, der Elfen und Magaren verbannt und neben dem Dichter Ikaron so viele Menschenleben auf dem Gewissen hatte. Und in seinen Händen und seiner Macht befand sich Niall in allerhöchster Gefahr. Zaramé zwang sich den Gedanken an Niall auf dem Podest des Galgens zu verdrängen und sank in die Knie.
    „Mein König, wenn dem so wäre, dann h ättet Ihr sicher jedes Recht so zu handeln. Aber ich kann Euch versichern, meinem Bruder wäre es nie in den Sinn gekommen Prinz Karim durch falsches Handeln Schaden zuzufügen! Es kann nichts anderes als ein böser Zufall gewesen sein. Ich bitte Euch inständig um Gnade für einen Mann, der selbst und auch dessen Familie nie Böses getan und immer das Beste gewollt hat“, flehte sie. Wohl wissend dass der Tyrann unterwürfiges Flehen seiner Untergebenen liebte, war Zaramé fast stolz auf sich, dass sie die Wahrheit gesagt hatte, ohne ihre wirklichen Absichten preiszugeben. Oder die Tatsache, dass Niall dem Prinzen sicher gerne Schaden zufügen wollte, aber natürlich nicht über „falsches Handeln“ oder etwa sogar indem er ein Tier schlecht behandelt hätte. Als sie Nozak anblickte, wusste sie, dass alles nur ein Spiel war: Den Herrscher interessierte ihr Flehen kein bisschen! Es lag an Karim darüber zu bestimmen, was geschah. Sie sollte lediglich vom Herrscher auf dem Thron, dem Platz, den Karim noch nicht einnehmen durfte, eingeschüchtert werden. Und nun erst begann das wahre Verhandeln! Karim sagte täuschend sanft: „Zaramé, Ihr wisst, wie sehr ich Euch zugetan bin. Aber wer sagt mir, dass Euer Bruder, vom dem ich schon immer den Eindruck gewonnen hatte, dass er mir gegenüber schlechte Gedanken hegt, nicht noch Schlimmeres im Sinn hat als mein armes Tier zu verstümmeln. Ich musste es heute töten lassen! Und es war für nicht nur von großem materiellen Wert für mich. Es war ein Geschenk meiner Eltern!“
    Zaramé beherrscht e ich mühsam und sagte mit ebenso sanfter Stimme: „Aber, mein Prinz, nach all der langen Zeit, die wir gemeinsam verbracht haben, solltet Ihr meinen Einfluss auf meinen Bruder kennen. Wenn es Euch ein besseres Gefühl gibt, dann lasst ihn an einen anderen Ort ziehen, ich bitte Euch! Um Euer Tier tut es mir sehr leid, aber ich glaube nicht, dass Niall ein Tier mit Absicht verletzen würde. Er liebt seinen Beruf und die Pferde sehr! Lasst es uns gutmachen, indem wir es gemeinsam abarbeiten!“
    Solana lachte höhnisch: „Was glaubst du denn, wie lange es dauern würde, bis ihr Hungerlöhner ein so teures Tier bezahlen könntet?“
    Zaramé sah sie ungerührt an,
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