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Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor
Autoren: Suzanne Frank
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auf ihre Hände lud und dabei so kräftig wie möglich nach oben drückte. Er fand eine Nische für sein Knie und beugte sich nach hinten, um nach oben blicken zu können, die Fackel hoch über seinem Kopf balancierend.
    »Ich kann dich nicht mehr lange halten«, keuchte Chloe, die ihre strapazierten Rückenmuskeln spürte, mit zusammengebissenen Zähnen. Sie stöhnte erleichtert auf, als er wieder herabsprang. »Hast du was entdeckt?«
    »Ja. Die Tür hat Hathor-Hörner und eine Scheibe und ist rot angemalt. Ich weiß nicht, ob damit eine richtige Tür gemeint ist, vielleicht gibt es hier irgendwo auch nur eine so bemalte Wand. Wo hat Imhotep den Priester noch mal beobachtet?«
    Chloe durchwühlte hektisch ihr Gedächtnis. »In einem Raum unter der Erde in der Nähe des Papyruslagers.« Sie blickte auf den Plan und wünschte sich einen roten Punkt mit der Aufschrift »Sie befinden sich hier«.
    Cheftu mit seinem unfehlbaren Gedächtnis hatte ihr den Plan bereits aus der Hand genommen; er blickte auf den Boden. »Das Bild zeigt Gehorsam. Auf den Boden blicken und nach etwas fassen.« Er kniete nieder.
    »Eine Falltür?«
    »Ich bin nicht sicher, aber nachschauen kann nicht schaden.« Sie krabbelten über den Boden, tasteten mit den Fingern die Ritzen zwischen den Steinen ab, suchten nach einem Spalt. Chloe strich mit den Fingerspitzen über einen Stein und zuckte gleich darauf mit einem leisen Aufschrei zurück.
    »Hast du dir weh getan?«
    »Es ist nur ein Schnitt.«
    »Woher?«
    »Heiliger Osiris! Ich glaube, hier ist sie!« sagte Chloe.
    »Gib mir die Fackel!«
    Sie nahm die Fackel in ihre zitternden Hände und leuchtete den Boden ab. Der metallische Glanz war stumpf geworden. Cheftu schabte den Dreck ab; es war ein flacher Hebel aus dünn gehämmerten Elektrum, der offenkundig seit unzähligen Jahren nicht mehr benützt worden war.
    »Wie funktioniert er?« frage Chloe.
    »Mal sehen«, antwortete er und drückte mit aller Kraft. Nichts geschah.
    Doch nach ein paar Sekunden hallte ein lautes Knirschen durch die Halle, und Chloe spürte, wie der Boden zu beben begann. Sie sprang schnell auf den Nachbarstein und sah dann, wie der Boden genau unter der Zeichnung zurückwich und darunter tiefste Dunkelheit gähnte, gegen die sich die Kammer darüber beinahe hell ausnahm. Das Knirschen hörte auf, und Chloe machte einen Satz, weil Cheftu ihr die Hand auf den Arm gelegt hatte. »Sollen wir?« fragte er, dann traten sie behutsam einen Schritt vor, um die Fackel über das Loch zu halten. Sie konnten zwei Stufen erkennen, die in einer Drehung nach unten führten. Sonst nichts.
    Mit zusammengebissenen Zähnen, um nicht vor Angst damit zu klappern, trat Chloe den Weg nach unten an, Cheftus warme Hand auf einer Schulter, der ihnen mit hoch erhobener Fackel leuchtete. »Bleibt die Kammer offen, falls wir wieder raus müssen?« fragte Chloe gepreßt in der totalen Dunkelheit.
    Cheftu dachte nach. »Ich habe keine Ahnung. Vielleicht solltest du lieber oben warten, während ich hier unten alles prüfe. Auf diese Weise gehen wir sicher.«
    »Nein«, widersprach Chloe fest. »Entweder machen wir das hier zusammen oder überhaupt nicht.«
    Cheftu stand schweigend ein paar Stufen über ihr. »Dann warte kurz, während ich sie festzuklemmen versuche, damit wir hier unten nicht in der Falle stecken, hau?«
    »Fünf Minuten, Cheftu.« Sie blieb still stehen, während er die Treppe wieder hinaufstieg. Es war, als wäre die Plage der Dunkelheit erneut über sie gekommen. Die Stufen führten in einer Wendeltreppe nach unten, so daß sie nicht in die obere Kammer hochblicken konnte. Sie schluckte angestrengt. Irgendwie hatte sie das Gefühl, daß etwas nicht stimmte. Cheftu hatte sich eigenartig verhalten, mal voller Zuneigung, mal in sich gekehrt. Zu leicht hatten sie Thuts beste Soldaten abgehängt. Wie Cheftu sagen würde, es reimte sich nicht zusammen.
    Sie hörte Schritte über ihr.
    »Chloe?«
    »Ich bin noch da«, sagte sie, während er bereits zu ihr herunterkam und die Fackel ihre dunklen Ängste zurückdrängte. Dann lag seine Hand wieder auf ihrer Schulter, und sie stiegen weiter hinab. Und noch weiter, immer tiefer in die Dunkelheit hinein. Die Stufen waren glitschig, und zum Festhalten hatten sie ausschließlich einander. Dann ging es nicht mehr tiefer; sie waren unten angekommen. Ein Luftzug löschte die Fackel.
    Cheftu blieb dicht neben ihr stehen, zog sie in seine Arme und vergrub sein Gesicht an ihrem Hals. »Ich liebe
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