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Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor
Autoren: Suzanne Frank
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den du gesehen hast . ihr habt offenbar Plätze getauscht, und er . also, er wurde dann Champollion.« Sie starrte ihren Ehemann an. »So muß es gewesen sein, denn du siehst Champollions Bild nur entfernt ähnlich.«
    »Mon Dieu.« Cheftu sank zu Boden.
    Sie kniete neben ihm nieder. »Champollion?« flüsterte sie und legte dabei eine eisige Hand auf die ihr so vertrauten Knie. »Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Es ist schon komisch, wenn man entdeckt, daß der eigene Ehemann ein ... eine historische Gestalt ist!«
    »Aii, die Geschichte.« Er legte seine kalte Hand über ihre. Dann hörten sie Geräusche, gedämpft, aber nicht wegzuleugnen. » Haii, mon Dieu, was habe ich getan?« flüsterte er und sah zu den Sternen auf.
    »Was?« Plötzlich merkte Chloe, daß Cheftu jemanden erwartete.
    »Geh in die Tür, Geliebte«, sagte Cheftu, erhob sich und schob sie vorwärts. »Du mußt fort.«
    Chloe ging hinüber und blieb mit wackelnden Knien in dem Alkoven stehen. »Ich kann nicht ohne dich gehen«, sagte sie.
    »Geh mit Gott, Geliebte«, wiederholte er mit brechender Stimme.
    Sie schluckte, denn im selben Augenblick traten Soldaten aus dem Dunkel, mit ihren Bögen auf Cheftu zielend. »Was soll das?« schrie sie.
    »Geh!« brüllte Cheftu.
    »Jawohl, Kheft«, verkündete Thut und trat vor.
    »Verschwinde, bevor noch mehr Böses Ägypten heimsucht. Wirf nicht das geschenkte Leben fort, das dein Liebhaber dir erkauft hat.«
    Perplex sah Chloe Cheftu an. »Erkauft?«
    Cheftu blickte sie mit tränenglänzenden Augen an.
    »Sobald du fort bist«, sagte Thut, »wie es der ehemalige Er-pa-ha erbeten hat, werden die Mauern dieser Kammer aufgerissen. Dann wird Cheftu mich zu den Goldschätzen führen, die dieses Weib gestohlen hat. Mit dem Gold, das sie Ägypten geraubt hat, werde ich alles wieder aufbauen und der größte Pharao werden, den Ägypten je gekannt hat. Dann werde ich auf Eroberungsfeldzüge gehen. Sobald ich Ägyptens Schatzkammern zurückgewonnen habe, werde ich jede Erinnerung an ihre schändliche Regentschaft auslöschen. Nicht eine einzige Kartusche mit ihrem Namen soll erhalten bleiben!«
    »Wieso?« Chloe rannen Tränen über die Wangen. »Wieso denn? Du hast sie doch überwunden.«
    »Jemand muß die Schuld für die Taten des Apiru-Gottes auf sich nehmen!« zischte er. »Jemand muß das Blut von Tausenden Toten an seinen Händen tragen! Und das werde nicht ich sein! Da all diese Dinge genau genommen geschehen sind, während sie auf dem Thron saß, ist es ganz natürlich, daß sie auch die Schuld dafür auf sich nimmt, damit wir Ägypten reinwaschen können. Diese Zerstörung rührte aus der unnatürlichen Herrschaft her: eine Frau auf dem Thron. Ich werde ihren Namen aus der Liste der Könige löschen. Das wird die Menschen lehren, sich nicht mehr gegen die Gesetze der Ma’at zu stellen.«
    Chloe sah Cheftu an. Sein Gesicht war wie Pergament, und unter seinen Tränen verlief die Bleiglanzschminke in schwarzgrauen Streifen. Er ließ sich auf ein Knie sinken, als sei er zu schwach zum Stehen. Die Soldaten bauten sich um ihn herum auf, und Chloe schrie auf, als sie sah, wie die Speere rote Punkte in seinen Hals und seine Brust drückten. Cheftu hob eine Hand, um eine Speerspitze von seinem Adamsapfel wegzuschieben.
    Am Ende blieb ihnen keine Zeit für Tränen, letzte Worte, eine letzte Berührung. Sie kniete nieder, den Blick fest auf seine Augen gerichtet, ohne ein Wort, und sog den Anblick ihres Geliebten, ihres Kas in sich auf. Schon peitschte eine Windbö um sie hoch. Sie bekreuzte mit bebender Hand ihre Brust, dann streckten sie die linken Hände zueinander hin, während Cheftu gequält die Augen schloß.
    Es gibt keine größere Liebe, als sein Leben für einen Freund hinzugeben ... Die Worte trieben durch ihren Kopf.
    Die Zeit schlug um.
    Cheftus gepeinigter Schrei ging in dem dröhnenden Lärm unter, der ihre Seele und ihren Leib auseinanderriß, trennte, voneinander löste. Schmerzhafte Stromstöße zuckten durch ihre orientierungslosen Sinne, bis endlich segensreiche, friedvolle Dunkelheit sie einhüllte, wärmend, tröstend . wie die Umarmung eines Geliebten.
    EPILOG
    Thutmosis, Ägyptens Mächtiger Stier der Ma’at, Herr über Zwei Länder, Herr des Horizonts, Horus Hakarty, Menkheper-Re-Te-huti-mes III. Herrscher über Ober- und Unterägypten, Geliebter Butos, Sohn der Sonne, ewig möge er leben!, Leben! Gesundheit! Wohlergehen!, stürmte durch seine nächtlichen Gemächer, ohne Schlaf
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