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Die Propeller-Insel

Die Propeller-Insel

Titel: Die Propeller-Insel
Autoren: Jules Verne
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mit mehreren Glühlampen, die durch niederzulassende Schirme in mild leuchtende Nachtlampen verwandelt werden können. Die Erklärung aller dieser Wunder von dem kommenden Morgen erwartend, schlummern sie endlich in den die vier Zimmerecken einnehmenden bequemen Betten ein und schnarchen mit der außergewöhnlichen Uebereinstimmung, der das Concert-Quartett seinen künstlerischen Ruhm verdankt.
Drittes Capitel.
Ein redseliger Cicerone.
    Am frühen Morgen, gegen sieben Uhr, erschallen nach täuschender Nachahmung des Tones einer Trompete – gleich dem ersten Signal bei der Reveille eines Regiments – im gemeinschaftlichen Zimmer folgende Worte oder richtiger Rufe:
    »Allons!… Hopp!… Auf die Füße… und in zwei Tempos!«… womit Pinchinat den jungen Tag einleitet.
    Yvernes, das bequemste Mitglied des Quartetts, hätte gewiß drei, oder noch lieber vier, Tempos vorgezogen, um sich aus den molligen Hüllen des Bettes zu schälen. Doch auch er muß dem Beispiele seiner Kameraden folgen und die horizontale Lage gegen die verticale Haltung vertauschen.
    »Wir haben keine einzige Minute zu verlieren! bemerkt Seine Hoheit.
    – Freilich, schließt Sebastian Zorn sich ihm an, denn morgen müssen wir unbedingt in San Diego sein.
    – Schon recht, erwidert Yvernes, ein halber Tag wird ja ausreichen, die Stadt unsers liebenswürdigen Amerikaners zu besuchen.
    – Was mich verwundert, läßt sich Frascolin vernehmen, ist, daß überhaupt eine so bedeutende Stadt in der Nähe von Freschal liegt!… Wie mocht’ es nur kommen, daß unser Coachman davon kein Sterbenswörtchen gesagt hat?
     

    »Ganz zu Ihren Diensten und Befehlen, meine Herren!« (S. 35.)
     
    – Die Hauptsache bleibt doch, daß wir hier sind, alter G-Schlüssel,« bemerkt Pinchinat.
    Durch zwei große Fenster dringt reichliches Licht ins Zimmer, das auf etwa eine Meile Länge Aussicht nach einer schönen, mit doppelter Baumreihe geschmückten Straße bietet.
    Die vier Freunde beginnen nun in einem behaglichen Nebenraume ihre Toilette, übrigens eine kurze und leichte Arbeit, denn alles ist hier nach den neuesten Verbesserungen eingerichtet: Drehhähne für warmes und kaltes Wasser zur beliebigen Mischung, Waschgeschirre, die sich durch Achsendrehung selbstthätig entleeren, Fuß- und Handwärmer, Zerstäuber mit wohlriechenden Flüssigkeiten, die nach Belieben in Function treten, durch den elektrischen Strom bewegte Ventilatoren, mechanisch bewegte Bürsten, so daß man an die einen nur den Kopf, an die andern die Kleidung oder die Stiefeln zu halten braucht, um erstere gereinigt, letztere blank gewichst zu bekommen.
    Des weiteren, ohne die elektrische Uhr und die elektrischen Oelfläschchen, die sich durch einen Fingerdruck nach Bedarf ergießen, zu rechnen, setzen Klingeltasten oder Telephone die verschiednen Theile der ganzen Anlage mit dem Zimmer in sofortige Verbindung.
    Und Sebastian Zorn nebst seinen Kameraden kann von hier aus nicht allein mit dem Hôtel sprechen, sondern auch mit den verschiednen Theilen der Stadt, ja vielleicht gar – das ist wenigstens Pinchinat’s Ansicht – mit jeder beliebigen Stadt der Vereinigten Staaten.
    »Wenn nicht der beiden Welten,« setzt Yvernes hinzu.
    In der Erwartung, sich hiervon noch später zu überzeugen, läßt sich zwei Minuten nach drei Viertel acht Uhr in englischer Sprache folgende telephonische Mittheilung vernehmen:
    »Calistus Munbar entbietet seinen Guten Morgen allen verehrlichen Mitgliedern des Concert-Quartetts und ersucht sie, sobald sie dazu fertig sind, herunter zu kommen, um im Dining-room des Excelsior-Hôtels das erste Frühstück einzunehmen.
    – Excelsior-Hôtel! rief Yvernes. Der Name dieser Caravanserei klingt vielversprechend!
    – Calistus Munbar, das ist unser so ungemein zuvorkommender Amerikaner, bemerkt Pinchinat, und der Name ist großartig!
    – Liebe Freunde, ruft der Violoncellist, dessen Magen ebenso selbstwillig ist wie sein Eigenthümer, da der Morgenimbiß aufgetragen ist, wollen wir frühstücken, und nachher…
    – Nachher… spazieren wir durch die Stadt, fällt Frascolin ein. Doch welche Stadt in aller Welt kann das sein?«
    Da unsre Pariser ihre Morgentoilette schon so ziemlich vollendet haben, antwortet Pinchinat telephonisch, daß sie sich binnen fünf Minuten die Ehre geben werden, Herrn Calistus Munbar’s Einladung nachzukommen.
    Bald darauf begeben sie sich nach dem Personenaufzug, der sich sofort in Bewegung setzt und sie in die monumentale Vorhalle des
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