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Die programmierten Musen

Die programmierten Musen

Titel: Die programmierten Musen
Autoren: Fritz Leiber
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und zu verzärteln und zu beschützen.
    Ich glaube, wir alle wissen, was die Gehirne am meisten vermißten – die Fähigkeit des Zupackens. Deshalb nennen sie die Menschen auch immer Affen, wenn sie sich aufregen. Darin kommt großer Neid zum Ausdruck. Affen, die nach allen möglichen Dingen greifen, sie in der Hand drehen, daran herumpulen, daran ziehen, sie herumwerfen, betasten …«
    »Zane!« Schwester Bishop winkte aufgeregt. »Ich verstehe, was Sie im Sinne haben, aber das ist unmöglich. Sie können doch nicht in die Eier eindringen und eine Art Maschine an die Stümpfe ihrer kinästhetischen Nerven und der Nerven für die willkürlichen Muskel anschließen«, protestierte sie aufgeregt. »Ich habe selbst ein paarmal daran gedacht, aber nur Zukertort hätte so etwas geschafft. Seither hat niemand die Fertigkeit aufgebracht, in ihre Hüllen einzudringen. Und das verstehe ich nicht an dem, was Sie da vollbracht haben. Meine Hochachtung. Wie kontrolliert Küken sein Antischwerkraft-Feld und seine Klauen?«
    »Es ist gar nicht die Rede davon, in die Metallhüllen einzudringen«, erwiderte Zane. »Was ich getan habe, ist nicht einmal ein Zehntel so schwierig. Stimmenschreiber – das ist Ihr Schlüsselwort, an dem ich mich auch orientiert habe. Wenn die Eier Stimmenschreiber benutzen können, so habe ich mir vor zehn Tagen überlegt, dann müßten sie doch mit passenden geräuschgekoppelten Instrumenten in der Lage sein, ihre Stimme zum Betreiben von künstlichen Händen und einer Flugvorrichtung zu verwenden und sich immer noch zwischendurch zu unterhalten. Natürlich waren ein wenig elektronische Gaukelei und drei Fremdsprachen nötig (davon eine für die Hauptkontrolle), um drei Signalsysteme über einen Kanal laufen zu lassen, aber übermäßig schwierig war das Ganze nicht. Was noch wichtiger ist – die Eier werden irgendwann in der Lage sein, mit Hilfe ihrer Stimmen Instrumente und Vorrichtungen aller Art zu bedienen – nicht nur kleine Greifer und Flugkontrollen, sondern Hämmer, Sägen, Kräne, Raumschiffe, Bulldozer, Meißel, Messer, Mikroskope, Farbpinsel …«
    »He!« brüllte Flaxman und legte die Hand über den Hörer! »Nun nehmen Sie mir aber nicht meine Autoren weg! Sie sollen in der Station bleiben und Geschichten schreiben und nicht im Sonnensystem herumsausen und schreckliche Bilder malen und auf dem Mond Löcher graben und sich fürs Holzschnitzen begeistern.«
    »Denken Sie doch an Kükens Entführung«, erwiderte Zane Gort. »Es sind gerade die neuen Erfahrungen, die in den Eiern die besten Geschichten heranreifen lassen.«
    »Na gut – aber ich will vorher immer gefragt werden.« Der Verleger stürzte sich wieder in sein Telephongespräch.
    »Es stimmt – alles, was Zane gesagt hat, ist richtig«, warf Küken ein. »Nach hundert Jahren bin ich endlich aus der Unterwelt aufgetaucht, ich bin meinem blechernen Grab entflogen, und ich muß es ja wissen.«
    Bei diesen Worten war lautes Buhen und Zischen und Rufen vom Fernsehschirm zu hören, wo die anderen neunundzwanzig Eier die Szene entzückt beobachteten. Schwester Bishop drückte Gaspards Hand. »Die Station wird das reinste Tollhaus werden«, sagte sie glücklich und so laut, daß es alle hören konnten. »Wir werden sehnsüchtig an die ruhigen Tage zurückdenken, wo die Eier nur schrien und sangen. Jetzt haben wir bald alle möglichen Mitautoren zu Besuch – da müssen wir wohl das Haus erweitern. Wir werden Werkbänke einrichten müssen, Tischtennistische, eine Lebensschulung …«
    Gaspard nickte. »Und ich wette, die Hand- und Fluggeräte für achtundzwanzig Eier muß ich dann bauen, nachdem es mir Zane am zweiten Exemplar demonstriert hat.«
    »Es ist wirklich nicht annähernd so schwierig, wie du dir das vorstellst, Gaspard«, versicherte ihm Zane, »und nach den ersten Anlagen werden dir die Gehirne selbst helfen können. Ich stelle mir eine wunderbare elektrische Werkstatt vor und eine Reihe stimmengetriebener Werkzeuge, die in Anwendbarkeit, Kraft und Genauigkeit den Robotgreifern kaum nachstehen. Allein bei dem Gedanken an die herrlichen Aufgaben, die vor uns liegen, komme ich mir wie neu gebaut vor – tatsächlich erhält mein ganzes künftiges Leben eine neue, belebte Perspektive.« Der Roboter stockte, und sein Auge drehte sich langsam und hielt inne. »Miß Rosa«, sagte er zu der rosa Robix. »Ich habe Ihnen eine wichtige Frage zu stellen. Wollen Sie …«
    »Hört mal!« befahl Flaxman und knallte den Hörer auf die
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